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Volltext: Alte und Moderne Kunst V (1960 / Heft 11 und 12)

Im Raume der Kunst sollte es nicht nur harte darwinsche Gesetze vom 
Kampf ums Dasein geben, in dem der Stärkere überlebt, der Schwächere 
vernichtet wird. Die Zeiten, in denen Gen s verhungern mußten, sind 
gottlob vorbei. Staat und Stadt mit mehr oder weniger Erfolg, unter- 
nehmen immer wieder Versuche, Künstlern Arbeit und sogar die lNIög- 
lichkeit zu geben, sich Experimenten zu widmen. 
Nicht viele Stadtgemeinden in Europa dürfen von sich behaupten, so 
viele Anstrengungen unternommen zu haben wie die Stadt Wien, deren 
Vizebürgermeister und Stadtrat für Kultur und Volksbildung in wenia 
gen Sätzen ein Programm ausspricht: „Das von Künstlerhand geschafa 
fene Werk im Stadtbilde wird zum Symbol einer neuen Gemeinschaft, 
mag es in bewährter Art figural gearbeitet sein oder eine der Zukunlt 
verhaftete gegenstancllose Komposition darstellen. Mit ihm festigt sich 
die kulturelle Reife und damit das Kunstverständnis der Bevölkerung. 
In der kritischen Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk liegt jene 
große Kraft, die Impulse für neue Arbeiten gibt." 
Wieder fühlt sich die Zeitschrift „Alte und moderne Kunst" verpflichtet, 
Bildbeispiele von der Realisierung dieses Kunstjahresplanes zu geben. 
Das Problem, Werke von Malern und Bildhauern verschiedener Quali- 
tät und Ausdrucksmöglichkeiten in eine normenbedingte Zweekarchi- 
tcktur städtischer Wohnhausanlagen, auch wieder verschiedener Qua- 
lität und Ausdrucksstärke, einzubauen, ist voll von Dornen. Immer 
wieder wird eine engere Zusammenarbeit zwischen dem planenden 
Architekten und den "dienenden Künstlern", den Malern oder 
Bildhauern gefordert. Im günstigsten Falle hat der Architekt durchge- 
setzt, sich selbst einen seiner eigenen Geschmacksrichtung zusagendcn 
Künstler auszusuchen und von der Stadt beschäftigt zu sehen, im un. 
günstigeren wird ihm ein Kunstwerk von Amt aus zugeteilt. Mehr 
oder weniger willig bringt er es an der ihm relativ vorteilhaft oder 
unschädlich erscheinenden Stelle unter. Daß selbst nach dieser zweiten 
Methode noch annehmbare Gcsamtwirkungen zu erzielen waren, be- 
legen einige der hier gebrachten Fotos: andere sprechen mit Vehemenz 
für die erste. A. N. 
KUNST 
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