l Schloß Engelhartsteuen (Niedcrwcidcn) in wincr ui:
liehen Gestalt. Stich von C. Iingelhrechl und j. A. PIL-
Graphischc Sammlung Albertina.
2 Schloß Nicdcrwuidcn. Zustand vor dem Zweiten Weltkrieg.
3 Schloßhol vor dem Umbau unter Killstfln Maria 'l'heresia.
Gemälde von Bernnrdo Belono, genannt Canaletto (um 1760).
- Kunsthislorischca Museum.
4 SIiegcnhaus in Schloß Ecknrlsnu.
5 Prunksnzll in Schloß lzvkartsau mit dem Deckengemälde von
Daniel (Iran (1732).
ß Gartenhaus im Park des Schlosses Ohcrsicbenhrunn.
7 Schloß Mnrchegg, Südlronl (nach der Restaurierung 1959).
gemeinde und Land, in einer Form zeigt, die völlig ver-
gessen läßt, wie verwüstet bis vor wenigen Jahren das
Gebäude aussah. Ebenso wenig wie über den Künstler,
der den barocken Umbau von Eckartsau leitete, wissen
wir über den fast gleichzeitig in Marchegg tätigen. Es
wird wohl auch ein hauptstädtischer Architektrgewesen
sein, der hier um 1733 für den Grafen Nikolaus Pälffy
eine alte Grenzburg mit Mauern und Graben in eine
großzügig-einladende barocke Anlage verwandelte. Wäh-
rcnd der auf einen Nebcnarm der March bliekendein
Nordfront ihr wehrhafter Charakter belassen blieb, er-
fuhr die gegen die Stadt gerichtete Südfront der Vier.-
flügelanlage eine Umgestaltung und Erweiterung in der
Art einer französischen Schloßfassade, die mit ihren Eck-
risaliten über die dahinter liegenden Bauteile hinaus-
greift. Und obschon der Raum vor dem Schloß, wo sich
einst Graben und Befestigung erstreckten, nicht allzu
groß ist, wurde auch hier, zwar nicht durch Flügel des
Hauptbaues selbst, wohl aber durch geschickt angeord-
nete Nebengebäude eine Art Ehrenhof gebildet und so
einer der Hauptforderungen barocker Schloßbaukunst
Genüge getan. Von der Ausstattung Mareheggs aus die-
ser Zeit ist außer einigen zart ornamentierten Stuck-
decken nichts auf uns gekommen. Das wiederhergestellte
Schloß bildet nun den würdigen Rahmen für das 1959
eröffnete Niederösterreichische jagdmuseum und ist ein
lebendiger Beweis dafür, wie mit Umsicht und gutem
Willen gefährdete Kunstdenkmäler dadurch, daß sie
einer gegenwartsbezogenen Verwendung zugeführt wer-
den, gerettet werden können.
Die meisten dieser Sehloßbauten leiden ja vor allem dar-
unter, daß sie heute keine rechte Aufgabe mehr haben.
Soweit sie, wie einige der älteren Marchfeldschlösserl
noch als Wohngebäude und Zentren eines Gutsbesitzes
dienen, bleibt ihnen das traurige Schicksal der Vernach-
lässigung erspart; jene Bauten aber, die zur Zeit ihrer
Entstehung am reinsten dem Lebensideal der Epoche ent-
sprachen und nicht so sehr Wehr- oder Nutzbauten, son-
dern Schauplatz fürstlicher Jagdlust und Festlichkeit wa-
ren, stellen eine spätere, in ihren Auffassungen gänz-
lich geänderte Zeit vor schwere Fragen. Dennoch müssen
diese, da sie ein kostbares historisches und künstlerisches
Erbe betreffen, mit Verantwortungsbewußtsein und Takt-
gefühl gelöst werden.
l Vgl. Alte und moderne Kunst, Heft IXI196O
Die Rudakliun dank! dem Berg-
lzzlul-Ucrlag für 111? Überlassung
der Klixrbecx. die, wir nur]; xcbon
für den ersten Hvilrug, (Iem Burbc
Lixvlultr Pnpßllaas, Marchfalzi-
scbliisser, Wien 1959. culnomnzun
sind.