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visiertcn Ordnung anzuverlraucn
und ihr zu gehorchen. Das jeden-
falls ist der Weg, den die wirklichen
Künstler unter den abstrakten Ex-
pressionisten und Post-lnformcls
beschreiten und so durch ihre Bil-
der ein glaubwürdiges Zeugnis von
der Fülle und Freiheit jener Ord-
nung geben.
Mit am reichsten wird das durch die
rund 40 Arbeiten, Eiöl- undTuschma-
lereien des Deutschen julius Bissier
belegßdienebenSchwitlersdiebedeu-
tendste Entdeckung der Bicnnale
sind. Bei Bissier hat sich das Geistige,
das Naturhafte und das Bildnerische
zu einersehr persönlichen, wenn auch
in gewisser Hinsicht von den Ost-
asiaten angeregten Einheit verbun-
den, die sich in meist sehr stillen,
völlig gelösten und zauberhaften
Zeichenformen ausdrückt, in For-
men, die bei aller Lyrik die Kraft
und Entschiedenheit der Wahrhaf-
tigkeit und Klarheit haben.
Während also auf dem Gebiet der
Malerei mannigfache Ansätze zur
Gewinnung neuer Gestaltgrund-
lagen und -ausgangspunkte sowie
zur Klärung der gewonnenen Po-
sitionen erkennbar sind, zeigt sich
die Plastik noch mehr von der Vor-
bereitung soleher Positionen fest-
gehalten. Sie hat es ja auch schwe-
rer, in ein fruchtbares Verhältnis
zu jener Ordnung ständigen Vier-
dens und sich Vcrwandelns zu ge-
langen. Denn Plastik ist, was immer
auch Boccioni oder Duchamp ge-
meint und gewollt haben mögen,
weniger Ausdruck der Veränderung
und Bewegung als des festen Seins.
sammenschweißen von Nagelköpfen
entstandene Oberfläche und das nach
innen Gerichtetsein der Stachelwehr zu
erkennen.
5 julius Bissier (geb. 1893), „Arho-
gast", Öl und Ei, 1959 (Deutschland).
Das Bild, das ausnahmsweise kein Da-
tum, sondern einen Namen zum Titel
hat, gibt ohne Farben leider wenig von
dem Zauber wieder, den es aussu-ahlt.
Man kann nur den durchaus nicht grad-
kantig besehnittenen Untergrund feinen
Leinens erkennen, der erst einmal grun-
diert und getönt ist, und auf den „sich"
dann die Flächenform mit ihrer anten-
nenartigen Austrahlung rechts und
links andere Formen und Zeichen. dn-
runter die beiden Kreuze und die Buch-
staben niedersehriebcn.
6 Tadahiro Ono (geb. 1913): Composi-
tion 1960, Gußteile, Rohre, Draht.
(Japan). Aus einem „Technik-Friedhof"
allerlei Abfälle für eine hildnerisehe
Komposition entnommen, die sie dem
Zweck entfremdet und zu einem selb-
ständigen Formleben befreit.
7 Francisco Farreras (geb. 1927), „Num-
mer 55", O1 und Collage, 1960 (Spanien).
Dieses Bild eines Ausstrahlungs- oder
auch Ausfaeherungsvorgangs hat kei-
nen eigentlich abstrakten Charakter,
sondern es nimmt, selbstverständlich
oder doch wahrscheinlich ohne es zu
wollen, auf Strukturen und Vorgänge in
der Natur Bezug.