1 Brnhma. Stein, Höhe 93,90 cm. Bagh.
Prov. Madhyzi Bharat, 13. jahrh. n. Chr.
Gwalior, Archneological Museum. Von
den vier Köpfen des Gottes sind - wohl
aus technischen Gründen - nur drei
wiedergegeben. Die typische Krönung
durch Tiaren ist deutlich erkennbar. Die
vier Arme mit den Attributen sind größ-
tenteils weggcbrochen. Indien-Ausstel-
lung, KnL-Nr. 208.
2 Shiva und Parvati (Uma-Mahesvara).
Stein, Höhe 100 cm. Khajuraho, 11._]h.
Beide Gottheiten sind mit ihren Vehi-
keln, dem Stier und dem Tiger, darge-
stellt. lhr Aspekt als Fruchbarkeitsgott-
heilen kommt hier in besonders schöner,
ins Zärtliche gesteigerter Weise zur Gel-
tung. Unter den zahlreichen Assistenz-
iiguren sind Brnhma und Vishnu erkenn-
bar.
3 Viahnu, viemrmig, mit seiner hohen,
Kirita genannten Kopfbedeckung. Stein,
Höhe 123 cm. Früher Vijayanagar-Slil,
14. jh., Government Museum, Madras.
Links: Sridevi, Höhe 97,5 cm. Rechts:
Bhudevi, Höhe 95 cm. Indien-Ausstellung,
Kam-Nr. 320-322. Während die beiden
inneren Arme Vishnus „Mudras" voll-
ziehen, hallen die äußeren Hände den
Lotos, Padma und die Muschel Pancha-
yana.
4 Frics mit den zehn Inkarnationen des
Vishnu. die von rechts nach links abzu-
lesen sind: 1. Fisch (Matsya), 2. Schild-
kröte (Kurma), 3. Eber (Varaha), 4.
Mann-Löwe (Nara-Simha), S. Zwerg
(Vamuna), 6. Rama mit dem Beil (Pa-
rncu Rama), 7. Rama mit dem Bogen
(Rama Chandra), 8. Vishnu als sein
eigener Sohn Krishna. (Balarama), 9.
Vishnu als Buddha, 10. Inkarnation am
Ende aller "Tage. zu Pferde, mit kometen-
gleichem Schwert. Indien-Ausstellung,
Kam-Nr. 256.
vata als Vehikel des Regengottes ln-
dra, die Siegesmuschel Sankha, der
berühmte Bogen Dhanus und schließ-
lich das Gift Visha.
Im dritten, in der bildenden Kunst
mit Vorliebe dargestellten Avatar,
ist er der Eber Varaha, der die in
den Ozean versenkte Erde hervor-
hob. In einem Relief der Wulada-
lundha-Höhle von Mamallapuram
(7. jh. n. Chr.) sieht man den eber-
köpfigen stehenden Vishnu, wie er
die Personifikation der Erde, Bhumi-
Devi, wie ein Kleinkind auf dem
rechten Arm hält. In der ältesten
rein hinduistischen Skulptur, einem
riesigen Felsrelief, in der llöhle zu
Udayagiri (um 400 n. Chr.) sitzt
Bhumi-Devi winzig klein auf der
Riesengestalt des eberköpfigen Got-
tes, der die Erde eben aus der Ge-
walt des Dämonen Hiranyaksha be-
freite.
Im vierten Avatar ist Vishnu der
Menschen-Löwe Nara-Simhal, im
fünften der Zwerg Vamana. In die-
ser Gestalt überlistete er den Dä-
mon Bali, den „Herrn der drei Wel-
ten", indem er ihn bat, ihm so viel
Land abzutreten, als er mit drei
Schritten abzuschreiten vermochte.
Während dieses Aktes wuchs der
Zwerg ins Riesenhafte und nahm
mit seinen Schritten Himmel, Erde
und Unterwelt in Besitz. Auch die-
ses grandiose Thema ist in einem
Relief der Wuladalundha-Höhle mit
aller Anschaulichkeit gestaltet. Im
sechsten Avatar ist Vishnu „Rama
mit dem Beil" (Paracurama), im sie-
benten „Rama mit dem Bogen", Ra-
ma Chandra. Im achten Avatar wird
Vishnu zu seinem eigenen mythi-
schen Sohn Krishna („Der Schwar-
ze"), im neunten inkarniert Buddha
sich in ihm und im zehnten wird er
zu Kalki, der Inkarnation am Ende
aller Tage: Er sitzt auf kreide-
weißem Pferd und schwingt ein ko-
metengleiches Schwert, um die Ver-
dammten zu vernichten und die Er-
neuerung der Schöpfung einzuleiten.
