EIN MALER DER RESIGNATION
Zu Bildern von Georg Rauch
JORG LAMPE
Für viele und nicht die schlechte-
sten Maler unserer Zeit existiert
das Thema Mensch nicht mehr. Sie
kämen gar nicht mehr auf die Idee,
sich mit ihm zu befassen, weil sie
entweder so voll und ganz von ihrer
Malerei als solcher in Anspruch ge-
nommen werden oder aber über-
haupt die außermenschlichen Le-
bensbczüge für sehr viel fesselnder
erachten. Da sie aber auch von die-
sen kaum noch das äußere Gefüge
und die sonstwie fertigen „Bestän-
de", sondern eigentlich nur noch
das Werden und Wirken gelten las-
sen, ist anzunehmen, daß der
Mensch schon deshalb hinter dieses
Werden und Wirken an sich als den
Grund- und Kernimpuls allen Le-
bens zurückzutreten halte.
Einige kritische Beobachter des
Zeitgeschehens behaupten aller-
dings, daß diese Tendenzen wegen
drohender Selbstauflösung ins Ne-
belhafte oder, was von einem re-
spektablen Mißverstehen zeugt, we-
gen totaler Entleerung im Rück-
gang begriffen seien und ganz all-
mählich den entgegengesetzten
Tendenzen einer Wiedererwcekung
der Beziehung zur sozusagen ferti-
gen Natur und damit eben auch
zum Menschenbild das Feld zu riiti-
men hätten. Nur so nämlich bekäme
die Malerei wieder einen Boden un-
tcr die Füße, während sie sonst der
Selbstzerstörung anheimzufallen
drohe.
Hier führt deutlich Väterchen
Wunsch das Zepter, und es werden
Pendelschwingungen in Entschei-
dungsschlaehtcn umgedichtet. Na-
türlieh hat die Vorstoßkraft derer,
die das Werden und Wirken faszi-
niert, nachgelassen, weil erstens die
„Revolution mit Musik" vor der
Subtilität der gestellten Aufgaben
fehl am Platze ist, und weil zwei-
tens der Rattenschwanz der Vier-
tel- und Halbstarken, die wie noch
nie zuvor ihre außerdem händle-
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