ERNST
HUBER
BRUNO GRIMSCHITZ
Am 26. September 1960 hat ein unerwarteter Tod Ernst lluber im
sechsundsechzigsten Lebpnsjahre von uns genommen. Wenige Tiage
vorher war die große Kollektivausstellung seiner Werke, die ihm die
Wiener Secession zu seinem fünfundsechzigsten Geburtstag bereitet
hatte, geschlossen worden. Die große Schau im Hause der Secession
vermochte mit eineinhalbhundert Schöpfungen seiner Hand einen
schönen Überblick über die Lebensarbeit des Malers zu vermitteln,
der zu früh seinem Schaffen entrissen worden ist.
Seit mehr als vier Jahrzehnten war Ernst Huber im Kreise der Wiener
Maler tätig, denn im Jahre 1919 erschien er zum ersten Male mit
Bildern vor der Wiener Öffentlichkeit. Die Arbeiten des jugendlichen
Künstlers erregten in einer Ausstellung, die von der „Kunstgemein-
schaft Wien" im Palmenhaus des Burggartens veranstaltet worden
war, so ungewöhnliches Aufsehen, daß er über die besondere Ver-
wendung Josef Hoffmanns in die damals führende Künstlergruppe der
„Kunstschau" geholt wurde und in einer großen Ausstellung des jah-
res 1920 neben Werken von Andersen, Böckl, Faistztuer, Kokoschka,
Kolig und Wiegele seine Arbeiten zeigen konnte. Aeht Jahre später
trat Huber als Mitglied in die Wiener Secession ein, beteiligte sich an
ihren Ausstellungen in Wien und im Auslande und zeigte 1952 zum
ersten Male seine Werke in einer großen Kollektivausstellung im
Hause der Secession. lm Jahre 1935 wurde Huber der Österreichische
Staatspreis für Aquarellkunst, 1937 der Österreichische Staatspreis und
der Ehrenpreis der Stadt Wien zuerkannt. 1949 ist Ernst Huber mit dem
Professortitel ausgezeichnet worden.
Ernst Huber hat als Schriftsetzer begonnen. Ein leidenschaftlicher Dar-
stellungswille trieb ihn zur malerischen Eroberung des Sichtbaren. Über
die Lithographie kam der junge Künstler zur Farbe. Nicht nur den
Darstellungsthemen, die von seinen frühesten Bildern aufgegriffen wor-
den waren, blieb Huber treu, sondern auch der künstlerischen Gestal-
tungsform. Sie gab die von Menschen bevölkerte Landschaft in be-
weglichen und detailreichen Darstellungen, phantasievoll erzählend in
kleinen, buntfarbigen Bildern, oder die Natur in getreuer Wiedergabe,
mit der Wärme einer liebenswürdigen Menschlichkeit gemalt, die
jedem landschaftlichen Vorwurf etwas von der Verbindlichkeit ihres
Wesens mitteilte. Ernst lluher wurde in der Gemäldegalerie des Kunst-
historischen Museums von der malerischen Welt Pieter Bruegels am
eindrucksvollsten berührt, die großen Landschaften mit der Fülle ihrer
Figuren waren gleichsam hohe Vorbilder für die eigene Natursicht
und Naturgestaltung. Aber aueh die Bilder Lucas van Valekenborchs,
vor allem das Gemälde mit dem von Schneeflocken umwirbelten Dorf,
erregten die besondere Anteilnahme des Künstlers und trafen auf eine
verwandte Grundhaltung seiner malerischen Gestaltungsahsiehten.
Denn Huber war es darum zu tun, das Bild der vielfältigen Natur zu