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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 49)

BUCHBESPRHIHUNGEN 
Berivbligung. Die Besprechung des 
Buches "Braque", "l'eau j. Leymarie, von 
Unim-Proi. Dr. F. Novotny in Heft 48. 
weist einen sinnslörcndcn Setzfehler auf. 
In Zeile 12 soll es anstalt „übersau- 
berer" richtig „überschaubarer Ge- 
setzmäßigkeit" heißen. Die Redaktion 
bittet um Entschuldigung. 
nisse wurden in Fußnoten verzeichnet, 
lrrtümer konnten ausgeschaltet werden, 
einige Bildtafeln ersetzte man durch 
andere, die Bibliographie wurde up to 
datc gebracht. 
Was das Werk so wertvoll macht, ist 
die Tatsache, daß es als die Zusammen- 
arbeit eines diehterisch begabten, phan- 
tasievollen Muscumsmanncs und eines 
erfahrenen Sammlers und Routiniers zu- 
standekam. Das sichert seinem Text bei 
aller wissenschaftlichen Akribie ein he- 
hes Maii an Anschaulichkeit. Von be- 
sonderer Bcdeutung ist der umfangreiche 
Annex, der eine Liste ausgewählter Bü- 
cher und Alhen mit Farbholzschnitten, 
Tabellen zur Erleichterung der Lesung 
datierter Bücher und Drucke, eine Tafel 
mit ClCn Zeichenkombinationen des Sech- 
zigjahreszyklus, vergleichende chronolo- 
gische Tabellen japanischer Daten, ver- 
schiedene Zeichen von Monatsziffern, 
reichliche Proben von Zcnsorsiegeln, 
Schauspielerwappen, Veriegersignets und 
ein Register samt Glossarium enthält. 
Die Hauptschwierigkcit für den westli- 
chen Sammler liegt ja in der Tatsache, 
daß nur in den Wenigsten Fällen mit 
der Beherrschung der japanischen Spra- 
che gerechnet werden kann. Anderer- 
seits sind japanische Farbholzschnitte 
so wgesprächig", daß es jedem, der sie 
versteht, ein leichtes ist, sie zu bestim- 
mcn. In diesem Zusammenhang ist es 
etwas verwunderlich, daß auch die 
Zweitauflage ohne eine Tabelle mit 
ausgewählten Signaturen herausgegeben 
wurde. 
Uicluria aml Albert Museum - Kuniy- 
oxbi. By B. W. Robinson. London, Her 
Majesty's Stationary Office 1961. Eine 
Farb- und 98 Schwarzweißtaieln, zahl- 
reiche Tabellen. 
Robinson ist stellvertretender Abtei- 
lungsleiter am VözA-Muscum und der 
wahrscheinlich bedeutendste Sammler 
von Farbholzschnitten Kuniyoshfs, des- 
sen Todestag sich heuer zum hundert- 
sten Mal jährt. So trägt diese Arbeit 
alle Merkmale, die nur aus praktischer 
Erfahrung und langjährigem Umgang 
mit dem Substrat resultieren - sie ist 
ebenso frei von akademischer Gegen- 
standsferne wie von literarischer Präten- 
llOrl. 
Robinson, der als Autor einer „Fibel der 
japanischen Schwertklinge" und eines 
Buches über das japanische Schwert als 
Ganzes hervorgetreten ist, beschränkt 
den narrativen Teil auf das unbedingt 
nötige Minimum, all sein Bemühen gilt 
der Zusammenstellung der Behelfstabel- 
lcn, vermittels derer das Sammeln von 
Kuniyoshi-Drucken erleichtert werden 
soll. ln mehreren Anhängen werden zu- 
nächst Kuniyoshi's Seriendrucke, geord- 
net und nach Sach- und Altersgruppen, 
im Verein mit den dazugehörigen Fak- 
simile-Bezeichnungen katalogisiert, dann 
folgt ein Verzeichnis der Verleger, die 
Arbeiten von Kuniyoshi hcrausbrachtcn, 
ferner ein Katalog der Arbeiten Kuni- 
yoshi's im VSrA-Museum. Diesen Ap- 
pcndices geht der Abschnitt „Datierung 
der Arbeiten Kuniyoshfs" voraus, der 
u. a. eine Tabelle mit den verschiede- 
nen Signziturformen des Künstlers und 
ein Verzeichnis der Zcnsorsiegel mit ge- 
nauen Erklärungen enthält. 
Sicherlich wird die vorliegendu ver- 
dienstvolle Publikation dazu beitragen, 
diesem Meister der Darstellung von Gei- 
stererschcinungen und Schlachlcnszcnen 
das ihm zustehende Maß an Anerken- 
nung zu sichern. 
Olatay Aslanapn, Turkish Arts - Seldjuk 
ancl Ottoman Carpets, Tiles and Minia- 
ture Paintings. Istanbul 0.]. (1961), Ta- 
schenbuchformat, mit zahlreichen Farb- 
und Schwarzweißtafeln sowie Abbildun- 
gen und Zeichnungen im Text. 
