4 Simsons Rache. O1 auf Kupfer, sig.
J. G. Plazer, 76X95 cm. Österreichi-
sche Galerie, Barockmuscum. Erworben
1922.
' Dic wichtigsten Vevöffcntlichungen
Agnth's sind: Das deutsche Gesellschafts-
bild von 1650f1750: G. P., ein Ge-
sellschznftsmnlcr des Wiener Barock,
Brcslaucr Diss. 1923.
dcrs" j. G. P., ein Gcs. Maler des Wic-
ner Bnrocks (1704 bis 1761), Belvedere
sy1929, p. 79H.
dersu j. G. P., ein Gcsellschaftsmaler
des Wiener Rokoko, Dresden 1955, Ver-
lag der Kunst, Reihe „Das kleine Kunst-
hcft" Nr. 22.
5 Die Bildhnucrwerkstatt. O1 auf Kup-
fer, 37 X 56 cm, Muzeum Slaskie, Wra-
clnw.
rade diese Sujets sind unmittel-
bar an vlämischen Vorbildern des
17. Jahrhunderts orientiert, man
spürt überall noch etwas vom Geiste
Jordaens' und Rubens. Agalh emp-
findet Plazer sogar als unmittelbaren
Fortsetzer der Antwerpener Klein-
meister, als Erben der lirancken, Jan
Bruegels und anderer. Was kunsthi-
storisch an dieser Gruppe von Ar-
beiten interessiert, ist die Tatsache,
daß Arrangement und Kostüm
durchaus der Welt des 17. Jahrhun-
derts entnommen sind, also ganz in
einem Sinne historisieren, der ge-
wissen Tendenzen der Genremale-
rei des 19. Jahrhunderts entspricht:
es sind also keine Zeitgenossen
mehr, die hier tanzen, lachen und
musizieren, sondern akademische
Schemen; dieser Zug unterscheidet
Plazers Genre-Werk auch durchaus
von dem der gleichzeitigen Franzo-
sen. Nur zwei Pendants in der Pra-
ger Staatsgalerie, ein „Ländliches
Konzert" und ein „Pic-Nic" gemah-
nen an die Welt Paters, Lancrets
und Bouchers. Unzweifelhaft will
auch Plazer seinen Kunden so etwas
wie ein Sinnenparadies auf Erden
verzaubern, aber der Realitätsgrad
dieser Welt des Wohlbefindens ist
ein wesentlich geringerer als bei
den gleichzeitigen Franzosen und
überall macht sich ein starkes Maß
an bürgerlicher Selbstbesinnung und
Nüchternheit geltend. In diesem
Sinne nimmt es nicht wunder, daß
auch die Lichtführung dieser Gruppe
von Arbeiten keine barocke mehr
ist, sondern in ihrem passiven Dif-
fusionscharakter schon weitgehend
auf gewisse Möglichkeiten des
19. Jahrhunderts vorgreift. -
Die formalen Quellen der mytholo-
gisch-historisch-religiösen Bilder-
gruppe sind unzweifelhaft nicht in
Flandern, sondern in Oberitalien zu
suchen. Gemälde wie die „Rache
Simsons" (Abb. 4-) oder die beiden
Salomo-Bilder (Abb. 2, 3) zeigen,
woher der Wind weht: es sind die
„Quadraturf-Maler Oberitaliens,
allen voran die unmittelbaren Zeit-
genossen aus der Familie Galli Bib-
liena, die Plazer zur Anwendung
seines so raffiniert eingesetzten Ku-
lissen-Apparates angeregt hatten.
Ferdinando Galli Bibiena (1657 bis
1743) kam nach achtundzwanzig-
jähriger Dienstzeit als „primario
pittore e arehitetto" am llofe von
Ranuceio Farnese in Parma im
Jahre 1708 nach Wien. 1711 ver-
öffentlicht er seine „Architettura ci-
vile preparata sulla geometria e ri-
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