l Johann Franz Greipel, Detail aus
dem Bühnenbild mit der Textstelle
zur dargestellten Szenerie. 1765
(siehe Titelbild).
2 Johann Franz Greipel, Aufführung
von Glucks „Il parnasso eonluso"
durch die Mitglieder der kaiserlichen
Familie anläßlieh der Hochzeit Erz-
herzogs Josef mit Maria Josefa von
Bayern im Theatersaal von Schön-
brunn, 1765 (Hofburg, Arbeitszimmer
des Bundespräsidenten).
3 Unbekannter Hofkünstler, Darstel-
lung des Balletts zur Hochzeit Erz-
herzogs Josef durch Mitglieder des
kaiserlichen Hauses und des Wiener
Hochadels, Wien 1765.
bildes und des Erzherzoginnenbildes bitten, zum
Schmuck des Speisesaalcs des für sie erbauten Lust-
sehlosses Trianon Le Petit in Versailles. Es dauerte ein
Jahr, bis die Kopien fertig Waren, die erst Anfang 1779
dort eintraien. Das Opernbild ist bezeichnet „W. f. 1778",
d. i. Johann Georg Weikert (1745 bis 1799), ein Schüler
des Martin van Meytens, der wahrscheinlich auch das
Ballettbild kopiert hat, nicht ohne die Frisuren der Mäd-
chen modisch zu verändern. Um 1820 kamen die Bilder
ins Museum von Versailles, aber unter Kaiserin Eugenie
wieder ins Petit Trianon.
Das Ballettbild, dessen Landschaft in der Kopie verein-
facht worden war, ist von Nougez für einen Stich der
Mme. Lesuer umgezeichnet werden, und dieser Stich, der
im 19. jahrhundert für die "Galerie historique de Ver-
sailles" auch „pantographiseh" (mit dem Storchenschna-
bei) reproduziert wurde, war die bisher allein in Wiener
Publikationen nachgebildete Fassung des Bildes.
I!
Aus dem Tagebuch des Obersthoimeisters johann joscf
Fürst Khevenhüller-Metseh:
Den 24. ](anuar 1765) . . . Abends wurde das erste Fest,
in einer kleinen Operette bestehend, aufgeiühret, unter
den Titl: il parnasso eonfuso, worzu derAbbate
Metastasio le parole und der Cavaliere Gluck la musica
componiret. Das Theatrum wurde eigends in der großen
14
Anticamera oder dem sogenannten Salon des batailles
aufgerichtet; und weil der Platz für die Spectateurs sehr
klein gewesen, so ware auch die Kaiserin mit der Entree
gespahrsamm, Man hielte sich disslahls an keine eigent-
liche Classe, sondern ich formirte immer eine besondere
Liste und ließe durch die Thürhüter die Invitations-
Zettlen herumschicken. Denen Uniiormes sogar muste
ich insinuiren, daß sie zu den nemmlichen Spectacle,
insonderheit den heutigen, nicht zweimahl kommen mög-
ten, damit desto mehrere Persohnen von dieser Gnad
prolitiren könten. Es Ware auch dises in der That und
sans flatterie eines der sehenswürdigsten, so vielleicht
noch an einem Hof aulgelühret worden, indeme es nicht
allein lediglich aus denen vier Erzherzoginnen Elisa-
beth, Amalia, josepha und Charlotte bestanden, die zwei
jüngste Herrn und Frauen dabei gedanzet und der Erz-
herzog Leopold das Instrument geschlagen und respec-
tive den Orchestre dirigiret, sondern auch sämtlich die
hohen Personnages sich sowohl im singen, wegen natür-
licher Schönheit der Stimme und der Methode, als im
agiren und danzen (als in welch lezterem der Erzherzog
Ferdinand, qui est fait au tour, recht verwunderlich pa-
riret) ultra expectationem und zu allgemeiner Verwun-
derung hervorgethan haben. Nach der Spectacle ware
heut und folgende Mahl immer Cerele in der Gallerie,
wo die Herrschaften gemainiglich hiß zur Soubpe-Zei!
sich mit den Anwesenden unterhalten.