Dieses Büchlein ist ein Werk des Ordi- 
narius für Kunstgeschichte an der Uni- 
versität Istanbul und Amtsnachfolgers 
des unlängst verstorbenen Wiener Uni- 
vcrsit sprofessors Ernst Dicz, dessen 
Schüler und Assistent der Autor durch 
lange Jahre hindurch war. Die Publi- 
kation ist durch Vorworte von Diez, 
Erdmann, Ettinghauscn und Basil Gray 
eingeleitet und bekundet allein schon 
dadurch das Interesse, das ihr entgegen- 
gebracht wird, Aslanapa hat es in be- 
wundcrnswerter Konzentration verstan- 
den, auf kürzestem Raum alles Wißbare 
über Teppiche, Fliesen und Miniaturen 
zu sagen und vor allem eine überaus 
ansehnliche Auswahl von Farbreproduk- 
tionen zusammenzutragen, zu denen sich 
noch interessante zeichnerische Analy- 
sen von 'l'eppichkn0ten, Ornamenten 
u ä. gesellen. Der llauptakzent liegt auf 
den 'l'eppiehen und hier wiederum auf 
den ältesten Funden. Neben den nur in 
Fragmenten erhaltenen Stücken, die die 
Expedition Aurel Stein in Zentralasien 
ans Licht brachte, ist es hier der Fund 
von Konya (1905), der uns eine große 
Anzahl von mehr oder minder wohl- 
erhaltenen Stücken des 13. Jahrhunderts 
schenkte. Aslanapa behandelt nicht nur 
Exemplare, die sich in der Türkei be- 
finden, sondern berücksichtigt das ge- 
samte zugängliche Material. 
Die Knappheit der Darstellungsform bei 
Aslanapa ist sichtlich ein Produkt der 
jahrelangen wissenschaftlichen Erzie- 
hung durch Ernst Dicz, der in Istanbul 
eine ganze Generation junger Kunst- 
historiker hcranbildete. 
Eine Übersetzung des Büchleins ins 
Deutsche wäre dringend zu wünschen. 
 
Für Sammler japanischer 
Farbholzsnbnitte 
Iupanrse Culour Prinls, by Laurence 
Binyon and j. j, O'Brien Sexten, cdited 
by Basil Gray. London o. j. (1960). Mir 
448 Bildtafeln, davon 16 farbig. 
Es handelt sich bei diesem Werk um die 
praktisch unverändert gebliebene Neu- 
auflage einer Publikation, die 1923 bei 
Ernest Benn erschien, sofort zum Stan- 
dard-Arbcitsbehell für den Sammler 
wurde und seit langen jahren völlig 
vergriffen War. Neue Forschungsergeb- 
Reclams Kunxlfübrer - Österreich M 
Baudenkmäler, Band II, Salzburg-Tirol 
- Vorarlberg w- Kiirntcn - Steiermark. 
Bearbeitet von Franz Fuhrmann, Laurin 
Luchner, Karl Oettinger, Erwin Hcinzle, 
Karl Ginhart, Hans Riehl. Stuttgart o. j. 
(1961). 
Schon 1957 hatte Reclam mit einer neu- 
artigen Form der Kurzdarstellung von 
Baudenkmälern und ihrer Ausstattung 
begonnen. In vier Bänden wurde bisher 
das Staatsgebiet der westdeutschen Bun- 
desrepublik erfaßt. Nun liegt der erste 
Band „Ostei-reich" vor, der offiziell der 
zweite ist; der zweite, recte erste Band 
soll in Kürze folgen. Die Bearbeitung, 
stammt, wie aus dem Titel ohne wei- 
teres hervorgeht, von der Prominenz der 
österreichischen Kunsthistoriker. Was 
unterscheidet nun das Reclam'scbe Un- 
ternehmen vom altbekannten, beliebten 
„Dehio"? Zunächst wohl die Tatsache, 
daß beim „Reclam" absolute Vollstän- 
digkeit nicht angestrebt wird, er ist im 
Gegensatz zum „Dehio" keine Kurz- 
Topographie. Während der „Dehio" als 
mehr oder minder reine Inventarisie- 
rung in knappster Form betont unper- 
sönlich gehalten ist, will der „Reelnm" 
ein richtiger Führer sein, der buchstäblich 
in die beschriebenen Baudenkmäler ein- 
lührt und sie vor allem interpretiert. Der 
persönliche Standpunkt der Bearbeiter 
spielt hiebei natürlich eine viel größere 
Rolle, als dies beim „Dehio" der Fall 
ist. Selbstverständlich darf unter solchen 
Voraussetzungen eine Einordnung in ge- 
schichtliche und kulturhistorische Zu- 
sammenhänge nicht fehlen. Bewußt ver- 
zichtete man auch weitgehend auf den 
komplizierten Apparat fachwissenschaft- 
licher Sigeln und Abkürzungen und kul- 
tivierte einen besonders lebendigen Er- 
zähler- und Beschreiberstil. Über die 
Zielsetzungen des „Dehio" hinausge- 
hend, ist der „Reclam" mit zahlreichen 
Bildtafeln ausgestattet, während er, wie 
uns scheinen mag, hinsichtlich der Stadt- 
und Monumentalpliine eher hinter dem 
„Dehi0" ein wenig zurücksteht. Auch 
hat die Knappheit des Raumes die 
Verfasser gezwungen, bei der Be- 
schreibung von Kirchenausstattungen 
auf eine Auslegung der ikonographischen 
Programme manchmal zu verzichten. 
Das ist kein kleines Manko, wenn man 
bedenkt, daß der Besehauer von heute 
genau wissen will, was er vor sich hat. 
Aui der anderen Seite gibt einem diese 
wohl ganz bewußte Begrenzung des 
„Reclam" das beruhigende Gefühl, daß 
er für den „Dehio" keine Konkurrenz 
sein will: Verschiedene Interessen wer- 
den bald zu diesem, bald zu jenem Werk 
greifen lassen. 
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