Schon zu Beginn seiner Laufbahn machte sich der chr-
geizige und begabte junge Trattner, er war der Sohn
armer Lzlndleute aus jahrmannsdorf im heutigen Burgen-
land, das Wort „Altius" - „Höher hinauf" zur Devise.
Durch seine unermüdliche Tatkraft und angeborenen
Unternchmungsgeist arbeitete sich Trattner zum größ-
ten Buchdrucker Österreichs, mit Filialdruckereien und
buchhandlungen in allen größeren Städten, einer eige!
nen Schriitgieiäerei und Papieriabrik, empor. wobei ihm
die Gunst der großen Kaiserin und das Wohlwollen Kai-
IAVUIC - „uulul ruucu. Llllu Uulhl .
1749 zum Universitätsdrucker, 1751 zum Ilofbuchhänd-
ler und 1754- zum Hofhuehdrucker ernannt, wußte Tratt-
ner worauf es ankam: Der gewaltige Aufschwung im
europäischen Buchgewerbe drängte überall auf bessere
Ausstattung. Hierfür waren in Österreich zuerst die Vor-
aussetzungen zu schaffen. War doch die Lage des Buch-
drucks so, „daß allhier mehrern Theils unverständige
Leüthe, sogar auch Weiber mit solchen Drucker-Gesel-
len dieses Werk führen, welche nicht einmal Teütsch
schreiben können, und noch weniger Lateinisch, oder
andere Sprachen verstehen, woraus dann nothwendiger
weis folgen mufl daß weder Innlandische noch fremde
Seribenten wegen vielfältig bcsorgenden Druck-Fehlern
hier Landes das mindeste auflegen lassen". So hatte als
erstes Trattner das Vertrauen der Autoren durch sorg-
fältigen Druck und ordentliche Korrekturen wiederzu-
gewinnen.
Da es an sauberen Typen fehlte, machte sich Trattner
als nächstes erbötig, auf eigene Kosten eine Sehriftgie-
ßerei einzurichten und erhielt für dieses Unternehmen
„ex fundo camerali" auf 6 Jahre einen Unterstützungs-
heitrag von je 501) Gulden mit der Auflage, nicht nur
die Wiener, „sondern auch alle erbländischen Buch-
druckereicn mit den zierlichstcn und feinst" Schriften
von allen Gattungen genugsam zu versehen". Um dem
wagemutigen Unternehmer einige Erleichterung für sci-
nen Absatz zu schaffen, wurde nach der Vorlage seiner
zweiten Schriftprobcn, 1760, das „liinfuhr-Verhoth aller
fremden gegossenen Schriften in die gesamte Erblän-
der" erlassen und ihm die Begünstigung gewährt, „den
Preis seiner Schriften mit den auswärtigen in vollkom-
mener Gleichheit, jedoch mit Zurechnung der Fracht-
und Mauthgebühr" zu setzen. Seinen Schriftproben nach
zu urteilen, erzeugte Trattner 139 verschiedene Schrif-
ten, 138 Arten von Röslein und Zierraten und zahlreiche
Leisten und Finalien.
Besonders Trmtners Antiqu-J wttr schön und nach guten
ltolländisclten und französischen Mustern geschnitten.
Abbe Mzlrei, der als Experte die französischen mit den
'l'i'uttnerixehen Typen sorgfältig xierglich. kum zu dem
Urteil. dnlS 'l'rnltners Schriften den französischen nicht
nur nahekztmen, sondern sie auch in Einzelheiten über-
trafen.
"Frattnei" gliederte 1756 seinem Betrieb eine eigene Buch-
hinderei rin und kam dztmit einem großen Bedürfnis
nach, denn nun habe er, wie er selbßt angibt, „den Klu-
gen und Beechwerden der höchsten Noblesse und Ge-
lehrten. so ihre [einen Bände ehedem beständig aus
Frankreich um einen hohen Preis JHhCFO kommen lie-
ßen, abgeholfen, du man bey mir eben so feine und
schöne Arbeit, wie immer in Paris vcrfcrtiget, wodurch
denn sehr vieles Geld, welches ehehin als verloren anzu-
sehen wir, in dem Staat erhalten wird". E: galt nämlich
damals als oberstes Komlnerlialpri Zlp, das eld un-
bedingt im Land zu behalten und tteh Möglit eit den
„Ausfluli den Geldes" in andere Staaten zu verhindern.