HANS
BISCHOFFSHAUSEN
Die Begegnung mit dem Werk Hans Bischoffshausens
führt mitten in das beunruhigende Problem der neuen
Malerei, die stumm bleibt, wenn sie mit den traditio-
nellen und bisher üblichen Bildgesetzen konfrontiert
wird.
Schon bei der Frage nach dem Bildraum, in dem sich die
Komposition vollzieht, tritt ein Komplex von Schwierig-
keiten hervor. Denn es gibt keinen Bildraum im üblichen
Sinne, einen Raum, in dem sich die Gegenstände oder
die abstrakten Formen nach bestimmten Gesetzen ord-
nen. Dafür aber gibt es energiegeladene Farbflächen, die
jeder statischen Ordnung widersprechen. Es ist so, als
schwebten die Farben in einem irrationalen Raum, der
aber nur durch ihr gegenseitiges Verhalten entsteht, der
flüchtig und nicht faßbar, jederzeit veränderlich ist. Und
auf solchen, alle Merkmale der Veriindcrlichkeit tragen-
den Bildgründen, erscheint eine graphische Zeichen-
sprache, die, bald fließend, ein Schriftbild ergibt, bald in
reliefartigen Bildungen, sich zum Mittelpunkt hin kon-
zentriert.
Das Problem der in Bewegung geratenen, im Sinne von
Paul Klee naturhaft wachsenden Bildelcmcnte, hat llans
Bischoffshausen schon seit den ersten Anfängen seiner
künstlerischen Tätigkeit gefesselt.
Als Architekturstudent war der 1927 geborene Kärntnei"
nach dem Krieg an der Technischen Hochschule in Graz
Schüler von Professor Kurt Weber, einem Maler von
internationalem Rang, vor allem aber einem Lehrer, dem
die Klärung der Probleme der Kunst ein persönliches
Anliegen bedeutet; daran laßt er die studierende Jugend
regen Anteil nehmen. Niemals aber zwingt Weber den
Lernenden seine künstlerischen Ausdrucksmittel oder die
von ihm gefundenen Lösungen auf, sondern gibt jeder
Individualität freie Entfaltungsmöglichkeit. Mit großem
Verständnis hat er Bischoffshausen gefördert, der das
Architekturstudium 1949 aufgab, um sich ganz der Ma-
lerei zu widmen. Als Mitglied der Grazer Sezession trat
der junge Maler in der Folge mehrmals in diesem Kreis,
aber auch unter den Künstlern der Galerie St. Stephan
TRÄGER DES IOANNEUMKUNSTPREISES FUR ZEITGENUSSISCHE MALEREI 1959 DES LANDES STEIERMARK
TRUDE ALDRIAN
in Wien hervor und hat in vielen Ausstellungen in Osler-
reieb, Italien, Frankreich, Deutschland, Polen und jugo-
slawien beachtliche Anerkennung gefunden. 1957 erhielt
er den Lissonepreis, dem 1954 ein zweiter Preis der
Biennale dei Giovanni in Görz vorangegangen war.
Am Wettbewerb um den joanneumkunstpreis für zeit-
genössische Malerei des Landes Steiermark konnte
Bischoffshausen als Mitglied der Grazer Sezession teil-
nehmen. Das Land hat ihn - gestützt auf das Urteil
einer internationalen jury - ausgezeichnet und ihm den
1959 zum erstenmal verliehenen Preis zuerkannt.
Die Werke, die Bisehoffshausen innerhalb des ersten
jahrzehntes seiner künstlerischen Tätigkeit geschaffen
hat, zeigen, daß er, von Anbeginn an den geistigen Strö-
mungen der Zeit teilhabend, in seiner Kunst um ein
Symbol der heutigen Situation der Welt ringt. In Wand-
lungen und Verwandlungen müht er sich, mitzuschaffen
am Bilde der Welt und ihrer lebendigen Kräfte. In allen
Werken zeigt sich eine Visionäre Begabung, die in die
Tiefen der Naturkräfte lotet.
TRUDE ALDRIAN
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