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Volltext: Alte und Moderne Kunst V (1960 / Heft 8)

Teile, so z. B. in der Musterung des Kleidstoffes, der 
sichtlich ein Entwurf der Wiener Werkstätte ist. Die 
Ruckhaftigkeit der feinen Übergänge und die „Diskre- 
panz" wird optisch dadurch gemildert, daß das Auge des 
Betrachters durch eine Vieiheit von kleinen Partikeln 
angezogen wird. Diese bewirken im Gegensatz zu den 
leeren Flächen eine größere Körperlichkeit, kommen 
aber auch einem Hang, alles aufzuteilen, entgegen. Wenn 
hier auch nicht der Platz ist, auf den möglichen Kern 
dieses lianges einzugehen, so soll doch erwähnt werden, 
dziß das Unvoilendetsein des Gemäldes im Herbst 1905 
nicht so sehr im wenig ausgebildeten Porträthziften be- 
stand, sondern eher darin, daß Klimt - der gewisse Bild- 
teile während der Arbeit fast „mikr0sk0piseh" sah -, 
mit dem Grad der Präzision und Dichte der Aufteilung 
grundsätzlich eigentlich nie zufrieden sein konnte. Hier- 
in liegt ein Zug, der dieses Hauptwerk der Wiener 
jugendstilmzilerei mit einer Eigenart des Wiener „Se- 
cessionsstils" tief und geheimnisvoll verbindet und es 
zur klaren Repräsentation eines Empfindens macht, dem 
wir heute mit mehr Verständnis als in der Zwischenzeit 
seit dem Tode Klimts gegenüberstehen. 
ich Iieiiullkc inmi nininii bei Herrn m. Franz Wintiltltil-Uruelz, Herrn 
m. Tliuiuan Stnniiurnugh und den Bayrischen Gemäitiesiimmlllngen im 
rii- Elillltillliß der Plliiiiklllitill (19! unbekannten stnmi nnii für ihre 
irt-undiiriie iiehilie. 
1 Ul iiui Lw. e 13"4ürii1 - bezeichnet links unten: Uuxtav (Iiiiirt) 
was 4 Aiiiiiiiiungeli: M. Eisier, Gustuv Kilint, Eine Nachlese, Wien 1031, 
14; 1:. Pireilan, Gustui Ixiiint, 194:, Anna, und 1936, Abiuiiß. _ 
Allnriltiiüilgßlll u. Ausnt. (lt! Deulseiteti Künstlelbuhiies Berlin was, 
Kuuslmiillltl Wien 1902i, Ruum ii, Nr.5; Internat. Kllntshlthuu Rum m11, 
(isturleleliirlthe! Pavillon, Nr.110; Kliilil-Ausst. Wien 1928, Nnsi. 
2 Fräulein Murgaret Wlltgenstein heiratete um 1. Juli 1'105. Kiiili! 
iiprieixl im Brief von „ihrer Frau Tuciller". 
ß nni liliil wurde tatsächlich ausgestellt. Vergleiche Liiü Beschreibung 
von n. Hosenh-iigen in: Die Kunst, 1905, 9.515. 
4 Drei Hiütter im Besitz von Herrn Dr. Th, Stunlsorough. Die zwei 
Weiteren Biiillet s. In: Ülltehunat u. Kilpistein, Bern, Lngt-i-kiitiiiog Nr. m, 
Ausiilriiung Gustnv Killllt, so Zeichnungen, 1957,N'r.5 (ni. Ähb.) uml 
cn. M. Nchehay, Wien, (iütilllv Kilmt, 40 auserwiitile Zeichnungen, 
März 196i}, Nr. Z2 (in. Ai1b.). 
BRIEF I 
lluchverehrtc Gnädige Frau! 
Mit größtem Vergnügen bin ich bereit, Ihren Auftrag zu übernehmen, falls ein kleiner Aufschub möglich ist. Vor [Mitte 
März werde ich nicht viel machen können; sollte dies kein IIiuderms bilden, so stelle ich mich mit Freude zur Verfügung. 
Genehmigen Sie, Hochuerelsrtz- Gnädige Frau, 11511 Ausdruck vorzüglicher Hochachtung 
' Ihres stets ergebenen 
Gnslav Klimt. 
BRIEF II 
Euer Huehgeburener! 
Darf ich jetzt noch auf einen Brief antwurten, den ich vor sehr geraumer Zeit erhielt? 
Um! darf ich auf ein klein uwnig Entschuldigung rechnen, wenn ich sage, daß außer einer krankhaften Schreibscheu, sonst 
täglich der llmstnml, daß mir die Antwort sehr srhwer wird, die Verzögerung verschuldete. 
Die Antwort urird mir srhrrer, nicht weil das Bild nicht fertig ist, sondern weil es vor allem novh nicht gut ist - ich kann 
daher nur den ietztiger: Gurs meiner lebensgroßen Porträts nennen und der beläuft sich auf ca. 5000 Gulden. Nncb ureniger 
kann ich von Ihrem lieben Anerbieten, das Porträt schon jetzt zu bezahlen, Gebrauch mncben - nach dem Obengesagten. 
Ich hoffe, im Herbst nach Schluß der IlllSIlElIItYlg das Bild fertig machen zu können und hoffe weiters, daß es uls Porträt 
noch gut werden soll. 
Ich bitte norbmals um giitige Entschuldigung - die schuldige Antwort hatte mein Gemüt sehr belastet. 
Ibr stets ergebener 
Gustav Klimt. 
BRIEF III 
Euer Huchgeborener! 
Darf ich mir das in Ihrem Besitze befindliche Bild: „Goldener Ritter" für die Berliner Kunstausstellung erbitten? 
Ebenso das Porträt Ihrer Frau Tochter, ubwulal das Bild noch unfertig ist? - die Ausstellung dauert wahrscheinltrh bis 
November -- ich habe dort einen Saal zu füllen und brauche die beiden Bilder dringend. 
Ihr stets ergebener 
Gustau Klintt. 
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