EIN
DEUTSCHER
MÖRSERTYPUS
DES
14. JAHRHUNDERTS
JOHANNES JANTZEN,
Die Geschichte des erst seit dem Mittelalter gebräuch-
lichen bronzenen Haus- und Apothekermörsers ist bis-
her nicht geschrieben; sie erfordert noch manche Ein-
zeluntersuchung, da selbst größere Gruppen von Mör-
sern nicht erforscht worden sind. So sind deutsche ro-
manische Mörser allgemein unbekannt. Um so mehr ist
es zu begrüßen, daß von einem Stück des 13. jahrhun-
derts wenigstens eine datierte Darstellung erhalten ist,
und zwar auf einem spätromanisehen Wachssiegel im
Karlsbader Generallandesarehiv (Abb. 1 von Gipsab-
druek).1 Es handelt sich um das spitzovale Siegel des
Magisters Wernher, Apothekers und Bürgers von Kon-
stanz. Dieses Siegel ist Teil einer Urkunde vom 21. ja-
nuar 1264 und hat folgende Legende:
+ S. M. W. APOTECARI I) (sie!) STA CIE' SI ü
Die Legende löst sich auf als Sigillum magistri Wern-
heri apoteeari constanciensis. Der Mörser ist also als
Apothekenmörser des 13. jahrhunderts aus Konstanz ge-
sichert.
Anders als die bekannten, frühestens gegen Ende des
14. Jahrhunderts aufkommenden gotischen Mörser, deren
Rippen vertikal laufen, oft aus Klauen oder Menschen-
oder Ticrköpfen aufsteigen und oft in Lilien oder Köp-
fen enden und deren Form schlank, hochslrebend ist, hat
das Konstanzer Stück, horizontal verlaufend, einen Wulst
oberhalb der Standfläehe, drei an der Wandung mitten
durch die eckigen Griffe und einen weiteren unterhalb
des etwas ausgebuchteten Randes. Außerdem ist seine
I Siegel des Magister Wernhcr, Apo-
theker und Bürger von Konstanz.
Gipsabguß nach dem Original an
einer Urkunde von 1264, Sladmrchiv,
Konstanz.
2 Apothckermörscr, Basel, H. jh.
Bronze. Priv-xtbesitz, Bad Hom-
hurg.