MAK
Nr. 15 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 127 
hinab eine ganz nackte weibliche Rückenfigur, die 
Äpfel in der Hand hält. Silen leert einen Korb mit 
Früchten aus und Pan kommt hinter dem Perseus 
mit dem Medusenhaupt auf dem Speer. Am unteren 
Teile des Bildes lagern Faune um eine Bacchantin. 
Saturn steigt ganz von unten herauf, links ist der 
Ruhm bildlich dargestellt, während die Gloria als 
nacktes Weib mit der Posaune und weit fliegendem 
Gewand gemalt ist, den Ruhm des Fürsten Thurn 
und Taxis verkündend, von dessen Medaillonporträt 
in der umgebenden gemalten Architektur sie ihren Flug 
nimmt. Diese Darbringung des Ruhms an den Fürsten 
ist auch sicher der Grundgedanke zur Komposition 
des Bernardinischen Deckengemäldes gewesen. Das 
ganze Deckengemälde, gleich des unter ihm stark 
perspektivisch verkürzte 1 Frieses, der wieder von 
gemalten Marmorsäulen getragen wird, ist in Ölfarbe 
direkt auf einemSehr glatten Verputz ausgeführt worden, 
der sich mit Ausnahme weniger Stellen bis heute noch 
sehr gut erhalten hat. 
Ein anderes, noch gut erhaltenes Deckengemälde 
von L. A. Colomba in Ölfarben gemalt, befindet 
sich in dem nach Süden gelegenen Saale im ersten 
Stockwerk und hat sehr wenig Restauration erfahren; 
es feiert die Liebreize und Tugenden der Fürstin 
sowie die Tapferkeit des Fürsten Thum und 
Taxis. 
In der Deutschordenskirche zu Sachsenhausen sind 
die Wandmalereien aus dem Mittelalter, die einst 
der Moderichtung weichen mußten und übertüncht 
worden sind, in jüngster Zeit bloßgelegt worden. Es 
zeigten sich bei der jüngsten Restaurierung der Sakristei 
der Kirche unter der Tünche Spuren von Malerei. 
Die Färb en waren fast völlig geschwunden, doch 
* waren die Konturen noch in eingeritzten Linien, die 
Modellierung zum Teil in dem Auf- und Abschwellen 
der Fläche für den geübten Restaurator wahrnehmbar. 
Es sind zwei Kompositionen, die zum Vorschein ge 
kommen sind, auf der Südseite der Sakristei eine 
Krönung der Maria durch Gott Vater und Gott Sohn; 
auf der Nordseite eine Maria in der Mandorla auf einer 
Engelwolke, darunter ein von zwei Engeln an seinem 
Stamme wie schützend gehaltenen Rosenbusch, zur 
Rechten ein heiliger Georg, zur Linken der heilige 
Christophorus. Nach der Bloßlegung der Malereien 
glaubte man es mit Malereien Al brecht Dürers zu 
tun zu haben, es stellte sich aber bald heraus, daß diese 
Malereien das Werk eines völlig unselbständigen Dürer 
kopisten etwa am 1520 sind. Nach Gebhardt*) ist 
die Krönung der Maria eine ziemlich getreue, nur 
etwas mehr in die Höhe gezogene Kopie des Mittel 
bildes des Hellerschen Altars. In dem Christophorus 
zeigt sich uns eine genaue Kopie des Dürerschen 
Christophorusholzschnittes. Die Madonna vergleicht 
sich, ohne direkt entlehnt zu sein, in der Auffassung 
der von Dürer gestochenen Madonna. Dagegen ist der 
Heilige mehr als eine freie Komposition als eine Kopie 
anzusehen. Diese Übereinstimmung mit Dürerschen 
Werken mögen im späteren XVI. Jahrhundert den 
Glauben erweckt haben, daß hier Dürer selbst bei 
seinem Frankfurter Aufenthalt diese Werke an Ort 
und Stelle ausgeführt habe, denn än der Stelle des 
Christophorusfresko, an der man Dürers Holzschnitt 
den Eremiten mit der Laterne erwarten müßte, ist 
statt dessen ein Porträt Dürers zum Vorschein ge 
kommen. Es ist der Meister in einem Barett mit 
wallendem. Federbusch, anscheinend bartlos dargestellt; 
in der Rechten hält er Pinsel und Palette, in der Linken 
eine Tafel mit folgender Inschrift: Albertus Durei 
Noricus Faciebat Anno A Virginis Partu MDXXV. 
