Mitteln und Elementen des künstlerischen Tuns erwachte eben auch das Bedürfnis,
die Gestaltwirklichkeit schlechthin und auf allen ihren Betätigungsgebieten, in
allen ihren Gesetzlichkeiten zu ergründen.
Die große Kollektivausstellung Swobodas in der Wiener Secession im Mai 1959
legte von diesem Wandel nach einer längeren Periode des „Schweigen? ein beredtes
Zeugnis ab. Sie zeigte zwei Bereicheials bestimmend auf, den des Bildnerisehcn
an sich und den einer fast ins Surreale gewandten Phantasie. Aus dem ersten Bereich
kamen Formen und Bildungen, die an Steine, Moose, Wasser, Moore, an das Wach-
sen und Wuchern denken ließen, während der andere hauptsächlich Spukgestalten,
die manchmal geradezu ins Dämonenhafte gesteigert waren, aus sich gebar.
Es ist selbstverständlich Auffassungssache, welchem dieser beiden Bereiche man
den Vorzug gibt. Für mich hat nur der erste eine mich bewegende Bedeutung. Er
steht in seinem Wesen der „informellen" Malerei, also einer Bildeweise nahe,
bei der nicht mehr das Bildkonzept des Malers, sondern der aus dem Malvorgang
selber hervorgehende Bildantrag seine Verwirklichung verlangt. Daß Swoboda in
seine Malvorgänge auch sein Wissen und Erleben von den Natur-Strukturen ein-
bezieht, beschwert oder bereichert sie, je nachdem, ob man die informelle Malerei
für in sich selber gültig und voll erachtet oder nicht. Wiederum nur für mich
bedeutet die informelle Malerei als schöpferische Antwort des Künstlers auf die
Bildanträge des Malvorganges mehr als die Einbeziehung irgendwelcher Natur-
„v0rg21ben".
Swoboda bedarf übrigens von sich aus immer wieder einer phantastischen Figua
ration. Es hat den Anschein, daß sie ihm neue Impulse schenkt. So aber bedarf er
eben auch der Nähe zu den strukturellen Naturgegebcnheiten, und er tut gut daran.
3 Dschungelbuch, 1959, la-
vicrtc Federzeichnung,
65 X 52 cm.
4 Sprengung, 1960, lavierlc
Federzeichnung, 52 X 65 cm.
5 Baum, 1960, Radierung,
11 X 15,5 cm.