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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 42)

der Brüsseler Gesellschaft zu einer festlichen Soiree, 
welche die herrlichen Räume des Palais nochmals in 
den Dienst des im Zeichen Hoffmanns stehenden „Ac- 
cerd culturcl Austro-bclgc" stellte. 
Der folgende 111g sah Professor Hoffmann und seinen 
Kreis im Palais der österreichischen Botschaft in der 
Avenue lilmilc Dura_v, wo Dr. Martin liuchs und seine 
Gemahlin an der mit Augartcn-ilorzellan und Lobmeyr- 
Gläsern gedeckten Tafel in echt wicncrischer Liebens- 
würdigkeit die llonneurs machten. Am Abend wurden 
Prof. Hoffmann in einem feierlichen Akt im Palais des 
Beaux Arts von Llntcrrichtsminister Collard die Insig- 
nien eines Großnffiziers des Ordens Leopolds II. über- 
reicht. Mit dieser ungewöhnlich hohen Dekoration fand 
die überragende Stellung Hoffmanns im europäischen 
Kunstschaffen vor aller Welt ihre Anerkennung. Noch 
folgte ein „Österreichischer Tag" im unermüdlich gast- 
lichcn Hause Stoclet, das seine Räume diesmal der gan- 
zen österreichischen Kolonie zu einem Five-d-clock-tea 
geöffnet hatte. So wurde das Palais Stoelet zu einem 
leuchtenden Paradigma modernster österreichischer 
Kunst im Ausland, deren Ausstrahlungen noch in 
der vom Schwager Mr. Stoclets in Paris erbauten. 
sichtlich von Josef Hoffmann hccinflußten rue 
Mallet-Stcvens fühlbar waren. Im Ocuvrc Josef Hoff- 
manns aber bedeutet das Stoclet-Palais zweifellos den 
Höhe- und Endpunkt seiner baukünstlerisehen Entwick- 
lung. Hatte er im Sanatorium Purkersdorf erstmalig 
die Prinzipien des Otto Wagnerschen „Nutzstils" bei 
einem reinen „Zwcckbau" zur Anwendung gebracht, 
so galt es hier, sie einmal an einem vornehmen 
Wohnhausbau zu erproben und energisch auf alle De- 
korationsmittel des eben erst überwundenen „Sccessi- 
onsstils" zu verzichten. 
Es mag nicht leicht gewesen sein, an der Fassade eines 
eleganten Hauses wie des „Palais Stoclet" von allen 
schmuckhaften Details abzusehen und sich mit glatten, 
bloß von Metallrahmen eingefaßten Flächen zu begnü- 
gen. Doch - der Versuch gelang und brachte größten 
Erfolg. Denn das Palais Stoclet wurde auch ohne Säulen 
und Pilaster, Kannelierungen und Profilierungen zu 
einem der allerschönsten modernen Bauwerke Europas! 
Die Veröffentlichung der zinjnabmen de: Palais .S'toclrt erfolgt 
mit freundlicher Zm-liizimilvig de: Verlages Herold, Wien, der 
eine große Publikation von II. Anleiricz-Kleebovevi über die 
Wiener [Üerkslzillc vnrbereilel. 
7 
7 Josef Hoffmann, Geometrischer 
Aulriil der Straßenfassade. 
8 Großes Speisezimmer. An den 
Marmor-Wänden der Mosaikfries von 
Gustav Klimt mit der berühmten 
Komposition „Der Kuli". 
9, 10. ll Guslav Klimt, 3 Entwürfe 
zum Mosaikfrics (Abb. 8). Derzeit 
im Österreichischen Museum für an- 
gewandte Kunst, Wien. 
 
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