Anfänglich glaubte man, es mit neu auf gefundenen 
Malereien Dürers zu tun zu haben und wurde auch 
vielfach darüber in der Presse geschrieben, bis sich 
dann doen herausgestellt hat, daß man es mit unsig- 
nierten Malereien eines unselbständigen Dürerkopisten 
zu tun hatte. Wenn diese Wandmalereien auch gerade 
nicht dazu berufen sind, in der deutschen Kunst 
geschichte eine Rolle zu spielen, wie Gebhardt ganz 
richtig bei seinem damaligen Referat sagte, so haben 
sie doch immerhin wegen ihres Alters einen historischen 
Wert, der auch für das Studium der Mal weise, des 
XVI. Jahrhundert« sehr wertvoll ist und anderseits 
von großem Interesse für die Frankfurter Lokal 
geschichte sein kann. Dagegen gebührt dem Predellen 
bild, das in den Marienaltar der Deutschordenskirche 
eingelassen worden ist, schon eine größere Beachtung, 
weil es mit zum Schönsten gerechnet werden darf, 
was die Frankfurter Malerei um die Wende des XV. und 
XVI. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Das Bild stellt 
Christus als Schmerzensmann in Halbfigur dar. Er ist 
von Maria und Johannes begleitet, die den Königs 
mantel der Verspottung halten. Seine Entstehung 
dürfte in die Zeit von 1492 bis 1502 fällen und ist ein 
Werk Wigand Märckels von Grünau. 
*) Vgl. Monatshefte für Kunstwissenschaft. Bd. 4, 1911, 
S. 416, ff. 
Künstler und Dichter als Sammler. 
Von Adolf Donath (Berlin)*. 
Zu der Armee der Sammler haben neben den Königen 
und Fürsten, Diplomaten und Diplomatinnen, Groß- 
kaufleutcn und Rentieren fast immer auch die Schaf 
fenden selbst gezählt. In der „prächtigen“ Stadt 
Antwerpen „besitzt der LIerr Rubens eine vortreff 
liche Kunstkammer, worinnen eine große Anzahl vieler 
Raritäten zu besehen“; in Amsterdam bringt Rem- 
brandt — das Inventar von 1656 besagt es — eine 
Sammlung zusammen, in der wir, von niederländischen 
und vlämischen Meistern abgesehen, Gemälde von 
*) Wir entnehmen diesen interessanten Artikel dem so 
eben in zweiter vermehrter Auflage bei Richard Carl 
Schmidt & Co. in Berlin erschienenen Buche Donaths 
„Psychologie des Kunstsammelns“. 
Raffael, Michelangelo, Mantegna, Ribera, Graphik 
von Dürer, Holbein, Schongauer und neben einem 
antiken Laokoon im großen Atelier des Meisters eine 
Knabenfigur von Michelangelo finden. Boulle, der 
Kunsttischler der Regence-Epoche, sammelt mit Vor 
liebe Graphik — sie dient seinen kunstgewerblichen 
Zwecken — und kaum ein Jahrhundert später vervoll 
ständigt Goethe durch Ankäufe auf Nürnberger 
Auktionen seine „liebwertesten“ Sammlungen von 
Münzen und erwirbt daneben eine bedeutende Kollek 
tion von Majoliken, „welche ihrem Verdienst nach 
unter neueren Kunstwerken sich allerdings zeigen 
dürften“. Und Chr. Schuchardt, der 1848 Goethes 
Kunstschätze katalogisiert, betont, daß der Dichter
	        
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