MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 48)

Ein französischer allegorischer 
Bildteppicb um 1530. 
Dcr in Schloß Mondscc, Oberösterreich, 
etablierte KunsthändlerAllre-d ]aegci' hat 
unlängst aus amerikanischem Privat- 
hesitz einen Bildteppich erworben, der 
nicht nur durch Qualität und Erhaltung, 
sondern auch durch seinen thematischen 
Inhalt von bedeutendem lntcrcssc ist: 
Vor llächenhaltem Mllle-Fleurs-(Jrund 
stehen fünf schlanke Gestalten, die 
durch zu ihren Füßcn angeordnete 
Spruchbänder gekennzeichnet sind. Die 
mittlere ist zwciköplig (linker Kopf 
jung, rechter Kopf alt) und hält als 
Attribute ein Gefäß mit Bogcnhcnkcl 
(links) und eine Fackel (rechts). Ihre 
Unterschrift „Lt: Temps Prcscnt" kenn- 
zeichnet sie zunächst als Allegorie der 
Gegenwart, dann aber auch als Provi- 
dentia, „FürsiehtigkciW, dcnn sie leuch- 
tet mit der Fackel in die Zukunft, die 
in Gestalt eines Engels wiedergegeben 
und durch die Unterschrift „Le Temps 
Advenir" gekennzeichnet ist. Ganz 
rechts außen steht ein vornehmcr Kn- 
valier, „L'Homme". Links wird der Rei- 
gen angeführt von „Sapiencc", zwischen 
ihr und dem januswesen steht wiederum 
ein Kavalier, diesmal „Le Temps Pas- 
se". Über den Figuren verläuft ein 
mehrfach geknicktes Spruchband mit 
dem Reim: „Si tu pretens a Honneur 
parvcnir - es dcux rccorde ct prcvol 
l'Advenir." Eine breite Bordüre mit 
Fruchtgebinden schließt das Bildleld an 
allen Seiten ab. Das Format des Wer- 
kes beträgt etwa 205 )( 288 cm. Es ist 
publiziert in „Conoisseur", juni 1951, 
p. Hi, reproduziert auf dem Titelblatt 
von Art Digest, Dezember 1951, und 
IU. Internationale Graphik-Biennale 
in Laibach. 
Die Moderne Galerie in Laihach zeigt 
vom 11. juni bis zum 15. September 
1961 ihre auch diesmal wieder mit Sorg- 
falt zusammengestellte lV. Internatio- 
nale Graphik-Ausstellung. An den fast 
tausend Exponaten beteiligten sich 
dreißig Nationen und die Eoole de Paris 
mit zusammen 335 Künstlern; dazu 
kommen die Kollektiven der drei Preis- 
triiger der Biennale von 1959: Soulage, 
Spacal und Ccri. Diese von Galerie- 
direkter Prof. Zoran K r i i ä n i k mit 
llille einer internationalen Jury aufge- 
haute graphische „Weltausstellung" ge- 
stattet wertvollen Einblick in die künst- 
lerische Gesamtsituation, wenn auch 
kaum vermeidliche Zufälligkeiten in 
der Auswahl eine gewisse Einschrän- 
kung bedeuten; Österreich bietet ge- 
rade hielür ein Beispiel, es ist mit den 
Künstlern W. Berg. Chaimovicz, Escher, 
Kubovsky, Lehmden, Matulla, Novak 
und Polasek sicher nicht ausreichend, 
aber doch recht charakteristisch ver- 
treten. 
Den Besucher beschäftigt vielleicht am 
meisten der Vergleich mit der Venezia- 
nischen Biennale und gewisse Verschie- 
dCnhCiten in den sich dabei offenbaren- 
den Entwicklungstendenzen, die sich in 
Laibach sicherlich auch dadurch deut- 
licher dokumentieren, da es sich um 
Druckgraphik der letzten zwei Jahre 
handelt. Man spürt eine Abkehr vom 
sogenannten „konkreten" Bild, also je- 
nem Bild, das sich mit der Darbietung 
seiner Aufbaumittel an sich begnügt; 
dies geht Hand in Hand mit einer Zu- 
wendung zum „Gegenstand" uns seiner 
behauptender Gebilde beweisen die An- 
teilnahme des Künstlers von heute an 
den Aklualiläten der Zeit. Im Bereich 
seelischen Empfindens sind beklem- 
mende Existenzungst und Untergangs- 
beschwörung verschwunden. Die Freude 
an sinnlicher Anschauung, an einem 
neuen „St0lflichen", die Kultur der 
Bildhaut, der Oberfläche erschxtuter oder 
erdachter Gegenstände ohsiegt und dil- 
mit ein ästhetisches Momonl. 
