1 Henri Rousseau, Die schlafende
Zigeunerin.
2 Marc Chagall, Abdullah fängt eine
Mccrmaid in seinem Netz, farbige Li-
lographie aus der Mappe „Arabisclu
Nächte".
3 Marc Chagall, Bühnenbild für das
Ballen „Aleko", 4. Szene.
ältesten Sinnbilder der Poesie. So war die Rose, Symbol
der unio mystica, für Mallarme auch das Symbol des
dichterischen Wortes.
Rilkc schrieb in der dritten Duineser Elegie: „Siehe,
wir lieben nicht, wie die Blume, aus einem einzigen Jahr;
uns steigt, wo wir lieben, unvordcnklicher Saft in dic
Arme." Dieser unvordenkliche Saft, diese unerschöpf-
liche Substanz ist es, die jedes Liebeserlebnis anschlie-
ßen läßt an das Urbild der Liebe (das Romeo und Julia
am reinsten verkörperten) - und es zugleich neu macht,
als wäre es das crstcmai, daß sich solches auf Erden,"-
ereignete.
Poesie entsteht aus dem Zusammentreffen und der Ver-
bindung zweier gegensätzlicher Elemente, und aus den
Spannungen. die sich durch ihre Verbindung ergeben:
aus Bleihendem und Vergängliehem, aus Urbiidhaftem
und Individuellem, aus Irrealem und Realem, aus Ewi-
gem und Zeitlichum. Poesie entsteht, wenn der Arche-
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