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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 48)

gnllo, Gonzalez und Zadkinc sind 
Protagonisten dieser Richtung. Im 
Vergleich zur freien Natur stünde 
hier nur mehr Auflösung gegen 
Auflösung, räumliche Unmeßhar- 
keit, Vielschichtigkeit gegen Viel- 
schiehtigkeit: der Wirkungsfaktor 
der Konlraststeigcrung fällt fort 
und diese Art von Plastik wird 
 
2 Aristide Mnillol, Die gelesselle Frei- 
heit, 1906, Bronze, H. 215 cm, Kunst- 
hislorisches Museum, Wien. 
3 Henri Laurens, Die Nixen, 1934, 
Bronze, L. 160 cm, Galerie Louis Leiris, 
Paris. 
4 Pablo Gnrgallo, Der Prophet, 1933, 
Bronze, H. 238 cm. 
von einer in mancher Hinsicht 
strukturell gleichartigen, aber rein 
dimcnsionell unendlich überlegenen 
Natur einfach absorbiert. Werke 
dieser Art gehören also grundsätz- 
lich nicht ins Freie, sie brauchen 
räumliche Begrenzung, um leben 
und wirken zu können. Nur eine 
Ausnahme kann hier gemacht wer- 
den - nämlich die Kontrastierung 
solcher „Skelettplastikcn" mit dem 
ungetrübt blauen, von keinerlei ve- 
getabiler Kontur gestörten Himmel, 
dessen Farbigkeit hier einfach als 
Folie wirkt . . . 
Auch das Grellgelb der Kojenwände 
erscheint uns als das Ergebnis einer 
im Wesentlichen richtigen Über- 
legung: Gelb ist die Farbe, die in 
der Kraft ihrer Intensität gerade 
das an „Skelettplastiken" so wich- 
tige lineare Element am stärksten 
zur Geltung bringt. Nicht umsonst 
setzt man in mehreren Ländern bei 
Verkehrstafeln die schwarze Schrift 
auf einen gelben Grund! Gelb als 
Hintergrund steigert die Schärfe, 
betont die Präzision, laßt die Logik 
des Werks-Aufbaues klarer zur Gel- 
tung kommen, entlarvt aber auch, 
wo es sein muß. . . 
Kommen wir zu einem linde: Rich- 
tig wäre es wohl gewesen, einen 
Teil der Exponate in freimaleri- 
scher Umgebung aufzustellen, den 
anderen aber in einem Pavillon 
unterzubringen, der bei maximaler 
Ausnützung der natürlichen Lieht- 
quellen doch die nötigen Foliie- 
rungsmöglichkeiten böte. Das Frei- 
gelände des Salzburger „Zwergl- 
gartens", in dem immer wieder Pla- 
stik-Ausstellungen abgehalten wer- 
den, vereint beide Möglichkeiten 
auf das glücklichste. 
jedenfalls trägt die Problematik der 
Wiener Ausstellung dazu bei, den 
grundsätzlichen Strukturwandel zu 
verdeutlichen, der sich im Laufe 
der acht zur Diskussion stehenden 
Jahrzehnten vollzog. Es handelt sich 
um nicht mehr und nicht weniger 
als um den Durchbruch des Geisti- 
gen in der Bildhauerei. 
Lassen wir die in Wien vertretenen 
Künstler Revue passieren, so ergibt 
sich in beinahe bes urzencl unge- 
zwungener und natürlicher Weise 
eine Gliederung nach Generations- 
gruppcn. 
Am Anfang stehen Rodin und Re- 
noir, der eine 1840, der andere ein 
Jahr später geboren. Beide stehen 
altersmiißig im Zentrum der Im- 
pressionistcn-Generation; in sehr 
erstaunlicher Weise setzen sie der 
impressionistischen Tendenz zur 
Auflösung von Form und Struktur 
ein Maximum an Festigkeit und 
Präzision entgegen. Rodins „Schat- 
ten" (Abb. 1) ist wahrhaft kein 
Schemen, sondern ein lleros von 
miehelangclesker Wucht und 
Schwere. ln Renoirs „Vcnus" sind 
sogar deutliche Anzeichen eines 
nicht mehr verheimlichten Klassi- 
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