Von nun ab vollzieht sieh im Schal-
fen Lettners eine konsequente Ent-
wicklung, und immer wieder konn-
te man an lland der in den ver-
schiedensten Ausstellungen gezeig-
ten einzelnen Arbeiten überrascht
sein, wie sehr dieser unerhört tem-
peramentvolle Künstler es von Jahr
zu Jahr verstanden hat, seine Tech-
nik immer mehr zu lockern und da-
bei eine immer stärkere Verdich-
tungdesGehaltesund Intensivierung
des Themas zu erreichen. Bei vie-
len seiner Arbeiten aus den Jahren
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Lineare, wie das Malerische war je-
weils auf ein und demselben Bild
gleichermaßen zur Wirkung ge-
bracht. Und wenn auch oft, infolge
der ohne Rücksicht auf die Begren-
zung der einzelnen Farbfliichen dem
Bilde eingebrachten, das Thema be-
stimmenden linearen Elemente, der
erste Moment des Betraehtens ein
Nebeneinander von Linie und Farbe
hätte vermuten lassen können, so
war dieser Eindruck doch nur ein
scheinbarer. Denn sowohl Linie als
auch Farbe verfügten über die Kraft
sich gegenseitig zu steigern und in
dieserihrer wechselwirkenden Funk-
tion das Werk zu einer Einheitlich-
keit und Geschlossenheit im Ge-
samtausdruck zu gestalten.
Neben der Ölmalerei - Lettner
malt vielfach mit Ol auch auf Pa-
pier - pflegt der Künstler nach wie
vor auch die verschiedensten gra-
phischen Techniken, so die Mono-
typie, die Bleistift- und Tuschzeich-
nung und konnte sich mit großem
Erfolg an Fassadenflächen auch im
Sgraffito versuchen. Die durchaus
positive Reaktion auf eine Kollek-
tivausstellung im Tiroler Kunstpa-
villon zu Innsbruck im Jahre 1953,
die Zuerkennung eines Preises beim
Österreichischen Graphikwettbe-
werb im Jahre 1954 und die Verlei-
hung des Preises der Stadt Inns-
bruck im Jahr 1956 brachten Lett-
ner die verdiente Anerkennung.
Vom Jahr 1958 an gewinnt das ma-
lerische Moment in seinem Schaf-
fen immer mehr an Bedeutung. Mit
Hilfe der Farbe allein wird nun-
mehr der Stimmungswert der Bil-
der erreicht, ohne daß freilich die
Linie, die immer noch das Bild-
thema angibt, ganz aufgegeben
wird. Bemerkenswert für diese Zeit
ist auch die Arbeitsweise des Künst-
lers. Er beginnt zu malen ohne eine
Bildvorstellung zu haben. Ohne
festgelegter Konzeption läßt er sich
beim Auftragen der Farben und Ak-
zente lediglich von einer unmittel-
baren Intuition leiten. Es entsteht
so vorerst ein in erster Linie aus
seelischen Impulsen heraus geschaf-
fenes, gegenstandsloses Gemälde.
Erst in einem weit vorgcschrittenen
Stadium des Malprozesses bilden
sich in der Vorstellung des Künst-
lers Assoziationen zur gegenständ-
lichen Welt. Um diese Beziehungen
zwischen den bereits geschaffenen
Formen und Farben und der schau-
baren Wirklichkeit zu erreichen,
wird das Bild vielfach umgedreht
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