denen etwa die doppeltürmige Kirche in der Brigittenau (Abb. 2) so sehr entgegen-
kommt; nicht minder tuen dies die neuen Häuserzeilen in seiner Wohnumgebung.
Er finde! die Entwirrung des Chaotisehen in den schrägen Parallelen, die sich dia-
gonal durch das Bild „Fabriksgelände in der Brigittenau" (Abb. 5) ziehen, und er
entdeckt in einem anderen Bild („Heiligenstädter Landschaft"), dall sich mit den
senkrechten Pappeln und den waagreehten Straßenzeilen ein Raster anbietet,
der eine beruhigende Harmonie erzeugt. Seine Bilder bringen System in das noch
ungelöste Gelände halb ausgebauter Vorstädtc, er bringt Ordnung in das lhgcord-
nete. Und dieser Wille, hinter dem eine große, unerfüllte Sehnsucht steht, ist so
stark zu spüren, daß es unmoralisch wäre, seine Bilder aus dem Grad ihrer Ah-
straktion zu beurteilen. Das Aufdecken einer landschaftlichen Struktur ist für ihn
kein Weglassen sinnlosen Details, kein Negieren des individuellen Gegenstandes,
es ist der Ausdruck eines Ordnungswillens, einer Gesinnung, um nicht zu sagen
Weltanschauung. Selten verbohrt sich ein Künstler so heftig und leidenschaftlich
in die brennenden sittlichen und politischen Anliegen der Zeit, kiimplt einer um
kernhalte Erneuerung, weiß er seine künstlerische Berufung nur als Auslluß seiner
menschlichen zu bewerten! Er glaubt an einen Sinn der Welt und des Lebens und
findet ihren Abklatsch in der Anschauung der Dinge. Und deshalb künden auch
seine Bilder vom geheimen Wirken der Ordnungskräfte, und die oft schockierenden
Farbnaehbarschalten - jenes scharfe Gelbgrün neben tiefem, sattem Blau - geben
die Spannung wieder, mit der er das Unvereinbare verbinden, das [Jissonante im
Akkord erlösen will.
1 Schneeschmelze, Ol, 1955.
89 X 67cm.
2 Brigiltenzlu, o1, 1959760.
79 )( 100 cm. Österreichi-
schc Galerie.
3 Spätherbst im Drautal.
Ol, 1957. 55 )( 77 cm.
4 Göteborg. Aquarell, 1959.
Albertina.
5 Fabriksgeländc in der
Brigitlenau, Ol, 1959.
77 X 84 cm.
5 Selbstbildnis, Öl, 1957.
90 X 71 cm.
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