Neueriverllzmgeii
Ö_l'_l'C1ItliC]J8I' Kiuirlxammlimgen
aus dem [lande]
Das Kunsthisttirische Museum
erwarh Mitte April ein wichtiges und
charakteristisches Werk des aus Herga-
mo stammenden M l lu Bas-
chenis, der von 1ti17 h ' 16 lebte, Das
Bild - ein Stilleben mit Musikinstru-
menten, Öl auf Leinwand, 78, 117cm
(siehe unsere Ahhildtiiig) - stammt
aus Bcrgamo selbst, wo es sich in der
Sammlung des Advokaten Davitle Cu-
gini befand. lis ist bei Luigi Angelini,
l Basehenis, nach 'l'afel XLVII, itbge-
bildet, entsprechend verzeichnet und
eingeordnet. Das Werk steht dem mo-
dernen Stilempfindt-n nahe, weist es doch
in der Ausspielung extremer perspek-
tivischer liffekte hei gleichzeitiger stren-
ger (ieometrisierung jene speziiische
Stimmung auf, die uns der "magische
Realismus" tinsert-r Tage ins liewufit-
sein gebracht hat. Unzweifelhaft beruv
fen sich zeitgcnossische Italiener. wie
etwa der frühe de Chiricii auf Leistun-
gen wie diese.
Direktor Prof. Oherhammei- erwarb das
Bild aus einer Kollektion von XVerken
alter Meister, die seit Mitte April von
der Galerie Qanct Luc' ', Wien l, ju-
scfsplatz, Pal Pallavicini, der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht wurde.
Diese bescheiden als „Fruhjahrsausstel-
lung" bezeichnete Schau von Werken
alter Meister ist von einem Katalog he-
gleitet, in dem siimtliehe lzxpoiiate (mit
Ausnahme der ganz wenigen Auller-
Ktitalog-Postcn) abgebildet und en pi -
chend dokumentiert sind. Alle (iem de
wurden von Prof. Stransky vtin sp'.tt'-
ren (Tbermalungen und dem Alters-
schmutz befreit. Rein technisch zeichnen
sie sich durch vorzügliche l iltung
aus, die als angenehmes Kurt lat zum
Qualitiitsnivcau empfunden wird, Das
neben dem (iemiilde von Basehenis wohl
bedeutendste Werk der italienischen
Sehule ist Alessandro Magnascos „flei-
ligei" Remuald mit Mönchen in einer
Grotte" (verzeichnet bei Geiger, S. 72
und Abb. 28-1). Kaum weniger wichtig
ist Giovanni Antonio Pellegrinis „Groll-
mut des Scipio", das aus der Sammlung
des Earl ol Derhy st mmt und siinitliche
Vor tigc und Eigenschaften der vene-
zhnisehen Malerei des zweiten Viertels
des 13. Jahrhunderts aufweist. Kaum-
mangel zwingt uns, die übrigen Werke
nur zum Teil und lediglich dem Namen
nach zu erwähnen: Joachim A. Wtcwael,
Anbetung der Hirten: Roelant Saveryg
Ruincnlandschaft, Blumenstuck; joos
van Craesbe , Versuchung des heili-
gen Antonius; Jan Fyt, Still hen mit
Früchten, XVild und Ilundcn; Salnmon
van Ruysdael, Weite Landschaft mit
Bekehrung Pauli; Jacob van Ruisdacl,
Hügellandschaft mit Bergschloß; Rachel
Rtiysch, Blumenstrauß. Die Malerei
Österreichs im späten 18. und 19. jahr-
hunderts ist durch Arbeiten von Füger,
Gaucrmann und Romakti (Novoiny
Nr, 171)) vertreten.
Das Historische Museum der
Stadt Wien erwarb aus einer um die
gleiche Zeit abgehaltenen Ausstellung
des Antiquariates Christian M. Ncbehay.
