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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 46)

 
 
„Sale by Auction of slaves, pictures, Estates und Merchandisc in lhe Rotundc of {he Exchange - 
(Versteigerung von Sklaven, Gemälden, Grundstücken und Waren in der Rotundc des Exchangcs - 
- New Orleans U. S." 
- New Orleans, USA.) 
Kunrtaulztian in New Orleans 
um 1850 
Wie bunt und turbulent das kulturelle 
Leben in den Südstaaten der USA. noch 
vor etwa 100 Jahren war, zeigt dieses 
amüsante kleine Dokument: Drei Auk- 
tionen werden gleichzeitig in der präch- 
tigen Rotundc abgewickelt: In der Mitte 
werden Ncgcrsklaven und Sklavinnen 
versteigert, links Olgemälde und rechts 
Grundstücke. Die zahlreich versammel- 
ten Herren und Damen in südstaatlicher 
Eleganz prüfen mit Kennerhlick die 
Waren, die lebendigen und die toten. 
Schließlich haben ja auch alle drei Wa- 
renkategorien den gleichen Käuferkrcis, 
die großen reichen Pllanzer und Groß- 
grundbesitzer. 
Welch verwandelte Szenerie bietet heute 
das Auktionshaus Parke-Bernet in New 
York, wenn das große gesellschaftliche 
Ereignis einer Versteigerung von Im- 
prcssionisten die geistige und wirtschaft- 
liche Elite des Landes vereint, wenn man 
das spannende Schauspiel auch in den 
Nebenräumen des Hauses durch Fern- 
sehen verfolgen kann. 
Leider berichte! die Federzeichnung 
nichts über erzielte Preise. Ob der Erlös 
eines Sklaven den Kurs erreichte, den 
auf der Märzauktion bei Weinmüller in 
München die Marmorlaüste eines Negers, 
venezianisch, 17. Jahrhundert, erzielte: 
11.000 DM? Wohl kaum. 
jedenfalls haben die Käufer der Skla- 
ven ihr Geld schlecht angelegt, denn 
wenige Jahre später fegt der blutige 
Krieg zwischen Nord- und Südstaatun 
Sklaverei und Sklavcnmarkt für immer 
hinweg. Das versteigerte Olgemäldc hin- 
gegen wird - wenn es Qualität hatte 
seinen Wert inzwischen vervielfacht 
haben. 
Vorschau 
auf die 552. Kunstauktion des Doro- 
lbeumr, Wien, vom 6. bis 9. ]uni 
Die Auktion ist mit nicht ganz 900 Po- 
sten dotiert, die wiederum den Sach- 
sparten: Olgemälde, Aquarelle, Hand- 
zeiehnungen, Miniaturen, Druckgraphik, 
zeitgenössische Kunst, Möbel, Skulptu- 
ren, Porzellan. Glas. Fayence, Ausgra- 
bungen, Asiatika, Edelmetalle, Metall- 
gegenstände und Waffen zugehörcn. Aus 
diesem vielseitigen Angebot seien her- 
vorgehoben: Jacob jordaens, Heilige Fa- 
milie, verzeichnet bei Rose und van Puy- 
velde; Willem Nieulandt II, Flucht nach 
Ägypten, datiert 1629, zwei Flußland- 
schaiten, Gegenstückc, von Dionys Ver- 
burgh; ferner: Anthonie Pztlnmedesz, 
Gelage, Frans Francken II, Gastmahl 
des Herodes (ein Gegenstück hiezu in 
der Nationalgalerie Kopenhagen), zwei 
Architekturvcduten von Ferdinand Jac. 
Saeys. Wichtig ist die unvollendete „Hir- 
tenszenc" von Pieter Claesz. Berchem. 
Ein „Mittelmeerhnfen" von Joseph Ver- 
net ist voll signiert. Unter den alten 
Meistern verdient noch Marieschi mit 
30 
zwei venezianischen Veduten hervor- 
gehoben zu werden. 
Anton Romako ist - um zum 19. jahr- 
hundert überzuleiten - mit einem Por- 
trät eines bilderbetraehtenden h: tigen 
Herrn vertreten. Dieses Bildnis weist 
sclbstporträthafte Züge auf, doch ist 
eine dementsprechende Bestimmung 
nicht ohne Widerspruch geblieben. Ein 
Werk des Münchener Romnntikcrs Carl 
von Heideck ist eine 1822 datierte Vor- 
alpenlandschaft. Werke von jettel. Tina 
Blnu, Olga "Wisinger-Florian, F _I. 
Schindler und Halauska repräsentieren 
die zeitlich dem Impressionismus nahe- 
stehenden Komponenten der österreichi- 
chisehen Malerei. Interessant ist, daß 
erstmals in größerer Zahl Bilder russi- 
scher Maler in _der Auktion aufscheinen. 
Die bedeutendsten unter ihnen sind Fili- 
pow, Lansere, Bennis und Wenezianow. 
Das wichtigste Werk aus der Sztchsparle 
„Miniaturen" ist ein von Grimschitz 
ztttestiertes Damenporträt vcn F. G. 
Waldmüller. 
Bei den Antiquitäten sticht eine Brüsse- 
Ier Tapisscrie des späten 16. jahrhun- 
derts mit altteslamentarischem Thema 
ob guter Erhaltung und frischer Far- 
bigkeit hervor, bei den Plastiken wäre 
ein hölzerner Bozetto einer Pietä zu er- 
wähnen, der dem Prager Braun von 
Braun zugeschrieben wurde; bemerkens- 
wert ist ferner eine Schweizer spiitgoti- 
sche Statue des hl. Jacobus major. Gul 
erhaltene Zeugnisse des Einwirkens 
eines großen Meisters in Bereiche, die 
dem Volkskunstsehallen nahestehcn, 
sind die zahlreichen Kleinskulpluren nus 
Zirbe, die die Madonna mit Kind und 
eine Reihe von Heiligen darstellen. liine 
Auseinandersetzung mit der Kunst lgnaz 
Günthers ist unverkennbar, Zwei Alui '- 
smtuen (Florian und Georg), etwa halb- 
lebensgroß. rechtfertigen durch ihr Qua- 
litiitsniveau die Zuweisung an MClnHld 
(Juggenbiehler. 
Kleinkunst gibt es wie immer in großer 
Zahl; Gläser von Kothgasser, schlesi- 
sche Pokale des 17. Jahrhunderts, eine 
limpire-Golddose mit reichster Emaillie- 
rung seien genannt. Bei den Exotika ldl- 
len eine Kuan-yin der Sung-Periode und 
eine frühe Bakongo-Plastik auf.
	        
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