Auch Schottland wurde künstlerisch
von Kokoschka, dem „ruhelosen
Reisenden" (Kenneth Clarkl früh-
zeitig entdeckt. 1929 schuf er nicht
weniger als drei Landsehaftsbilder
mit schottischen Motiven, weitere
Arbeiten folgten während der
Kriegsjahre, von denen wir hier
„Entenjagd" (194243) wiedergeben
(Abbl).
Neben Landschaft und Mensch wa-
ren es auch Tiere, die Kokosehkas
künstlerisches Interesse erregten;
der Londoner Zoo muß für ihn so
etwas wie ein „Sesam-öffne-dich"
zum Wesen des Wilden schlechthin
gewesen sein. Auf jeden Fall zählen
der „Tigerlöwc (Tiglon)" von 1926
und der „Mandrill" (gleiches Ent-
stehungsjahr) unzweifelhaft zu den
stärksten Tierbildern der europäi-
schen Malerei. Besonders kenn-
zeichnend für die Emigrationsjahre
in England sind die auf das Zeitge-
schehen Bezug nehmenden allegori-
schen Kompositionen („Anschluß-
Alice in Wonderland", 1939, „Ma-
rianne-Maquis", 1942), denn sie
bilden die Voraussetzung zu den
wichtigen, thematisch der griechi-
schen Mythologie entnommenen,
symbolisch gemeinten Werken, wie
etwa das seinerzeit in Salzburg ge-
zeigte „Thermopylae" und das 1959
entstandene Gemälde „Theseus und
Antiopc".
In besonders großer Zahl waren in
der Ausstellung bei Marlborough
die Blumen-Aquarelle vertreten,
die, vielfach während des Krieges
entstanden, Zeugnis für die liebe-
volle Auseinandersetzung Kokosch-
kas mit der "kleinen" Welt able-
gen (siehe Abb. S).
Es ist eine Binsenweisheit, daß kein
Maler seine Motive gestalten und
künstlerisch umsetzen kann, wenn
nicht Verwandtschaft des Wesens
zwischen ihm und ihnen besteht.
Wenn Kenneth Clark feststellt, K0-
koschka sei „gleich Turner ein
großer, inspirierter Maler, ein Pio-
nier in seiner Zeit, gleich Turner
fasziniert vom Licht", so ist mit
diesen Worten sehr viel ausgesagt
über die künstlerischen Bindungen
Kokoschkas an England. Wir ge-
statten uns hinzuzufügen, daß es
wohl auch eine spezifisch roman-
tische Sehau von Natur und Mensch
ist, die Kokoschka mit Turner (und
damit auch mit England) verbin-
den: das Geheimnis hinter der
Oberfläche der Dinge mag beide