lerei die großen Namen Klimt und
Schiele genannt worden. Klimts
fernöstliche Hintergründe, Klimts
wuehernde Ornamentik, in den Bil-
dern des linkcl-Jüngers fortwirkend,
müssen heute wieder ganz selbst-
verständlich die Japaner faszinie-
ren: ein „zweiter Jugendstil", mit
müden, geheimnisvollen Spirallaby-
rinthen, Maserungen, Aehataderun-
gen, dekorativ und märchenhaft,
stellt sieh in Gegensatz zur trost-
losen Gleichmacherei und Ideenar-
mut im Massenkunstbetrieb unse-
rer Tage. Hundertwasser kennt
kein qualvolles Produzieren für den
Markt, unter der Knute eines Händ-
lers, der vom Maler ein paar Dut-
zend Bilder einer schon eingeführ-
ten Sorte verlangt. Wenn die Muse
ermüdet, läßt er sie in Ruhe, hört
zu malen auf. auch bereit, aus dem
Luxus wieder unter die Brücke zu
ziehen. Wie die Kinder malt er nur
zu seiner Freude.
Ich hahe ihn einmal sehr direkt ge-
fragt: „Was unterscheidet Ihre Ma-
lerei von jener der Kinder?"
Darauf Hundertwasser schlicht und
würdlzvoll: „Die größere Konse-
quenz."
lasse ich mir einen Kimono schnei-
dern. Sehwarzgrau mit Goldfäden
durchwirkt, mit blendendster zinno-
berfarbiger Seide innen! Andere
Europäer sehe ich hier gar nicht.
Nur manchmal ein Bleiehgesicht in
einem laraun-in-braun Anzug, das
sich wie eine Ratte ttm die ke
schleicht."
Hunderlwasser, der Maler farbiger
Paradie ' ', verfolgt mit Staunen, wie
sich der japanische Alltag zum Gar-
ten liden der Farbe wandelt. Ent-
züekt berichtet er, daß der Gast im
japanischen llotel täglich eine neue
wunderschön bunte Zahnbürste er-
hält. „ich war wie jeder Europäer
in Versuchung die schönen Zahn-
bürsten zu behalten, bis ich auf der
Straße Mistkübel vollgestopft mit
neuen Zahnbürsten, Zahnpastatu-
ben und Seifen sah. Die Zahnbür-
sten dienen nur einmal. S0 wie Ein-
tagsfliegen. Die Karotten sind hier
ein Meter lang, die Tokioler kau-
fen meist nur eine Karotte und tra-
gen sie in Papier eingewickelt unter
dem Arm, wie die Pariser ihre Ba-
guettes. Die Erdiipfel werden stück-
weise verkauft und eingepackt, wie
die Schuhe bei Herzmansky. Zuerst
in sterilisiertes Papier, dann in ein
ganz tolles buntes mit vielen japa-
nischen Zeichen, dann kommt eine
schöne Schleife mit rotem oder sil-
bernen Band, ganz wie bei uns die
Ostereier. Die Frauen sind alle sehr
schön und nie schnippiseh wie in
EUFOPIL Und von den Frauenstoffen
kann man sich keinen Begriff ma-
chen - so wunderbar."
im „lfueiP-lnterview vor dem Ab-
flug nach Japan sind im Zusam-
menhang mit Hundertwasscrs Ma-
l Fritz Huntlcrlxvttsser und seine Arbei-
ten aus der letzten Zeit.
2 Fritz Hundertwttsser vor t er Pla
Wiltlti mit den Bildnissen beruhmlet Ja-
panischer Schauspieler.
3 Fritz llundertwasser an seinem Ar-
bei liseh.
4 Ftttz l'ittntlet'lwusset' im gestreiften
Kimonn.
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