ken aufgestellt, dazwischen frühitalienisehc Gemälde an-
gebracht. Auch die Schwester Mr. Stoelets, Madame
Feron-Stoclet, verwahrt in ihrem benachbarten Palais
in der Avenue de Trrvueren in wertvollen byzantini-
schen und ostasiatischen Emails einen 'I"eil der umfang-
reichen Sammlungen ihres Vaters.
Der geräumigen llalle ist ein reizvoller Brunncncrkcr
vorgebaut, den eine Alabasterfigut" Georges Minnes
ziert. Im anstoßenden Musikzimmer sind die Wände
aus porto venere mit vergoldeten Kuplerhordüren ein-
gefallt, ztn tler Kopfseitc befindet sich eine erhöhte Bühne
mit eingebauter Orgel. In diesem Saal vollzog sich am
4. Oktober 1')" zur Feier des SOjäihrigcn Bestandes des
Stoelet-Palnis ein solenner Festakt. Über Einladung des
Ehepaares Stoelet waren am Vortage Professor Hoff-
mann mit seiner Gattin und einige Wiener Freunde
in Brüssel eingetroffen und im Palais Stoclet abgestiegen.
Am Vormittag des Festtages versammelte sich im
Theatersaal unter Vorsitz des Präsidenten (jomte Ed-
mond Carton de Wiart ein gewähltes Publikum
zu einer lloflmzinn-lihrung, an der auch der österrei-
chische Botschafter in Brüs l, Dr. Martin Fuch s,
teilnahm und in welcher Prof. lloffmann als Pionier
der modernen Architektur und Klassiker des Wiener
Kunsthandwerks nach Gebühr gefeiert wurde. Abends
vereinigte ein Empfang im Stoclet-Palais die Spitzen
5 Fenster des zweiten Stockwerks.
(i Stiegenatifgang.
Palais angedeihen liißt, alle Alterserscheinungen von
demselben ferngehalten, so daß von ihm noch heute
das Goethäsche Wort gilt, es sei „herrlich wie am ersten
Tag". Wobei nicht zu übersehen ist, daß Hoffmanns
Stil seiner Zeit weit vorausgeeilt war, und wir ihn
selbst heute, nach fünfzig Jahren, noch nicht als
überholt empfinden!
Einer. bösen Schlag hat freilich das Stoclet-Palais im
Verlaufe seiner halbhundertjährigen Geschichte mit in
Kauf nehmen müssen: sein Besitzer hat es bis heute
nicht verwunden, daß die deutsche Besetzung das pracht-
volle Kupferdach entfernte, um es als Kriegsmetall
einzuschmelzen. Es war der größte Schmerz seines Le-
bens, klagte Mr. Stoclet noch 1955, daß es ihm nicht
gelungen sei, die seinem llause im Kriege aufgezwun-
genen billigen Eternitplalten durch das ursprünglich:
kostbare Kupferdaeh zu ersetzen, das nach Ansieht sei-
nes Vaters und Professor Hoffmanns die einzige wür-
dige Bedachung des Palais gebildet habe.
Indes vermag dieser Mangel in keiner Weise die außer-
ordentlichen Vorzüge zu beeinträchtigen, die dieser
Meisterbau Josef Hoffmanns in der Wohlabgewogen-
heit seiner Proportionen, der Schönheit des dabei ver-
wendeten Materials und der Vollkommenheit der handv
werklichen Arbeit vereinigt. Läßt schon die abwechs-
lungsreiche Fassadengeslaltung mit ihrem flaehgedeck-
ten schmalen Torvorbau und halbrunden Erker ein
apartcs und vornehmes Innere vermuten, so wird dieser
zunächst strenge und kühle Eindruck wesentlich gemil-
dert, wenn man die Gartenseite betritt, wo sich dem Be-
sucher eine Halle öffnet, deren Wände mit gelbbraunem
Paonazzo-Marmor verkleidet sind und bequeme Polster-
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