LICHEN WIR DEN 8. AUFSATZ
1 F. A. Zcillcr, Krcuzauffindung, Skizze zum
Deckengemälde in der Seminarkirche in Brixen.
2 P. Troger, Skizze zu einer Ovalkuppcl, Inns-
bruck, Ferdinandeum.
3 j. Haller, Vision der hl. Theresia, Altar-
blattskizze, Innsbruck, Ferdinandeum.
4 M. A. Unterberger, Pfingstfest, Bozzetto zum
Hochallarbild der Karmeliterkirche in Strnuhing.
5 S. Keßlcr, Martyrium des hl. Bartholomäus,
Bozzetlo, Innsbruck, Ferdinandeum.
JOSEF RINGLER
Ein
Blick auf die
barocke Decken- und
Sehr spät trat die Barockkunst Tirols in den Gesichts-
kreis des Interesses. Die Tiroler Kunsthistoriker des
19. Jahrhunderts schenkten ihre Aufmerksamkeit fast
ausschließlich der spätmittelalterlichen Kunst des Lan-
des, vorab der Wandmalerei, die uns auf verhältnis-
mäßig kleinem Raum- überaus zahlreiche Denkmäler
davon hinterließ. Das 19. Jahrhundert mit seiner ab-
lehnenden Haltung gegenüber der Barockkunst war For-
schungen auf diesem Gebiete nicht zugetan, ja es erhob
kaum einmal die Stimme gegenüber den barbarischen
Zerstörungen vieler Barockaltäre, die der nazarenisch
orientierten Geschmacksrichtung ein Dom im Auge
waren. Viele kostbare Altarbilder gingen in diesen Jahr-
zehnten verloren und die Nachforschungen nach ihnen
waren nur selten von Erfolg gekrönt. Etwas besser stand
es um die barocken Deckenmalereien, die man mehr
oder weniger ungeschoren ließ, doch sind auch hier Fälle
bekannt, daß Deckenmalereien der Waldmann und
Zeiller heruntergeschlagen und durch süßliche nazareni-
sehe Pinseleien ersetzt wurden. Immerhin besitzt Tirol
noch eine ansehnliche Zahl barocker Deckenfresken des
17. und 18. Jahrhunderts, teils von einheimischen, teils
von aus Süddeutschland zugewanderten Malern wie Ägyd
Quirin Asam, Georg Wolker, Johann Georg Bergmüller
und Matthäus Günther. Ihre Arbeiten waren fast aus-
schließlich kirchlicher Natur. Die Ausmalung des Rie-
sensaales der Innsbrucker Hofburg wurde dem Haupt-
meister des österreichischen Spätbarock Franz Anton
Maulbertsch übertragen.
Die Tafelmalerei vertraute man größtenteils einheimi-
sehen Kräften an, nur in Ausnahmefällen zog man
fremde Meister heran wie beispielsweise den Antwer-
10
pener Maler Christoph jäger, der 1628 das im letzten
Kriege zerstörte Hochaltarblatt der Innsbrucker je-
suitenkirche schuf oder den Venezianer P. Cosmas Paolo
Piazza, den Maler des Dreikönigsbildes in der Inns-
brucker Kapuzinerkirche (1606). Der Rubcnsschüler
Erasmus Quellinus malte 1657 das Hochaltarbild in der
Haller Pfarrkirche, Guercino 1654 das Altarbild des Bo-
zener Merkantilaltars, Paolo Pagani zwei Altar-
blätter in der Kapuzinerkirche in Klausen (um 1700),
Felicc Brusasorci ein Altarblatt für die Kapuzinerkirehe
in Bozen und Lazzaro Lazzarini das durch Bomben 2er-
störte monumentale Altarblatt der Bozener Pfarrkirche.
Daß im Trentino gelegentlich oberitalienische Maler mit
Aufträgen für Altarbildcr bedacht wurden, ist bei der
Nähe Italiens selbstverständlich, im übrigen aber spielen
diese Einbrüche fremder Kunst in Anbetracht der großen
Masse einheimischer Arbeiten nur eine untergeordnete
Rolle, zumal sie kaum eine Wirkung auf die einheimische
Malerei ausgeübt haben.
Augsburg und Wien waren in mariatheresianischer Zeit
die beiden maßgeblichen Kunstzentren, an denen die jun-
gen Tiroler Maler ihre künstlerische Ausbildung ge-
nossen, ausgenommen einige Trientiner Maler, die ihr
Weg nach Italien führte. Daneben gab es noch zwei
lokale Kunstschulen im Lande, jene des Don Giuseppe
Alberti in Varena bei Cavalese, in der Paul Troger, Mi-
chelangelo Unterberger und joh. Georg Dominikus Gras-
mair ihren ersten Malunterricht erhielten, und jene an-
dere in St. Martin in Passeier, die unter der Leitung
von Nikolaus Auer stand und als deren prominentester
Schüler johann Ev. Holzer aus Burgeis hervorging. So
können wir beobachten, wie unter der Einwirkung so