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Volltext: Alte und Moderne Kunst V (1960 / Heft 9)

des oft geradezu betonten Schwarz 
keinen Abbruch tut. Beide Maler 
sind nicht im üblichen Sinne modern 
geworden, sondern sie haben sich in 
derAusc-imindersetzung mit der M0- 
derne selbst gefunden, was bei der 
sonst so häufig zu beobachtenden 
Tendenz, nur ja ganz vorn zu lie- 
gen, den Anschluß an die Zeit nicht 
zu verpassen, sondern ihr möglichst 
vorauszucilen, geradezu beispielge- 
bend ist. Denn wie seit eh und je 
irißt Chronos seine Kinder. Nur wer 
sich selber findet und so dem Außer- 
zeitlich-Wesentlichen gehorchen 
lernt, gewinnt das Leben. 
Das macht, sogar in einer ausge- 
sprochen systematisch modernen 
Sprache, die große Kollektive für 
den Dänen Mortensen ebenfalls er- 
sichtlich. lir fängt als expressiver 
und imaginativer Maler an und geht 
allmählich, ab 1944, zu einem ab- 
strakten Konstruktivismus über, der 
jedoch nie kalt und bloß errechnet 
wirkt (wie der von dem gleichfalls 
gezeigten in Paris lebenden Italie- 
ner Magnclli), sondern lebendig und 
empfunden bleibt. 
Moos und Flechten überwachsen. 
Diese Oberflächen, die sich manch- 
mal zu kristallisieren scheinen, las- 
sen an Ernst jüngers Naturbesehrei- 
bungsweise, zuni Beispiel im .„l)'.11- 
mzttinisehen Aufenthalt" (Blätter 
und Steine) oder in den „Marmor- 
klippen" denken. Während also bei 
Weiler das Älplerische sich ins Bild- 
nerische übersetzt zeigt, tritt auf 
Lubardzts Bildern das Maritime und 
Mediterrane, mit seinen Lieht- und 
Windvollzügen in ein farbig-forma- 
les und vor allem schwehendes 
Gleichnis verwandelt, in Erschei- 
nung. 
Man könnte bei den japancrn lmai, 
Sziito und Yamaluchi, bei dem Ame- 
rikaner Philipp Guston und fast 
noch augeniälliger bei dem Italic- 
ner Mzittia Moreni, bei dem Strand, 
Sturm und Gestrüpp, ins Aggressive 
und Explosive gesteigert, gewisser- 
maßen Pate stehen, vielleicht auch 
bei dem abstrakten Expressionisten 
der Belgier Alechinsky und höchst- 
wahrscheinlich noch bei manchem 
anderen Maler, wenn man seine Hei- 
mat kennte, Ähnliches entdecken 
 
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Ilier ist nun der rechte Ort, auf zwei 
Maler einzugehen, auf den Oster- 
reicher Max Weiler und den jugo- 
slawen Peter Lubarda, die in be- 
nachbarten Pavillons ihre Kollek- 
tiven zeigen und eine eigenartige 
Verwandtschaft erkennen lassen. 
Beide sind auf den ersten Blick „ab- 
strakt", aber schon der zweite macht 
es deutlich, daß hier keine autono- 
me Formwelt vorliegt, sondern sich 
vielmehr das Naturhafte, der Geist, 
der Charakter und das Strukturge- 
füge ganz bestimmter Landschafts- 
räume in adäquaten Farb- und Form- 
vorgängen weniger ausdrückt als 
niederschlägt. Bei Weiler sieht man, 
besonders auf den späten Bildern, 
Oberflächen, die denen der Steine 
ähneln, seien sie nun nackt oder von 
(bei den Isländern und Finnen blei- 
ben die Dinge sozusagen noch vor 
der Übersetzung in Malerei) und (la- 
mit endlich den ganzen nahezu 
schon stupiden Streit „Gegenständ- 
lich - Abstrakt" ad acta legen. 
Wenn man nämlich damit aufhörte, 
auf der einen Seite unter „Natur" 
nur das zu verstehen, was die blo- 
ßen Augen sehen und die Hände 
greifen können, und auf der anderen 
ledige Formalästhetik zu betreiben, 
die ja tatsächlich schon weitgehend 
ausgeschaltet ist, käme man zu 
einem Ausgangspunkt der Stellung- 
nahme, vor dem „gegenständlich" 
und „abstrakt" jegliches Argument- 
gcwicht verlieren. 
[n der ganzen nach dem „Informel- 
len", also nach einer „sp0ntanen"
	        
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