Wien l, Annagasse, eine (Jouache vun
Martin von Molitor (Wien 1759-1812),
darstellend ein Motiv aus dem Tullner-
fcld in der Gegend von Grciienstein
(KaL-Nr. 6), und eine Kohlezcichnung
von Friedrich A. Brandt, die einen Mann
in einer Waldlichtung beim Roden von
Wurzeln zeigt.
Die Schau bei Nehehziy war im we-
sentlichen der Kunst Molitors gewid-
met, den man nun als l ltndschaltet" spe-
zifisch romantischer Prtigung mit aus-
gepriigtem Sinn für das (lrolfi-Pathcti-
sehe (im guten Sinn) kenneitlernt. Mo-
litor sah die Landschaft um Wien itndurs
als wir dies tun - er erlebte sie unter
einem gleichsam heroischen Aspekt und
stellt sie dementsprechend unter Anwen-
dung weit aufgerissener laefendimen-
sionen und dramatischer Helligkeits-
kontraste dar. In diesem Sinn sind auch
die Formate im Verhältnis zu den bei
der Gouacheilcchnik und üblichen Lo-
sungen ehcr groß und nitherii die Bilder
so auch rein vom Ausmaß her dem Ge-
mäldehaften an.
Um Molitor herum bot Neheh.i_i' noch
eine Auswahl gleichzeitiger Maler ius
Österreich und ganz Europa. Wir müs-
sen uns begnügen, lediglich die Namen
Deliicroix, Cesare dcllH-Xcqua, Barba-
rini, F. R. Lee, Stuhl, (Joehel, C. F. ll.
Werner und Meyer zu nennen.
Eine Antiquitätenauxxtellung
in Wien geplant
Man hört von großen Plänen des öster-
reichischen Kunst- und Antiquitätenhan-
dels. liine Ausstellung soll die Leistun-
gen dieses Handclszweiges und seine
wichtige Stellung in unserem Kultur-
lehcn zeigen. Ein Ausschuß, an dem die
bedeutendsten Exponenten des Kunst-
hnndels teilnehmen, prüft gegenwärtig
unter der Leitung des Vorsitzenden des
Bundcsgremiums alle Möglichkeiten be-
züglich des Termins und der zur Ver-
fügung stehenden Ausstellungsräume.
Adoll Loo: bei llßürtble
Die Galerie Würthle, Wien I, Weihburg-
gnsse, zeigte seit Anfang April eine do-
kumentarische Ausstellung zum l.chen
und Schaffen von Adolf Loos. Das Pro-
tcktorat dieser Veranstaltung lag in den
Händen der Zentralvcreinigung der Ar-
chitekten Österreichs, ihr Gestalter war
j. (S. Gsteu, der Katalog wurde von Maa
rin Münz, der Witwe des großen, ver-
storbenen Ludwig Münz, zusammenge-
stellt, aus dessen Feder auch die Einfüh-
rung stammt. Es kann hier nicht die
Aufgabe sein, die Ausstellung als sol-
che zu würdigen oder sich mit der längst
crknnntcn Bedeutung Loos' auseinander-
zusetzen, es muß lediglich hervorgeho-
ben werden, wie erschütternd angesichts
dieser Schau die Tatsache ist, daß kaum
noch ein Werk dieses Architekten, der
erst 1933 starb, sich im Zustand der
Entstehungszeit befindet. Erst unlängst
wurde in der Wiener Tagespresse die
endgültige Verschandelung des Hauses
Steiner (Wien 1910) diskutiert, die noch
dazu im Zeichen „bodenständigen"
Buuens erfolgte! Das Laos-Haus am Mi-
chaelerplntz ist nur noch eine Schale
ohne Kern, die „American Bar" (1907)
lebt als museale Institution. Das einzige,
was von Loos blieb, ist die Wirkung
seines architektonischen und literari-
schen Schafiens, die längst noch nicht
ausgelaufen ist.