Auffallend ist zunächst die Tatsache. daß aus der Mitte
und der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nahezu keine
Bozzetti vorhanden sind, wohl aber eine größere Zahl
von Handzeichnungen. Gegen die Mitte des 18. jahr-
hunderts mehrt sich dann der Bestand an Skizzen und
Handzeichnungen. Hier wären außer den tirolischen
Sammlungen noch die Galerien von Wien, Graz, Mün-
chen, Nürnberg, Augsburg, die Sammlung Wilhelm
Reuchschel in München und die graphischen Sammlun-
gen in Wien (Alhertina, Akademie), Budapest, Lemberg,
München und Nürnberg zu Rate zu ziehen.
Alle großen Namen von Tiroler Barockmalern sind in
den vorhin erwähnten Museen und Sammlungen zu fin-
den: Troger, Grasmair, Mildorfer, die Unterberger und
Zeiller, Holzer, llnller, Knoller und Schöpf, daneben
zahlreiche Maler von geringerem künstlerischen Rang.
Mehr als hundert Tafelmaler und Freskanten sind in den
zwei Jahrhunderten von 1580 bis 1780 aus Tirol hervor-
gegangen, angefangen von den Gebrüdern Schor und
Waldmann, von Orazio Giovanelli, Giuseppe Alberti und
P. Andrea P0220 bis herauf zu Puellacher, Altmutter und
Ignaz Llnterherger, Antonio Longo und Domenico Zeni.
Besonders dicht liegen die Geburten nach 1650: Johann
Anton Gumpp, Kaspar Wnldmann, Ulrich Glantschnigg,
Nikolaus Auer, Simon Übertrnchter, Giaeomo Antonio
Delai, Franz Michael Hueber, Johann Georg Plazer,
Simon Benedikt Faistenberger, Benedikt Auer, Valentino
Rovisi, Franz Leitensdorfer, Josef Magcs, Jakob Philipp
Greill, Philipp Haller, Josef Haller, Josef Adam Mölk,
Josef Anton Zoller, Christoph Anton Mayr, Michael
Strickner, Josef Renzler, Josef Jais, Josef Keller, Anton
Kirchehner und noch viele andere reihen sich hier mit
mehr oder weniger geschickten und gekonnten Arbeiten
ein. Gar mancher davon sticht trotz seines bescheidenen
Talents durch originelle Eigenart hervor, wie etwa der
volkstümliche Schwazer Maler Christoph Anton Mayr.
Mögen die Hauptmeister unter den Tiroler Malern der
Barockzcit wie Paul Troger, Michelangelo Unterberger,
Johann Jakob Zeiller und Martin Knoller ihre Haupt-
werke größtenteils außerhalb des Landes, in Österreich,
Ungarn, Mähren, Süddeutschland. im lirankenlande und
in Italien geschaffen haben, so haben sie auch alle ihrer
Heimat mit Glanzleistungen die Ehre erwiesen, Troger
in dem gewaltigen Deckenfresko des Brixener Domes},
M. Unterberger ebenda und in Innsbruck, Johann Jakob
Zeiller in Elbigenalp und Reutte, Knoller in der Karls-
kirche zu Volders und in der Grieser Stiftskirche, im
Parissaal zu Innsbruck u. m. a. Nicht weniger als ein
Dutzend Kirchen hat der augsburgische Akademiedirek-
tor Matthäus Günther in Tirol freskiert und ebenso-
viele der hrixnerische Hofmaler Franz Anton Zeiller.
Eine reiche Ernte hat uns die Barockzeit hinterlassen.
Das künstlerische Schwergewicht hatte sich im Gegen-
satz zum Mittelalter nach Nordtirol verlagert, während
der Süden nicht mehr jene Aufnahmebereitschaft zeigte
wie ehedem. Die reiche Tätigkeit des Malers Gasparan-
tonio Baroni di Cavalcabo aus Sacco im Lagertal südlich
von Trient steht isoliert und fand keine Fortsetzung in
dem welschtirolerischen Teil des alten Landes Tirol.
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