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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 49)

Verlag, Innsbruck-Wien-München 
1960. 359 Seiten mit zahlreichen 
Schwarzweißphotos und mehrcrcn Farb- 
tafeln. 
Dieses Buch ist im Alleingang gestaltet 
von einem der prominentesten Photogra- 
phen Österreichs. Text und Bilder ste- 
hen auch satztechnisch in innigstem ZuA 
sammenhang und erleichtern die Hand- 
hnbung des stattlichen Bandes. Die Ma- 
terie ist nach Themengruppen geglie- 
dert, der Text führt allgemein ein und 
wird durch ein kommentierendes Schluß- 
kapital „Erläutcrungen" ergänzt. 
Die Bildauswahl hat versucht, Unbe- 
kannteres in den Vordergrund zu rük- 
ken, ohne dem Leser doch die alten, lieh- 
gewonnenen „Stars" ganz vorzuenthal- 
ten. Während sich darüber streiten liißt, 
0h die eine oder andere Sache hätte ein- 
geschaltet oder lortgelassen werden sol- 
len, kann mit aller Eindeutigkeit dem 
Werk ein großer Fehler vorgeworfen 
werden - nämlich bei den Photos das 
unangenehme Anschneiden von Archi- 
tekturen und Skulpturen; Schädelknlot- 
ten, Turmbekrönungcn usw. fallen ein- 
fach und ohne überzeugende innere Be- 
gründung fort. Dr. Köller 
 
NOTIZEN AUS DEM 
KUNSTLEBEN 
Vorschau auf die 553. Kunxlaulzlion 
de: Dorotbeums, 19. bis 22. Septem- 
ber 1961, jeweil: 15 Uhr 
Die Auktion ist mit 1107 Posten aus 
allen Sachgebieten des Kunstschallens 
dolicrt. Die folgende Auswahl berück- 
sichiigl die zehn wichligsicn Objekie, 
die zur Ausbietung gelangen. 
Kam-Nr. 39 Jllfl Fyt (1611 bis wen, 
Hzitzhunde, Ol auf Holz, 68X104,5, 
Gutachten Edith Greindl, Ruf S 60.000.-, 
KaL-Nr. 95 Ludger tom Ring II (1522 
bis 1584), Küchenstillcben mit Hochzeii 
zu Kana, Ol nul Holz, 67 X 98, 60.000,-, 
KaL-Nr. 115 Paolo Uemnexe (1528 bis 
1588), Allegorie des Summen, Öl auf 
Leinwand, 29,6 X 42, Gutachten Longhi 
und Pallucchini, 60.000.-, KaL-Nr. 40 
Friedrich Gauermann (1807 bis 1862), 
Der Dorfbrunncn zu Minenwald, Ol auf 
Leinwand, 73 X 99, 40.000.-, Kap-Nr. 
279 Oskar Kokoschlza (geb. 1886), Junge 
Mutter mit Kind, Aquarell und Blei- 
still, 45X3l, 12.000.-, KaL-Nr. 555 
Frübrznnisxance-Statue, Linde, Madonna 
mit Kind, Höhe 114 cm, loskanisch, um 
1430, 40.000,-, KaL-Nr. 568 Frühba- 
roch-Gruppe, Linde, Erzengel Michael, 
Höhe 61 cm, Arbeit von Martin und 
Michael Zürn, 50.000,-, KaL-Nr, 578 
Barock-Gruppe, Linde, hl. Georg zu 
Pferde, den Drachen tölend, Länge 
135 cm, sreirisch, frühes läjnhrhunderl, 
25,000.-, KaL-Nr, 611 Fmnzörisxfher 
Renainance-Drersuir, Nuß, 158,5 X 128,5 
X S2 cm, Lyon, 2, llälltc 16, jahrhun- 
dert, 15.000,-, KaL-Nr. 950 Ralaoko- 
Näblaüstcben, Perlmuner, (iOlLlmOnllü- 
rung, 9 X 12 X 9,5 cm, Mitte 18. jahr- 
hundert, 30.000.-. 
 