Vishnus Shakti heißt Lakshmi oder
Sri. Sie, die Gottheit des Glücks und
des Überflusses, wird mit der "ide-
alen Frau" Rambha, dem sechsten
der durch die Butterung des Milch-
meeres gewonnenen Schatze, gleich-
gesetzt. Auch sie ist gelb gekleidet
pnd wird zumeist in Verbindung mit
Vishnu auf einer Lotosblüte sitzend
dargestellt. Ihre Attribute sind ein
Rosenkranz und die Schnur Pasa,
ein Symbol des weltenumgürtenden
Ozeans. Ihr Sohn ist der Liebesgott
Kama Deva. Sie gilt nicht nur als
Schutzgottheit der Hindufrauen,
sondern auch als „Unsere liebe Frau
von Bombay".
Shiva, die dritte Person der Tri-
murti, ist in Europa wohl die be_-
kannteste Figur des hinduistischen
Pantheons, weil er, der „Große
Gott", Mahadeva, als Zerstörer und
damit als Vorbereiter der Umwand-
lung und Erneuerung der Welt von
einem besonderen Odium der
Schreckhaftigkeit umgeben ist. Aber
oft genug erscheint er mit seiner
Shakti Parvati auch in günstigen
Aspekten. Er ist bereits in den frü-
hesten noch längst vorarischen Kul-
turen Indiens nachweisbar (Mohen-
jo-Daro, llarappa) und wird vor
allem im Süden des Subkontinents
verehrt. Seine Gestalt verschmilzt
unter dem Aspekt der All-Einheit
gelegentlich mit der Brahmas und
Vishnus. Seine Hautfarbe ist silbern
oder weiß, er hat als „Pancamukhti"
fünf Köpfe. wobei jedes Gesicht drei-
iugig ist und von einem Halbmond
gekrönt wird. In dem bekanntesten
Höhlentempel Indiens auf der Insel
Elephanta bei Bombay befindet sich
eine riesenhafte, dreigesichtige Bü-
ste, die in der Volksmeinung als Ver-
körperung der Trimurti schlechthin
galt, in Wirklichkeit aber eine Dar-
stellung Shivas mit drei Gesichtern
(trimukha) ist: der milde, strenge
und furchterregende Aspekt des
Gottes wird so in einem wieder-
gegeben.
Shivn hält mit seinen oberen zwei
Armen die Antilope Mrigu und den
Dreizack (Trisula), manchmal auch
den Dreizack und die Schnur Pasa
oder die Antilope und die Muschel
(Sankha), respektive die Trommel
Damaru. Die dritte seiner vier Hände
vollzieht das Mudra der Furchtab-
Weisung, die vierte das der Segnung.
Oft wird Shiva auch mit Waffen in
allen vier Händen dargestellt:
Schwert, Pfeil, Bogen und Keule
(Kathvanga). In sein Haupthaar sind
Kobras eingeflochten, um seinen
Hals hängt eine Kette von Men-
schenköpfen. Er ist mit einem Ti-
gerfell oder einer Elefantenhaut be-
kleidet,sein Vehikel ist der hochver-
ehrte Stier Nandi. Beim Weltunter-
gang, Maha-Pralya, tritt Shiva in
seinem schrecklichsten Aspekt als
Maba-Kala, auf. Andere Aspekte
sind: Bhairava, wobei der Gott mit
acht waffenschwingenden Armen
versehen und mit der Elefantenhaut
bekleidet ist, zuweilen auch an-
stelle des klassischen Stieres von
einem Pferd oder einem Hund be-
gleitet wird, ferner: Vira Bhadra, in
der wir den schwerbewaffneten Gott
in Begleitung von Sonne, Mond, des
Stieres Nandi, der beiden sexuellen
Symbole Linga und Yoni sowie des
ziegenköpfigen Daksha sehen. Diese