mag aber wohl sein, daß die schlechte Photographie, auf
der der Wasserfall des Baches wie ein ungegliederter
weißer Fleck erscheint, den Eindruck verfälscht. Das
Bild war in der Sammlung Henriette Dux (so Frimmel,
der aber auch von dem „Ehepaar Dux" spricht), später
wird im Katalog der Beethoven-Ausstellung 1920, Nr. 88,
Ludwig Dux als Besitzer genannt. Laut Frimmel war das
43,5)( 34,5 cm große Bild „Mähler p." signiert. Es ist
seither verschollen.
Eine größere Anzahl von Porträten Mählers dürfte um
1814115, vielleicht auch schon in den Jahren vorher, da
einer der dargestellten Musiker, Wanhal, schon 1813 ge-
storben ist, entstanden sein. Am 23. August 1815 erschien
in der Nr. 34 der „Allgemeinen musikalischen Zeitung"
(17. Jahrgang, S. 570, Leipzig, Verlag Breitkopf und Här-
tcl) unter den „Nachrichten" eine vorn S. August da-
tierte „Notiz", die ich hier wörtlich wiedergebe; Frim-
mel hat sie (Beethoven-Studien I, S. 59) verstümmelt ab-
gedruckt. Die „Notiz" lautet: „Eine besondere Würdi-
gung und öffentliche Bekanntmachung verdient die Ton-
künstler-Galerie des Herrn Mähler. Dieser geschickte.
junge Mann studierte drey Jahre in Dresden bey dem
berühmten Graff, und bildete sich dann auf der hiesigen
Akademie noch ferner aus. Unter seinen Arbeiten erhielt
besonders ein großes Oelgemälde des Kaisers, welches
im Kanzleysaale des Hofkriegsrathsgebäudes aufgestellt
ist, den Beyfall unsrer ersten Meister - Fügers, Lampi's,-
Maurers, Redels u. s. w. Als Liebhaber der verwandten
Kunst verfertigte er in seinen Mußestunden eine Reihe
von Bildnissen der einheimischen Tonsetzer, welche sich
sämmtlich durch einen kräftigen Pinsel, sprechende
Aehnliehkeit und unverkennbaren Seelenausdruek rühm-
lichst bezeichnen. Bis jetzt sind folgende Porträte voll,
endet: Beethoven, Eibler, Gelinek, Gyrowetz, Hummel,
Kozeluch, Krommer, Preindl, Salieri, Seyfried, Umlauf,
Vanhall, Weigl. Diese Galerie wird vom Künstler von
Zeit zu Zeit fortgesetzt werden."
Über die Frage, von wem die Porträte herrühren, die
sich heute im Besitz der Gesellschaft der Musikfreunde
befinden, ist viel geschrieben worden, ohne daß man bis-
her wirklich zu einem Resultat gelangt ist. Feststeht,
daß sie vorher josef Sonnleithner, dem Verfasser des
1 O. E. Deutsch hat mich darauf aufmerksam gemacht, dnß in
der berühmten Zeitschrift „Friedensblätter" (Eine Zeitschrift
für Leben, Literatur und Kunst. Von einer Gesellschaft heraus-
gegeben. Wien, in der Schaumburgschen, Schallbacherschen
und Mayersehen Buchhandlung, vom zweiten jahr an: Wien,
Bey Rudolph Gräffer, Freyburg in Breisgau in der Herder-
schen Buchhandlung, und Leipzig in der Ambros Barthschcn
Buchhandlung) eine ganz ähnliche Notiz enthalten ist. Sie
steht im 63. Stück des Zweytcn Jahrs, 1815, vom 27. Mai,
S. 251. Hier wird gesagt: „Bey unserm Wunsche, hiesige Künst-
ler und Kunstarbeiten, die nicht nach Verdienst gekannt sind,
allgemeiner bekannt zu machen, ist uns die Nachricht von der
Tonkünstler-Gallerie des Herrn Mähler, die wir zufällig durch
einen Kunstfreund erhalten haben, sehr angenehm gewesen; wir
eilen, unsern Lesern die Notiz davon zu geben und sie ihrer
Aufmerksamkeit zu empfehlen". Von dem Bildnis des Kaisers
heißt es, daß es „durch Ähnlichkeit und Grandiosität des Styls
die Blicke der Kenner fesselt". Über die „Gallerie ausgezeich-
neter Tonkünstler" wird gesagt, daß sie Mähler „zu seinem
eigenen Vergnügen angelegt" habe. Man wisse nicht „ob man
mehr die vollendete Ähnlichkeit oder die echte Seelenmalercy,
die aus ihr spricht, bewundern solle". - Es ist bekannt, daß
1814 in den „Friedensblättern" Beethovens Lied „An die Ge-
liebte" erschienen ist. - Ich danke Frau Erna Felmayer für
ihre Hilfe bei der Beschaffung der richtigen Stellen in beiden
Zeitschriften herzlich.
14