[N UNSILRLR JiOIVFLAIFIiNDEN ARTlKljLSliRll-l „Al{(llll'l'IiK'l'L'l{ DES
20. JAIIRIIDNDEIYFS" YliktßFFENiiLlCllliY WIR DEN 22. ALFSXYFZ
FORUM STADTPARK-GRAZ
Ein Wagnis - ein Beginn
Das alte Grazer Stadtpark-(lafe mit
seinem verstaubten Spitzenkrzigen
von anno 1872, mit seinen raehiti-
sehen Siiulehen und (jiehelchen
hätte es sich wohl nicht triiumen
lassen, dztli es eine solche Verwand-
lung erfahren würde. Ist cs doch sn,
dalS Makarts Erben und der Laub-
siigeimport zum [in de siöcle heut-
zutage nicht mehr viel gelten. Man
lebt im Espresso-Stil, hinter Glas,
Stahl und Kunststein, auch in Städ-
ten wie Graz, wo man bis vor kur-
zem die Metropole eines wilden
Bergvolks vermutet hat.
jedenfalls steht nun das neue Haus.
im Herzstück des Stadtparks, zwi-
schen dem Brunnen mit seinen
Bronzemiinnern und Fischweiluehen
und der alten Bastei, zeigt es eine
Sililiillfht", klar gegliederte liasstide.
Es ist kein Luxushati. Aher es ist
auch keine jener mndernistisehen
Lügen, deren Arroganz geradezu
degoutant wirkt. Llnatildringlicli
lügt es sich in das gewachsene Bild.
Die Kastanienalleen, die sich an sei-
ner llinterlront begegnen, das Ron-
dell des Brunnens, das ehrwürdige
Baumspalier vor dem Portal und die
vielen verschlungenen XVeize, die
sich von hier aus in alle XVindrieh-
tungen verlieren, timschließen es
mit rrl hender Natürlichkeit.
im Inntien ist alles so zweckmäßig
als möglich gerichtet. Wohl war
Sparsamkeit der verste Batimeister,
ALOIS HERGOUTH
und für den Architekten war es
bitter, sieh den xiorgegehenen Be-
dingungen fügen zu müsst-n. Und
wäre es zudem nicht so mühsam ge-
wesen, jede Lieferung Holz, jede l.a-
dung Yiegel, PLllZSürid, (Llomuscht-ln
und 'l ehnallen separat zu erbet-
teln, hi ie man in manchem eine
großzügigere Lösung anstreben
können.
VURIRAG ' FILM
AUSSYELLUNG
CLUB
VHEATER KONZERT
AUSSYELLUNG
DISKUSSION
AUSSTELLUNG
DISKUSSION
steht gut! Die Fundamente und
ljmfassungsmauern sind so gesetzt,
daß alles, was nötig ist, mit der Zeit
nachgeholt werden kann. -
Wie das Ganze vor sich gegangen
ist, liiiSt sich kaum bis in die De-
tails durchschauen. Es war zu spon-
tan, zu unbereehnet und unvorher-
gesehen. Nicht einmal die, die von
Anfang an dztbei waren, wissen eine
klare Antwort. Es war eben der Um-
stand, die Gelegenheit: hie das alte,
dem Verfall prcisgcgehene Haus,
dort das Unbehagen derer, die kei-
nen oder zu wenig Platz hatten.
Aueli die Kunst hat Wohnungs-
sorgen! - Und was zum Motor der
folgenden Aktionen wurde, kam
wohl von tiefer herauf, aus der Si-
tuation, aus dem Bewußtsein der
Misere unserer Zeit. Es wurde eine
Kettenreaktion. Der Anstoß traf auf
Pole, die positiv und negativ rea-
gierten. Aus Anziehung und Absto-
ßung entstand Bewegung, ein dich-
tes lield von Spannungen.
Die Zeitungen hraehtcn ausführ-
liche Berichte, sogar der Rundfunk
schaltete sich ein, In Graz war es
so stark, daß die Presse während
einiger Phasen der „Revolution im
Stadtpark" Tag lür Tag etwas Be-
sonderes zu melden hatte: ,.Der
Stadtrat hesehloß: Grazer Stadt-
park-(Yzife wird niedergerissen" -
„Mangel des (Irazcr Kulturlebens"
- „Gegen Abbruch des Stadtpark-
Cafes" - ..l" i euliehe Initiative
dreier (irazer ünstlerverliände" -
„Stadtsenat iindert seine Meinung"
- „Stadtpark-Cale wird nicht de-
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