Ein Faktor ist es vor allem, dcr das
Ausstellungsleben Salzburgs wäh-
rend der Festspielzeit in immer
stärkerem Ausmaß vom Range
einer bloßen „Begleitmusik" zu
echtem Geschehen von positiver Be-
deutung emporhebt, nämlich die
ganz organisch und natürlich ge-
wachsene Idee des Wettbewerbes
zwischen privaten und öffentlichen
Institutionen: Die Behördenwelt gibt
sich, in Zusammenwirken von Stadt
und Land alle nur erdenkliche
Mühe, um die Residenzgalcrie und
ihre Möglichkeiten zu aktivieren.
Die heuer zum zweiten Male abge-
haltene Biennale christlicher Kunst
ist ohne Symbiose mit der Kirche
nicht denkbar, und last, but not
least, entfaltet der Salzburger
Kunsthändler Friedrich Wclz eine
Tätigkeit, die zumindest der eines
Hechtes im Karpfenteich gleicht,
darüber hinaus aber mit bedeuten-
den Leistungen aufwarten kann.
Die Residenzgalerie hat sich heuer
mit der Ausstellung „Die Alpen-
Malerei aus sieben Jahrhunderten",
die in Zusammenarbeit mit dem
Österreichischen Alpenverein unter
der wissenschaftlichen Leitung von
E. H. Buschbeck zustandekam, ein
wenig übernommen. Das liegt vor
allem an dem unpräziscn, schwer
abzusteckenden Thema: Soll die
Ausstellung eher nach topographi-
schen oder nach historisch-ästheti-
schen Gesichtspunkten gestaltet
sein, soll der Begriff „Alpen" im
strengsten und engsten Sinn des
Wortes genommen und interpretiert
werden-oder ist „ideale"Gebii-gs-
darstellung wie etwa bei Bruegel
d. Ä. zulässig? All diese Fragen sind
aus der Natur der Sache heraus
nicht erschöpfend und befriedigend
zu beantworten und so kommt es,
daß die Ausstellung lediglich in
ihrem Kern, also dort, wo alle Mög-
lichkeiten zur Deckung kommen,
wirklich befriedigt. Auf die Expo-
nate bezogen, heißt dies, daß die
Malerei des 19. Jahrhunderts am
glücklichsten davonkommt, weil sie
zugleich topographisch und ästhe-
tisch orientiert ist. Hier interessiert
besonders die Konfrontation zwi-
schen den beiden „Großmiichten"
der Alpenmalerei dieses Zeitalters,
Österreich und der Schweiz. Die
Schweizer - besonders des dritten
Viertels des 19. Jahrhunderts - er-
leben ihre Berge in ihrem grandios-
pathetischen, eher furchteinllößen-
den, in eindrucksvoller Synthese
zwischen Romantik und Realismus
vorgetragenem Aspekt (Calame,
Frölieher, Menn, König), die Oster-
reicher sehen „schöner", weicher,