MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 52)

Einrichtungen. Als vierte technische 
Möglichkeit soll noch der Siebdruck 
in das Arbeitsprogramm einbezogen 
werden. Dank einer Unterstützung 
des Bundesministeriums für Unter- 
richt kann österreichischen Künst- 
lern durch diese Werkstatt die Mög- 
lichkeit gegeben werden, Übungsar- 
bciten und technische Versuche zu 
machen sowie umfassende druck- 
technische Kenntnisse zu erwerben. 
Außerdem soll ihnen dazu verhol- 
fen werden, über ihren Umkreis hin- 
aus bekannt zu werden und die In- 
teressen des Auslands zu gewinnen, 
ohne daß die einzelnen Künstler 
selbst mit der Vertriebsaktion be- 
lastet oder ihnen ein Risiko aufge- 
bürdet würde. 
In der Werkstatt arbeiteten bis jetzt 
nur Künstler, die vom Verlag dazu 
eingeladen wurden. Diese Einladung 
erfolgte auf zwei Arten: Eine Reihe 
von Künstlern erhielt den Auftrag, 
für den Verlag eine Arbeit zu schaf- 
fen, für die ein fixes Honorar be- 
zahlt wurde, während die so ent- 
standenen Arbeiten in den Vertrieb 
des Verlags übergingen. Andere 
Künstler wurden dazu eingeladen, 
in der Werkstatt ohne fixen Aul- 
trag zu arbeiten, ihre technischen 
Kenntnisse zusammen mit dem 
technischen Leiter als Lehrer und 
Berater zu verbessern und Versuche 
anzustellen, deren Gelingen ihnen 
einen Auftrag einbringen konnte. 
Jeder Künstler konnte und kann die 
Einrichtung der Werkstatt und die 
liilfe des Druckers gebührenlos 
beanspruchen und hat nur für 
die reinen Materialkosten aufzu- 
kommen. 
Bis zum Sommer dieses Jahres ent- 
standen in der Werkstatt sieben 
Farhlithographien, vier Radierun- 
gen und ein Holzschnitt, insgesamt 
also zwölf verschiedene graphische 
Blätter, die dem internationalen 
Kunsthandel angeboten werden und 
von folgenden Künstlern stammen: 
Norbert Drexel (Innsbruck), Paul 
Flora (Innsbruck), Ernst Fuchs 
(Wien), Lily Greenham (Wien), 
Franz Herberth (Wien), Anton 
Lehmden (Wien), Gerhard Swoboda 
(Wien), Hans Staudacher (Wien) 
und Rudolf Weissauer (München). 
Manche dieser Künstler hatten sich 
mit den Drucktechniken schon frü- 
her befassen könncn, während an- 
dere, wie etwa Norbert Drexel, Paul 
Flora und Lily Greenham ihre er- 
sten graphischen Blätter schufen. 
Ernst Fuchs ist als Lithograph 
ebenso versiert und bravourös wie 
als Maler. Seine beiden großformati- 
gen Farblithos entstanden in unmit- 
telbarem Zusammenhang mit seinen 
Illustrationen zu jener „Apokalyp- 
se", die als eine Gemeinschaftsar- 
beit verschiedener Künstler in die- 
sem Jahr bei Foret in Paris erschien 
- auch Dali hatte mitgearbeitet. 
Aber auch der „Anfänger" Drexel, 
als außergewöhnlicher Zeichner seit 
längerem bekannt, hat vor allem 
mit seiner in fünf Farben gedruck- 
ten Lithographie rasch zu einem 
sehr persönlichen und technisch ein- 
wandfreiem Stil gefunden, während 
in der besonders reizvollen Radie- 
rung Anton Lehmdens die jahre- 
lange Beschäftigung mit dieser 
Technik Zu einem reifen und un- 
endlich fein differenzierten Ergeb- 
nis führte. Sein Blatt entstand in un- 
mittelbarer Folge des im Sommer 
dieses Jahres fertiggestellten Rom- 
Zyklus, ist aber noch feingliedriger 
und nuancenreicher als die Blätter 
dieser Radierfolge. Paul Flora be- 
wegt sich auf der Radierplatte eben- 
so sicher wie auf dem Zeichenpa- 
pier, und auch Herberthts Farbholz- 
schnitt ist das Ergebnis einer sehr 
weit zurüekreichenden, eingehenden 
und ausgereiften Beschäftigung mit 
dieser Technik. Gerhard Swoboda 
gelang mit seiner Aquatinta-Radie- 
rung ein sehr bewegtes, graziöses 
und technisch interessantes Blatt; 
dieLithographienRudolfWeissauers 
und Lily Grecnhams zeigen, wenn 
man sie miteinander vergleicht, die 
ganze künstlerische Reichweite der 
Lithographie auf. llans Staudacher 
schließlich gelang es, seine energie- 
geladene, impulsive und spontane 
Handschrift so auf den Stein um- 
zusetzen, daß die in der lithogra- 
phischen Technik liegenden Mög- 
lichkeiten voll ausgenützt wurden 
und zu einem sehr reizvollen Er- 
gebnis führten. 
Schon diese erste Serie von zwölf 
Graphiken ergibt für sich ein sehr 
abwechslungsreiches und buntes 
Bild, das an Lebendigkeit mit dem 
weiteren Ausbau der Werkstatt und 
zunehmender Beteiligung auch an- 
derer Künstler noch gewinnen wird. 
Damit soll nicht zuletzt auch er- 
reicht werden, daß die Vielfalt der 
Ausdruckmöglichkeiten und das in 
vielen Fällen einem internationalen 
Vergleich standhaltende künstleri- 
sche Vermögen Österreichischer 
Graphiker über einen engeren Be- 
reich hinaus bekannt wird. Aber 
auch nichtösterreiehische Künstler 
(wie in der ersten Serie schon der 
MünchnerWeissauer) sollenimLaul 
der Zeit zur Mitarbeit an einer Aus- 
weitung der Schroll-Presse eingela- 
den werden. 
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