Die Innsbrucker Golds c hm i e de Klaus Burkhart, Hans
Altensteig und Heinrich Stark lieferten neben den be-
kannten Augsburger und Nürnberger Werkstätten das
Hoigeschirr und die prunkvollen Hochzeitspokale, die
Ferdinand seinen Räten, Amtsmännern und Diplomaten
verehrte.
Die Glasmalerei fand in Paul Dax einen tüchtigen
Meister, der vor allem Wappenscheiben in „welsehen
Gehäus" für die llofburg und die lsloikirche lieferte und
sogar der Konkurrenz der Augsburger Meister standhal-
ten konnte. ln Hall wurde mit Ferdinands Förderung von
den Augsburger Handelsherren Wolfgang Vitl und Se-
bastian Höchstetter eine G l a s h ü t t e errichtet, die
erste, die in deutschen Landen Kunstgläser in veneziani-
scher Manier erzeugte und hohe Qualität erreichte. Die
Innsbrucker U h r m a c h e r Andreas Ilmer und Niko-
laus Lanz schulen herrliche llalsuhren, Stunden- und
Viertelsehlztguhren und Spieluhren für Ferdinand und
seine Söhne, Paul Dax und Johannes Butsch zeichneten
als K a r t o g r a p h e n die ersten verläßlichen Land-
karten Tirols, Butsch ließ eine eigenartige Europakarte
in Gestalt einer Frau in Druck gehen.
Die schon unter Erzherzog Sigmund und Kaiser Maxi-
milian berühmte llofplattnerei erlebte unter Fer-
dinand ihre größte und letzte Blüte. Hans und Jörg Seu-
senholer schlugen in Innsbruck zwischen 1530 und 1550
die prachtvollsten Harnischgarniluren. An die Stelle ein-
zelner Harnische waren durch das kombinationsreiehe
„Welsche Gestech" die vielgestaltigen Harnischgarnitu-
ren mit Doppel-, Feld- und Fußküriß, Trab- und Knecht-
harnasch und zahlreichen Weehselstücken in Mode ge-
kommen. Die klare und doch elegante Renaissanceform
mit üppiger Ätzmalerei fand in jörg Seusenhoier einen
Meister, den kein Italiener und kein Augsburger, nicht
einmal der Hoiplattner Karl V., Desiderius Kolman, an
Schönheit und Qualität übertreffen konnte. Die beiden
Seusenhofer sehltigen Harnische für Karl V., Philipp ll.,
die spanischen Granden Cordova, (iamhozi, Granvella.
Gusman. Nlereado, den König von Polen, für Ferdinand
und seine Sühne. l)ie Harnisehgarnituren, die als diplo-
matisehes (iesehenk dem König von Frankreich, dem
Dauphin, dem (Ionnetahle und dem Herzog von Orleans
gewidmet waren (1540), sowie die prachtvolle Adlergtir-
nitur für Erzherzog lierdinitnd ll. (1547) sind Höhepunkte
europäischer Plattnerkunst.
Auch ein anderes, in Tirol heimisches Kunsthandwerk
errang unter Ferdinand Weltgcltung: Der Geschütz-
und Bronzeguli. Gregor Löffler von lnnsbruek ver-
stand es, das Gesehützwesen durch Ausgleich von Zweck-
mäßigkeit und Dekoration und Vereinheitlichung der
Kaliber zu reformieren. Mit seinem Geschütz konnte
Karl V. die zahlenmäßig weitaus s " 'e Artillerie der
Schmalkaldisehen Fürsten ausschalten. Daß Löffler das
Geschütz der Reichsstädte Augsburg und Nürnberg goß,
ist der beste Beweis für seine Bedeutung im deutsehen
Geschützguß. lir war aber auch Kunstgießer, wie zahl-
reiche erhaltene Epitaphien und nicht zuletzt die edle
Figur des Königs Chlodwig in der lnnshruekei- Hofkirehe
bezeugen.
Alle Kunstbestrebungen Ferdinands treten aber zurück
gegenüber den zwei großen Projekten, der Hofburg und
dem Grabmal Kaiser Maximilians. Das aus verschiedenen
Zeiten stammende Hiiusergewirr der lnnsbrucker Hof-
b u rg ließ er 1536-1538 vom Meister Lucius de Spaeiis
aus Como unter einc gemeinsame, von fünf Türmen
gegliederte Fassade bringen. XVelsehe liensterformen,
Gesimse der Renaissance und deutsehgotische Rippen-
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