Philips-Werken, Eindhoven (Hol-
land), einen Käufer gefunden, so-
daß die übrigen Arbeiten bis heute
an ihren alten Plätzen stehen.
Für die zweite Mannschaft aber,
die am 2-}. September zur Eröff-
nung ihrer „Ausstellung" im Stein-
bruch einlud, war das sichtlich ein
nicht geringer Vorteil. Sie mußte
nicht beginnen, sondern konnte sich
von vornherein mit Vorhandenem
vergleichen und anders überlegen.
Das soll nicht heißen, daß die vor-
jährigen Arbeiten schlecht gewesen
wären, aber einige von ihnen Wa-
ren sichtlich noch ein wenig unge-
lenk, als ob sie der Steinbruch noch
nicht so richtig aufgenommen und
das Neue des ganzen Unternehmens
ein wenig behindert hätte. In die-
sem jahre jedenfalls wirkt vieles
selbstverständlicher. Der Steinbruch
selber hat offenkundig ja gesagt.
Auch die österreichischen Gastge-
ber konnten schon mit mehr Er-
fahrung zu Werke gehen.
Nichts wäre jedoch verfehlter als
anzunehmen, daß das diesjährige
Symposien nun etwa bcwußt auf die
Schaffung plastischer Symbole, Zei-
chen und Botschaften ausgegangen
sei. Keine Spur. Sondern jeder oder
doch fast jeder der beteiligten Bild-
hauer hat cinfach aus dem Erlebnis
der einzigartigen Stcinbruchswelt,
der Kameradschaft und natürlich
auch des Steines heraus zu arbei-
ten begonnen, und so hat ganz von
selber etwas Freies und Beschwing-
tes entstehen können. Da das ver-
schiedene Menschen waren, die diese
sechs Wochen eines relativ sorg-
losen tätigen Daseins auf sich wir-
ken ließen, kamen natürlich auch
verschiedene Ergebnisse zum Vor-
schein, aber nur bei ganz Wenigen
hat dann eigentlich doch die vorge-
faßte Vorstellung, das gleichsam
mitgebrachte Konzept gesiegt. Die
anderen haben das ihnen zuteil ge-
wordene Erlebnis einer starken und
beglückendcn Umgebung und son-
stiger befreiender Lebensumstände
plastische Erscheinung werden las-
sen, wodurch diese ohne eine be-
sondere Absicht, ein besonderes Zu-
tun als lebendiges Zeichen und als
Botschaft der Freiheit gelten kann.
Wie sehr der St. Margarethener
Steinbruch, die ganze Landschaft
und eben auch die dort schaffen-
den Künstler eine Einheit bilden,
geht schon daraus hervor, daß
selbst die Besucher der Freilicht-
Ausstellung, die eigentlich mit den
einzelnen Werken nicht viei anfan-
gen können, weil sie den Anhalt an
ihre optische Erfahrungswelt ver-
missen, berührt sind, weil sie eben
die Einheit spüren. Wohl gibt es
manche. die behaupten, daß die
Plastiken vom Steinbruch „erschla-
gen" werden, aber gerade dieses Ur-
teil ist besonders oberflächlich. Na-
türlich ist die Natur-„Arena" des
Steinbruchs sehr viel großartiger als
das, was die Plastiker geschaffen
haben, aber der Steinbruch nimmt
sozusagen das Gesehaffene willig
an. Er läßt es gerade in seiner
„Kleinheifj die sicher manchmal
nicht nur die des Formates ist, be-
stehen und gibt sich verschwende-
risch als Bühne und Kulisse her. Ihn
interessiert, wenn man das so sa-
gen darf, nicht das Meisterwerk,
sondern die Kommunikation des
bildnerischcn Tuns mit ihm, und
die ist bei den meisten Arbeiten un-
verkennbar.
In ihrer eigenen Welt am stärksten
festgehalten blieben die beiden is-
raelitischcn Künstler Achiam (geb.
1916) und Eloul Kossc (geb. 1920).
Aehiam lebt in Paris und Eloul an-
scheinend in den USA. Achiam schuf
den Kopf des erschlagenen Goliath
mit hervorqucllender Zunge, auf
einem Sockel, auf dessen Vorder-
seite Schleuder und Stein als Relief
angedeutet sind. Die beabsichtigte
Tendenz liegt auf der Hand, und
es steht dem Niehtbetroffenen ge-
wiß nicht zu, sie abzulehnen oder
sich darüber aufzuhalten, daß an-
dere nicht vergessen können. Aber
das alles ist so unbeschreiblich weit
weg von diesem Steinbruch und
dem Symposien, dem er bereits zur
lleimat wurde.
Eloul schuf zwei Figuren. Die eine
läßt an eine sprungbereite Wacht
gegen einen Feind in der Wüste
denken; die andere ist ein Mahnmal
gegen das KZ, ein nobles, zweifel-
los, wie Eloul überhaupt eine be-
deutende und ausgesprochen ge-
stalt-sensible Begabung ist. Aber es
bleibt ein Mahnmal „gegen", mag
es nun eines gegen die Verbrechen
von gestern oder auch gegen die
von heute sein, ein Mahnmal gegen
die Gefangenschaft, aber kein Mal
der Freiheit.
Gleichfalls, wenn auch in einem
anderen Sinne, in einem mitge-
brachten Konzept gefangen wir-
ken der Berliner Joachim-Fritz
Schultze (geb. 1926) und der Oster-
reicher Hermann Walenta (geb.
1923). Schultzes Arbeit, ein zwei-
se' iges, vertikal verlaufendes Fünf-
bänder- oder -wellenmuster von
15