Uon Ausstellung zu Ausstellung 
Wien: (Üsterreicbirchex Museum für an- 
gewandte Kunst: In einer Sonderausstel- 
lung sind zur Zeit Gegenstände aus uned- 
len Metallen - Eisen, Zinn, Bronze usw. 
- zusammengefaßt. Die Skala reicht hie- 
bei vom einfachen, in seinen Formen durch 
schlichte Sachlichkeit bestimmten Ge- 
brauchsgegenstand bis zum selbstzweck- 
haften Luxusobjekt, das entweder Amts- 
und Rangattribut (Kammerht-rrenschlüs- 
sel!) war oder als Meisterstück angefer- 
tigt wurde und nie in praktischer Ver- 
Wendung stand. Was viele dieser schmie- 
dccisernen Gitter, Mörser, Schüsseln. 
Zinnhumpen, Gewichtssätze, Prunk- 
schlösser, Hausz ichen und Leuchter 
auszeichnet, ist eine schier unbändige 
Freude am Ornament; technisch und 
strukturell bedingte Nahtstellen, Knäufe, 
Kloben und Verkröpfungen regte die 
schöpferische Phantasie der Kunst-Hand- 
werker zur Entwicklung von Zierfor- 
men an, die gerade bei den Prunkschlös- 
scrn nicht selten die Struktur über- 
wuchern. Die schöne und lehrreiche Aus- 
stellung leidet nur an einem Fehler: Die 
Angaben in den Beschriftungen sind zu 
summarisch und selbst ein noch so be- 
scheidener hektographierter „Waschzet- 
tcl" mit einer Andeutung der Entwick- 
lung, der Zusammenhänge, der Verwen- 
dung usw. wäre notwendig und begrü- 
ßenswert gewesen. (Abb. 1, Z) 
ln den Schaurüumen der Österreichischen 
Sfllllhdftlßküfel wurde eine Gedächtnis- 
ausstellung mit Gemälden und graphi- 
schen Blättern von Broncia Koller (1863 
bis 1934) gezeigt. Die Künstlerin gehörte 
zum engeren Freundeskreis um Klimt 
-- Hoffmann - Kolo Moser - Adolf 
Böhm, wurde aber in ihrem Schaffen von 
den revolutionären Tendenzen dieser 
Zeitgenossen nur peripher berührt. Ihre 
Malweise bleibt dem Modell verhaftet, 
kultiviert und konservativ, ist aber auf- 
gelockert gcnug, um einem sehr gemä- 
ßigten Expressionismus entsprechenden 
Raum zu geben. Die Qualität der Ar- 
beiten gestattet immerhin Vergleiche mit 
Kolig, Wiegele, Andersen und Faistauer 
- und das ist gar kein schlechtes 
Fazit. 
Durntbrxun: Die bereits in der Juli- 
Nummer angekündigte Ausstellung Stein- 
hart-Eckl-Ritter im Versteigerungs- 
saal der Kunstabteilung wurde ein vol- 
ler Publikumserfolg, besonders die dy- 
namische, schwung- und kraftvolle Kunst 
von Frau Eckl kam gut an; die Ent- 
wicklung dieser Künstlerin in den letz- 
ten fünfzehn jahren zeigt, daß ihre Farb- 
kreidezeiehnungen sich zusehends von 
naturalistisch-imitativcn Tendenzen zu 
lösen beginnen und Figur und Geste, 
Gestalt und Rhythmus immer stärker 
eins werden. Anton Steinhart hat eine 
Entwicklung durchlaufen, die immer 
stärker zum Rembrandtesken hindrängt, 
ohne sieh doch je im Rembrandtisieren 
zu verlieren. Äußere und innere Schau 
durchdringen sich, das Gesehene wird 
zum Symbol des Wesens. Die wenigen 
rein abstrakt-informellen Blätter zeigen, 
daß der bereits über siebzig Jahre alte 
Künstler gewillt ist, auch an der Proble- 
matik „modernster" Malerei nicht vor- 
beizugehen, ohne sie nicht praktisch 
untersucht und geprüft zu haben. Walter 
Ritter, der Bildhauer, löst seine figura- 
len Probleme vom Strukturellen, nicht 
vom Volumen her; mit Vorliebe verwer- 
tet er Stilmittel archaischer Kunstberei- 
che, entgeht aber der Gefahr, zum 
„NerW-Primitiven zu werden. 
Salzburg.- Die Galerie Welz hat in letz- 
ter Zeit das noch faßbare Nachlaßwerk 
von Wilhelm Thöny (1888 bis 1949) 
invcntarisierl und in einer Art von 
Oeuvrekatalog mit insgesamt 295 Num- 
mern verzeichnet. Ein großer Teil die- 
ser Arbeiten war im Juli ausgestellt- sie 
bezeugten die stets pointierte, ironisch- 
dämonische Art des Künstlers, Men- 
schen, Landschaften und Dinge zu sehen 
und darzustellen. Der Monat August 
wird einer Präsentation neuester Arbei- 
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