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Rosenstingls
Freudengerüst
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EIN BEITRAG ZUR
ARCHITEKTUR DER
BAROCKZEIT IN
WIEN
WILHELM MRAZEK
Franz Roscnslingl, Frcudengerüsx zur
Geburt Josefs IL, 1741. Stich von 53104
mon Kleiner in der Ornnmcmstich-
Sammlung des Österreichischen Mu-
seums für angewandte Kunst.
Am 13. März 1741, um 2 Uhr in der Nacht, gebar Maria
'l'heresia den für die fortdauernde Stammfolge sehnlichst
gewünschten Thronfolger, den „durchlauchtigsten Kö-
niglichen Printzen Joseph".
Diese „glücklichste Geburt" verursachte in den Gemü-
tcrn der Wiener „unglaubliche Freude und Vergnügen"
und wurde mit großen „IIluminationsfcierlichkeiten" am
13. März und am 23. und 24. April „allstäts Abends und
die Nächte hindurch, nicht nur in allhiesig frohlockendcr
Stadt Wienn, sondern auch mancher Orten in denen hcr-
umliegenden Vorstädten" gefeiert.
Auf dem Hof, „am Eck des Gemeiner Stadt Unter-Cam-
mer-Amts" wurde auf Anordnung des Bürgermeisters
von Wien, Dr. Peter Joseph Koller, im Namen des Ma-
gistrats und der Wiener Bürgerschaft, „ein so präch-
tig, als Sinn-reiches Freuden-Gerüst auf das künstlichslc
und zierlichste errichtet".
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Dieses hölzerne Freudengerüst zeigte die Ansieht des
„Vorder-Theils des Tempels der Tugend" und hatte die
stattlichen Ausmaße von nahezu 30m in der Höhe und
mehr als 20m in der Breite. Alle Teile dieses Gebäudes
waren „körpei-lich", d. h. plastisch ausgeführt und mit
Steinfarben und reicher Vergoldung versehen. Die Tem-
pellassade stand auf einer aus Quadersteinen gebildeten
Grundmauer und ihre Schauwand wurde von 10 Pfeilern
gehalten. Das Hauptgesims und der um die Kuppel zie-
hende Galeriegang ruhten auf 10 freistehenden jonischen
Säulen, die mehr als 5m hoch und von "rötlich gemar-
morten Holtze" waren. Sie waren der Tempelfassade so
weit vorgelagert, daß sich ein breiter Säulengang ergab.
Über der bekrönenden Kuppel aber breitete sich „ein
großes Gewölk" aus, das einen Triumphzug verschie-
dener Tugenden enthielt und von einer prächtigen Son-
nengloriole überstrahlt wurde, in welcher der neuge-