Die drei Preise der Biennale erhielten 
Hamaguchi (japan), Dcbenjnk 
(Jugoslawien) und Sugai (Ecole de 
Paris). Dr. Springschitz. 
1.x. 
.  
 
Maria Biljan-Bilger in Salzburg. 
Die Galerie Welz zeigt in einer knappen, 
aber dalür umso übersichtlicheren Schau 
eine Auswahl von Terrakotten, Bron- 
zen, textilen Arbeiten und Spielzeugen 
von Maria Biljan-Bilger, einer gebürti- 
gen Salzburgerin. Die Künstlerin hat 
sehr unmittelbare Beziehungen zum Ma- 
terial und besitzt die Eigenschaft, in 
Keramik, Wolle, Bronze oder Holz den- 
ken zu können. Perlektes handwerk- 
liches Können macht ihr die Realisie- 
rung ihrer Formvorstellungen nicht 
schwer; nie erliegt sie der Gefahr, wie 
so viele Kunst-Handwerker, das Mate- 
rial zu vergewaltigen und in Gebilde zu 
zwingen, die seiner Struktur nicht an- 
gemessen sind. In diesem Sinne besteht 
bei der Bilger etwa eine echte innere 
Beziehung zu koptischen Textilien, wenn 
es darum geht, einen Gobelin zu wirken. 
In ihren liguralen plastischen Arbeiten 
läßt sie sich von Primitivkünsten inspi- 
rieren, in ihren graphischen Arbeiten in 
vielen Fällen von „Multiplikationsorna- 
menten", wie sie beim Zusammenfalten, 
Anschneiden und Anreißen von Papier- 
bögen entstehen. Geistig ganz ihr selbst 
gehören die sehr monumentalen kera- 
mischen Gefäße und die Spielobjcktc. 
DrK. 
war in der Columbus Gallen-y of Finc 
Arts, (lolumbus, Ohio, im Dcnvcr Art 
Museum, Denver, und im Wadsworlh 
ALhcncum, Harlford, Conncclicul, aus- 
gestellt. 
raumcrzeugenden Funktion. Die Körper- 
konslruklion im Raum, das Spiel mit 
nufgchobencr PCFSpCCkÜVC und annullier- 
tcm Schwerkraflgesctz, die phantastische 
Raumvision und die Dynamik sich darin 
Auktionsergebnixse 
Frübjahrsuuklion Dr. Hauxwedell, Ham- 
burg, 3. bis 7. ]uni. 
Livre dT-leures, um 1475, DM 6000.-, 
Horarium, um 1500, 5600-, Hortus 
Eysteitensis 13.500.-, Braun-Hugen- 
berg, Civitates... , 13.800,-, 
Achenbach, Mondnacht bei Ostende, 
DM 6Z00.-, Delacroix, Faust und Gret- 
chcn (Zeichn.), 3700.-, Ph. O. Rungc, 
Apostel Simon (Zeichm), 3600-, Beck- 
mann, frühes Olgemäldc, 4000.-, Fei- 
ninger, Aquarell 1925, 5100.-, jawlcns- 
ky, Hyazinthe, 1902, 8300-, E. L. 
Kirchncr, Personen vor Schaufenstern, 
3500-, Klee, Landschaft mit Fischen. 
Aquarell, 13.500.-, Picasso, Jacqueline 
lisant, Litho, 5800-, Rohlfs, Allee, Ol, 
1900, 10.00o._. 
Kuan-yin, China, Sung, DM 13.500.-, 
jadefigur, olmekisch, 24.500.-, Baku- 
ba-Maske, 2800-. 
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