Zur Feshuochenausstellung der Sladl Wien im Oberen Belveclere
PAU
GAU
HERIBERT
'lU'
ER
l)er 1848 in Paris geborene Paul Gauguin wird heute un-
bestritten zu den „Klassikern der modernen Malerei"
gezählt und seine Rolle als Vorläufer und Wegbereiter
der Kunst des 20. Jahrhunderts ist seit der denkwürdigen
Sonderbundausstellung in Köln 1912 immer wieder be-
tont worden. Sein an sich schon bewegtes Leben wurde
und wird romanhaft ausgesehmückt und die Beurteilung
seiner Kunst erfolgt fast ausschließlich an den „exoti-
sehen" Bildern seines letzten Lebensjahrzehntes. Auf die-
sem Gebiet jedoeh hat er fast keine direkte Nachfolge
gefunden und der ihm in der Kunstgeschichte einge-
räumte Platz ist allein daraus nicht erklärbar. Viel wich-
tiger für die Folgezeit erscheinen seine Theorien, die
seinen künstlerischen Werdegang bestimmten und in
seinem Leben ein gutes Stück Entwicklungsgeschichte
der Malerei des 19. jahrhunderts zusammenfassen.
Dieses Leben schien keineswegs vorausbestimmt, das
eines Künstlers zu werden, und noch weniger das eines
Revolutionärs. Aus einer musisch kaum vorbelasteten
Familie stammend - es sei denn, man billige den senti-
mental-sozialkritischen Romanen seiner Großmutter
Flora Tristan künstlerische Werte zu -, erhielt der
Knabe eine durchschnittliche Erziehung. Die Tropen
allerdings, die später für ihn so wichtig werden sollten,