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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 47)

lerei die großen Namen Klimt und 
Schiele genannt worden. Klimts 
fernöstliche Hintergründe, Klimts 
wuehernde Ornamentik, in den Bil- 
dern des linkcl-Jüngers fortwirkend, 
müssen heute wieder ganz selbst- 
verständlich die Japaner faszinie- 
ren: ein „zweiter Jugendstil", mit 
müden, geheimnisvollen Spirallaby- 
rinthen, Maserungen, Aehataderun- 
gen, dekorativ und märchenhaft, 
stellt sieh in Gegensatz zur trost- 
losen Gleichmacherei und Ideenar- 
mut im Massenkunstbetrieb unse- 
rer Tage. Hundertwasser kennt 
kein qualvolles Produzieren für den 
Markt, unter der Knute eines Händ- 
lers, der vom Maler ein paar Dut- 
zend Bilder einer schon eingeführ- 
ten Sorte verlangt. Wenn die Muse 
ermüdet, läßt er sie in Ruhe, hört 
zu malen auf. auch bereit, aus dem 
Luxus wieder unter die Brücke zu 
ziehen. Wie die Kinder malt er nur 
zu seiner Freude. 
Ich hahe ihn einmal sehr direkt ge- 
fragt: „Was unterscheidet Ihre Ma- 
lerei von jener der Kinder?" 
Darauf Hundertwasser schlicht und 
würdlzvoll: „Die größere Konse- 
quenz." 
lasse ich mir einen Kimono schnei- 
dern. Sehwarzgrau mit Goldfäden 
durchwirkt, mit blendendster zinno- 
berfarbiger Seide innen! Andere 
Europäer sehe ich hier gar nicht. 
Nur manchmal ein Bleiehgesicht in 
einem laraun-in-braun Anzug, das 
sich wie eine Ratte ttm die ke 
schleicht." 
Hunderlwasser, der Maler farbiger 
Paradie ' ', verfolgt mit Staunen, wie 
sich der japanische Alltag zum Gar- 
ten liden der Farbe wandelt. Ent- 
züekt berichtet er, daß der Gast im 
japanischen llotel täglich eine neue 
wunderschön bunte Zahnbürste er- 
hält. „ich war wie jeder Europäer 
in Versuchung die schönen Zahn- 
bürsten zu behalten, bis ich auf der 
Straße Mistkübel vollgestopft mit 
neuen Zahnbürsten, Zahnpastatu- 
ben und Seifen sah. Die Zahnbür- 
sten dienen nur einmal. S0 wie Ein- 
tagsfliegen. Die Karotten sind hier 
ein Meter lang, die Tokioler kau- 
fen meist nur eine Karotte und tra- 
gen sie in Papier eingewickelt unter 
dem Arm, wie die Pariser ihre Ba- 
guettes. Die Erdiipfel werden stück- 
weise verkauft und eingepackt, wie 
die Schuhe bei Herzmansky. Zuerst 
in sterilisiertes Papier, dann in ein 
ganz tolles buntes mit vielen japa- 
nischen Zeichen, dann kommt eine 
schöne Schleife mit rotem oder sil- 
bernen Band, ganz wie bei uns die 
 
Ostereier. Die Frauen sind alle sehr 
schön und nie schnippiseh wie in 
EUFOPIL Und von den Frauenstoffen 
kann man sich keinen Begriff ma- 
chen - so wunderbar." 
im „lfueiP-lnterview vor dem Ab- 
flug nach Japan sind im Zusam- 
menhang mit Hundertwasscrs Ma- 
l Fritz Huntlcrlxvttsser und seine Arbei- 
ten aus der letzten Zeit. 
2 Fritz Hundertwttsser vor t er Pla 
Wiltlti mit den Bildnissen beruhmlet Ja- 
panischer Schauspieler. 
3 Fritz llundertwasser an seinem Ar- 
bei liseh. 
4 Ftttz l'ittntlet'lwusset' im gestreiften 
Kimonn. 
 
 
 
 
 
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