nui hin, daß der Schirm nichts anderes sein soll als ein
Wunsch für friedliches, gesegnetes, langes Zusammen-
lehen eines Ehepaares. Was die Vorderseite anbelangt.
möchte man am liebsten an eine Konfrontierung der
vita activa mit der vilzi contcmplativa denken, doch
wäre eine solche Gegenüberstellung im Rahmen der
chinesischen Vorstellungsbercichc schwer möglich. Ver!
gcssen wir nicht, daß Setzsehirme dieser Art nach festen
Vorlagen gearbeitet wurden; vielleicht läßt sich die Ver-
eh..." ....._.......s g ..... .- .....- s... .. .-....
faßbare Aussage der Rückseite (die man lediglich infolge
des geringeren Reichtums der Bordüre als solche anspre-
chen kann), sieh auf ein konkretes, zu beglückwünschen-
des Ereignis bezieht.
Wir wissen nicht, 0b die Familie Sehwarzenberg aus
Anlaß eines bestimmten Gesehehnisses in den Besitz
dieses und des anderen Setzschirmes gelangte; in diesem
Zusammenhang mag jedoch der llinweis gestattet sein.
daß Werke dieser Art in vielen Fällen zu bestimmten
Gelegenheiten den Weg nach Europa fanden. S0 gibt es
z. B. als besonderes Kuriosum einen sechsteiligen Lack-
schirm mit 21 jour geschnitzter Doppeladlerbekrönung
im Besitze der Earls Spencer of Sunderland. Dieses Stück
wurde von den Jesuiten dem Kaiser Leopold I. anläßlich
seiner Krönung im Jahre 1700 geschenkt; durch seinen
Sohn, Karl Vl., gelangte es an den llcrzog von Mari-
borough und späterhin durch Heirat an die heutigen Be-
sitzerß Ein identischer Paravent wurde von Karl VI.
während der Zeit der Herrschaft über Sizilien (1720
bis 1734) einem dort ansässigen, namentlich nicht ge-
nannten Edelmann gegeben. Das SpeneerÄsche Stück 1'
weist als besondere Eigenschaft neben der Bekrönung
durch Doppeladler noch die Tatsache auf, daß die Teil-
nehmer der dargestellten Jagdszene Europäer sind und
mehrere Damen in einem Pavillon europäische Kleidung
tragen.
Wie ungeheuer der Bedarf an chinesischen Lackmöbeln
im Europa des ausgehenden 17. Jahrhunderts war, be-
weist eine Eintragung im Letter Bock der East India
Company vom Jahre 1697; damals wurden 60 Kabinett-
schränke, 40 Tische, 80 Kartenspieltische und 2800 (l)
Tische mit Perlmuttereinlagen, schwarzgoldenem Dekor
und Vogelmotiven nebst einer nicht präzisierten Menge
von Paravents bei der in Kanton bestehenden Repräsen-
tanz bestellt.
Mit einem Transport ähnlicher Art werden auch die
Schwarzcnbergsehen Setzschirmc wohl via Holland nach
Wien gelangt sein.
Der Verfasser dankt den Herren Dr. Gerth Rokitansky, Natur-
historisches Museum, und Dozent Dr. Karl A. Nowotny, Mu-
seum für Völkerkunde, Wien, für freundliche Beratung.
1 M. Feddcrscn, Chinesisches Kunstgcwerbe, 2. Auflage, Braun-
schweig 0. _[., p. 212 H.
2 jourduin - R. S. jcnyns, Chinese Export Art in thc Eigteenth
Century, London 1950, p. 21.
5 Edward F. Strange, Chinese Lacqucr, London 1926, T. XXXV
und erklärender Text.
l Der Koromandel-Lackschirm im Palais Schwarzenberg:
Haupiseite mit Gutshof in Landschaft.
2 Rückseite mit Vögeln und Pflanzen als Glückwunschsym-
holen. Man beachte den Kontrast zwischender kleintciligen,
rollbildhalten Komposition der Vorderseite und der monumen-
talcn, um Konzentration bemühten Gestaltung dieser Ansicht!
3 Ausschnitt aus der Vorderseite: Der Gutshof, möglicherweise
mit Darstellungen aus der Seidenproduktion.
4 Der Gutsherr in seinem Pavillon.
5 Ein Familienidyll.
6 Ein taoistischer Weiser; in allen Detailaufnahmen erlebt man
besonders intensiv das Zusammenspiel von genrehaltem Natu-
ralismus in der Mensehendarslellung und konzentriertesier Ab-
straktion bei Pllanzen und Gewässern.
7-8 Details aus der Oberbordürc der Vorderseite: Archaische