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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 49)

genden Löwen, rechts und links Helm mit Helmzier an- 
gebracht, die durch Wimperge von dem Schild getrennt 
sind. Die untere Seite des Frieses wird durch einen ho- 
rizontalen Wulst an der Wandung abgeschlossen. Die 
Heraldik, insbesondere der Spitzschild (wie bei Abb. 6). 
weist das Stück zuverlässig in das 14. Jahrhundert. Sein 
Ursprungsland dürfte Böhmen sein. Obwohl dieser Mör- 
ser früh ist, zeigen sich schon Elemente des 15. Jahr- 
hunderts. Überraschenderweise ist die Wandung in den 
unteren zwei Dritteln durch sechs Vertikalrippen auf- 
geteilt, eine Ausnahme für das 14. Jahrhundert, die die 
Vermutung rechtfertigt, daß der Mörser erst im letzten 
Viertel gegossen worden ist. 
Während nun alle Stücke aus den Gebieten des Ober- 
rhcins bis zum Niedcrrhein die horizontalen Schmuck- 
wülste in ornamentale Beziehung zu den llenkeln brin- 
gen, indem sie entweder genau durch die Mitte der 
Henkel laufen oder von den Ansatzstellen der 
Henkel ausgehen, verliert sich dieses Aufbau-Element 
bei den norddeutschen vollständig. Die Wülste sind un- 
abhängig von den Henkeln angebracht. Gemeinsam ist 
allen deutschen Stücken die Tendenz, die Standfläche zu 
verstärken oder zu verbreitern. 
Zusammenfassend ist zu sagen, daß der deutsche Mörser- 
typus mit den waagerechten Wülsten fast ausnahmslos 
gegenüber dem mit den senkrechten Rippen der ältere 
ist, doch spätestens im 15. Jahrhundert von dem verti- 
kalen Typus verdrängt wurde, eine durchaus logische 
Entwicklung. Der dem romanischen und frühgotischen 
Stilempfinden adäquate Typus hielt sich zunächst noch 
im Handwerk und unterlag dann dem neuen Zeitgeist. 
Die Renaissance brachte wieder eine völlige Wandlung, 
die in erster Linie durch die großen Gießer l-latiseren in 
Zutphcn, Peter Laminger. gen. Löffler, und Enndorfer 
in Innsbruck sowie Viseher in Nürnbergs heeinilußt 
wurde. Schon am Ende der Gotik, aber noch im 15. und 
Anfang des 16. Jahrhunderts ist die waagrechte Lage- 
rung der Ornamente in Deutschland die Regel. Die ver- 
tikalen Rippen verschwinden vollständig und tauchen 
später auch nicht wieder auf. 
11 
10 Mörser, Norddeulächland, 14. JPL, 
Gelbguß, Museum für Kunsthand- 
Werk, Frankfurt am Main. 
ll Mörser, Wahrscheinlich Böhlncn, 
14. _]h., Bronze, Museum für Kunst 
und Gewerbe, Hamburg. 
 
10 
 
' Hans Heuser, Ilztmburg, bin ich für diese Entdeckung dank- 
bar. 
z Ausgestellt Museum für Kunst und Kulturgcschichtc Dort- 
mund, Cappcnherg 1960, Knt. Nr. S7. Kunstmuseum Düssel- 
dorf 1960, gleicher KaL, Museum für Kunst und Gewerbe, 
Hamburg 1961, Knt. Nr. 117. 
3 Beide Mörser im Besitz von Frau E. Osthoff, Bielefeld. Das 
Stück Abb. 4 ist 15cm hoch und ist ein charakteristisches Bei- 
spiel für die Rippenmörser des 15. Jahrhunderts. 
' LiL: Erich Meyer in Bilderheflc des Museums für Kunst und 
Gewerbe III, Mittelalterliche Bronzen 1960, Nr. 26, Abbildung. 
5 Lit.: Erich Meyer in Bildcrhcfu: des Museums für Kunst und 
Gewerbe III, Mittelalterliche Bronzen 1960. Nr. 27, Abbildung. 
6 Hervorragende Arbeiten dieser vier Gießer auf der in Anm. 2 
erwähnten Ausstellung in Hamburg. 
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