er hat wohl von Zeit all! die hie-
sige Stadl-XVien stehet, auf seine
eigene Kosten so vielc kostbahre
Bücher verleget, als ich?" Mit
Recht stellt Trattner diese rhe-
torische Frage, denn unter sei-
nen beinahe 3000 Drucken he-
finden sieh die schönsten Bücher,
die im Wien des 18. jahrhun-
derts entstanden sind. Allen voran das heute unauffind-
bare „Museum Austriacum" mit 137 Figuren. Dann die
1753 von Franz Christoph Scheyb mit einer Erläuterung
herausgegebene und von Salomon Kleiner zum ersten
Mal in der Originalgröße in Kupfer gestochene „Peu-'
tingeriana Tabula Itineraria". Salomon Kleiner, zwei-
fellos der bedeutendste österreichische Zeichner und
Kupfersteeher der damaligen Zeit, war es auch, der für
den herrlichen 1755 in Trattners Olfizin mit einem Auf-
wand von 20.000 Gulden entstandenen Croßfolioband der
„Numismata cimelii eaesarei regii austriaei" die unzählia
gen phantasievollen Initialen, Titel- und Schlußvignetten
sowohl, als auch die über 100 Bildtafeln entwarf und aus-
führte. Die textlichen Erläuterungen zu den in diesem
Werk behandelten griechischen und römischen Münzen
verfaßten Karl Joseph Graf Paar, Franz Anton Graf
Khevenhüller-Aiehelberg, Joseph de France, Valentin
jamcray Duval, Erasmus Frölich und joseph Khell. ln
gleicher Größe und ebenso prächtiger Ausführung cr-
schienen 1756 und 1759 zwei weitere numismatische.
Bücher, die „Monnoies en argent" und „Monnoies en or
qui composent une des differcntes parties du eabinet de
Sa Majeste llEmpercur". Beide herausgegeben von dem
Direktor des kaiserlichen Münzkabinetts Duval. Die Auf-
lage dieser Prachtbiinde beschränkte sich auf 200 Stück,
von denen nur 50 in den Handel kamen. 40.000 Gulden
kosteten Trattner die beiden reichen Großfnliohände der
„Analecta Monumentorum Omnis Aevi Vindobonensia",
das sind die vom llofbibliothekar Adam Franz Kollztr
neu bearbeiteten Kommentarien des Lambecius. Einzig-
artig schön ist das von Johann Wilhelm Beyer heraus-
gebene Werk: „Statuen und Wasserspiele in dem Lust-
garten zu Schönbrunn." Beyer, Maria Theresias Hof-
maler, Hofstatuar und Kammerarchitekt, hatte auf einer
Reise durch Tirol 1772 Marmorbrüche, die ein dem
Carraramarmor ähnliches Produkt lieferten, entdeckt
und die Kaiserin hatte die Entdeckung ausnützen und
Statuen für den Schönbrunner Schloßpark anfertigen las-
sen. 40 davon standen bereits nach weniger als drei jah-
ren und diesen ist Beyers Werk, dessen Kupfertafeln
von den Wiener Künstlern Mansfeld, Landerer, Reins-
perger, von Driebes und Kreizinger und den Berliner
Meistern von Glaßbach, Krieger und Rode gestochen
wurden, gewidmet. Ein zweites repräsentatives Werk mit
30 Illustrationen veröffentlichte Beyer 1784 unter dem
Titel „Die neue Muse oder der National-Garten der alka-
demisehen Gesellschaft". Darin entwarf er „einen nur
kühn hingezeichneten Plan" zu einer großzügig ange-
legten Heimstätte der bildenden Künste, mit "Parkan-
lagen und großen Teichen, Wasserleitungen. Gartenge-
bäuden, Ruinen, Tempeln, Statuen, schönen Baumgrup-
pen und natürlich einem herrlichen Schloß. Eine Folge
von 52 Kupferstiehen, die der Nürnberger Michael Rentz
in Kukus-Bad in Böhmen für den Grafen Franz Anton
von Spork angefertigt hatte, gab 1767 Patrizius Wasser-
burger „mit einigen einfältig, doch gut gemeynten Rei-
men und Versen versehen" bei Trattner neu heraus.
Trattners Offizin bereicherte die Musikwelt um zwei
nach dem Breitkopfschen System und mit nach dessen
Typen geschnittenen Nonpareillcnoten gedruckte Mei-
sterwerke. um den ,.Gradus ad Parnassum" des joh.
Joseph Fux und die {Fragedia Aleeste. Messa in musica
dal signore Cavagliere Christoforo Gluek".
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