melte. es gibt eine schriftliche oder
mündlich überlieferte Äußerung der
Hauptmcister dieser kaum je richtig
organisierten Künstlergruppe, die
nicht hunderte Male dargestellt.
analysiert. gedeutet wurde und eine
Flut von Publikationen des maleri-
schen und graphischen Werkes trug
Geist und Form ihres Schaffens in
die breiten Massen. Es wäre an die-
ser Stelle nicht angebracht. den
zahllosen Schriften über den „Blauen
Reiter" eine neue hinzuzufügemwir
wollen uns darauf beschränken. die
derzeit im Oberen Belvedere statt-
findende Ausstellung als solche zu
behandeln und uns am Rande mit
der Frage befassen. aus welchen
Gründen es der "Blaue Reiter" zu
so hoher Volkstümlichkeit bringen
konnte. -
Halten wir uns bei der Besprechung
annähernd an die Reihenfolge des
mit einem ausgezeichneten Vorwort
von lleinrich Rumpel versehenen
DER BLAUE REITER IM OBEREN BELVEDERE
ERNST
.KO.
ER
Zu der vom Bundesminislerium für Unlerliclmi veranslalleien Aussiellung im Belvedere
Kataloges. An erster Stelle haben
wir uns mit Wassily Kandinsky aus-
einanderzusetzen, dem drittiiltesten
der „Blauen Reiter" (1866 bis 1944).
Sein literarisches Hauptwerk heißt
„fiber das Geistige in der Kunst"
(1912); der Titel allein ist ein Pro-
gramm. Aufgabe der Kunst ist es,
„die Seele in Vibration zu bringen".
Das geschieht, indem die Malerei
den Umweg über das Gegenständ-
lieh-lmittttive ausschaltet: „Die ahs
strakte Malerei verlällt die ,Haut'
der Natur, aber nieht ihre Ue-
setze... Der abstrakte Maler be-
kommt seine Anregungen" , .. von
der Natur im Ganzen . . f" „Die
liarhe ist ein Mittel. einen direkten
lfnflttll auf die Seele auszuüben _ .
lline Auswahl solcher Sentenzen
kann ins praktisch Unendliche ge-
steigert werden. Der Weg zu ihnen
und ihren künstlerischen Realisie-
rungen ist in der Wiener Ausstel-
lung aufgezeigt. In der Frühzeit,
etwa in „Der blaue Reiter" von 1903
macht Kandinsky noch ganz in de-
korativer Secession, ist noch durch-
aus Stuck-Schüler. "Sonntag (Alt-
russiseh)" von 1904 ist das viel-
leicht krusseste Beispiel einer rein
dekorativ-irieshaiten Gestaltung.
Um 1908 („Straße in Murnau") setzt
die [Thersteigerung ins Expressive
ein, 1910 („Improvisation 9'") wird
der Schritt ins irreale getan, mär-
chenhaft-poetische Empfindungen
werden evoziert, Naturelemente ver-
lieren die reale Konsistenz. Die
„Komposition 7, Skizze 1" von 1913
bedeutet nicht nur die volle Entfes-
selung und Befreiung des Bildes von
inhaltlichen und formalen Klischees;
für uns Österreicher ist wichtig, daß
dieses Werk, das sich im Besitz von
Felix Klee in Bern befindet, als
Dauerleihgabe an das neue Museum
zeitgenössischer Kunst nach Wien
gelangen wird. Damit erscheint uns
ein wichtiges Problem gelöst: Kan-
dinskys gehören heute zum Selten-
sten und Teuersten auf dem Kunst-