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enge Verbindung zwischen dem Museum und der Industrie wieder her-
stellte, war daher gerade der Weihnachts-Ausstellung nicht zum Vortheil
gewesen.
Diesen Uebelstand konnte nur eine Verschmelzung beider Aus-
stellungen in eine gemeinsame, in eine und dieselbe, aufheben, zumal
der Ausfall der Museums-Ausstellung im vorigen Jahre gezeigt hatte,
dass die Weihnachts-Ausstellung des Vereines für sich allein nicht die
nothwendige Anziehungskraft auf das Publicum auszuüben vermochte.
Es war daher ein glücklicher Gedanke, den zuerst Ludwig Lobmeyr in
einer Sitzung des Curatoriums aussprach, auch die Weihnachts-Aus-
stellung des Museums dem Verein zu übertragen, so zwar, dass dieser
verpflichtet sei, auch Nichtmitglieder aufzunehmen, wenn ihre Arbeiten
und Leistungen den Anforderungen des Programmes entsprächen. Der
Verein ging bereitwillig auf -den Antrag und seine Bedingungen ein,
bildete ein Comite aus seiner Mitte, und neue Leute und neuer Eifer
kamen in die Sache. Selbstverständlich lieh das Museum dem Verein jede
mögliche Unterstützung und Mitwirkung.
So macht die Ausstellung, obwohl nicht wesentlich größer als in
den besten Jahren, in manchen Zweigen sogar minder bedeutend, im All-
gemeinen einen sehr günstigen Eindruck. Sie nimmt dieselben Räume
ein wie früher, die des Museums sowie die des Vereines zusammen-
genommen, und auch das Arrangement schließt sich an das der letzten
fünf Jahre an. Was den Inhalt betrifft, den wir an dieser Stelle nicht
näher besprechen wollen, so liegt ihr Vortheil, wie gesagt, in der Ver-
einigung der Arbeiten zweier Jahre, und so bietet sie gemäß der Länge
dieses Zeitraums -und der fortschreitenden Bewegung von Kunst und
Geschmack manches Neue und manche Veränderung. Auch sonst haben
einige ungewöhnliche Erscheinungen ihre Anziehungskraft vermehrt.
Dahin gehört vor Allem der ebenso reiche wie schöne Schmuck der
Erzherzogin Marie Valerie_', sämmtlich Arbeiten des Juweliers Köchert,
und desgleichen der silberne Tafelaufsatz, welchen Professor Stephan
Schwartz für den Maler Angeli verfertigt hat. Neuheiten und Veränderungen
zeigen unter Anderem die Möbel, die allerlei feines Luxusgeräth zur Aus-
stellung gebracht haben neben den gewöhnlichen Credeuzen, Schränken,
Betten u. s. w. Einiges Neue ist auch in farbigem Glase zu sehen,
während Lobmeyr wiederum durch gravirte und in Gold verzierte Glas-
gefäße glänzt, Gegenstände von feinstem Geschmack und feinster Arbeit.
In allen Zweigen sehen wir die ersten und wohlbekannten Namen:
In Glas außer Lobrneyr noch Schreiber und Neffen, Bakalovits, Graf
Harrach in Neuwelt, Lutz' Witwe (Spaun) in Klostermühl; in Porzellan
und Faiencen Wahliß, Haas 8c Czizek; in Silber V. Meyer's Söhne und
Goldberger, Brix und Anders; in Zinn Ertl in Znaim und Zamponi in
Graz; in Bronzen Hanusch und I-Iollenbach's Neffen; in Möbeln F. Michel,
S. Jaray, Ludwig Schmittl, Reschenhofer, -Klöpfer, lrmler u. A. Auch