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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 77)

4, Q . 4.1.2.? 
1 Lieseloll Beschorner. Akl, 1953. Tempel-u, 60 x 35 zm 
MARIA BUCHSBAUM 
Der Weg der Malerin Lieselott Beschorner 
Abseits vom oft nur allzu hektischen Kunstbetrieb unserer Tage lebt Lieselott Beschorner ein ganz „normales" 
Künstlerleben, das darum fast schon außergewöhnlich ist. Sie blickt nicht viel um sich herum, hält nicht viel 
von Anregungen, die leicht zu Nachahmungen werden, sondern schaut lieber in sich hinein, versteht zu warten, 
bis sich das Werk als schöpferischer lmpetus von selbst anbietet, bis aus der Peripetie einer künstlerischen 
Periode sich aus dem Zugriff eines neuen Materials, einer neuen Technik auch der Übergang in einen neuen 
Schaffensabschnitt fast wie von selbst ergibt. 
Die gebürtige Wienerin absolvierte ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien zwischen 1945 
und 1951 und erwarb ihr Diplom an der Meisterklasse von Professor R. C. Andersen, Seit 1951 ist sie Mitglied 
der WienerSecession, sie reiste sehrviel in der Welt herum. beteiligtesich an zahlreichen repräsentativen Gruppen- 
ausstellungen im Ausland. hatte zwei Personalschauen in Kiruna und Göteborg, stellte aber in Wien nur selten, 
mit etlichen Jahren Intervall, aus und nur dann, wenn sie wieder etwas Neues zu zeigen hatte, von dem sie auch 
wußte, daß es für ihren weiteren Weg Bedeutung haben mochte. 
Blickt man daher den Weg ihrer künstlerischen Entwicklung zurück bis zu seinen Anfängen, wird man erstaunt 
die nahezu nahtlose Abfolge von klar umrissenen Arbeitsphasen vermerken, die sich in einem organischen Wachs- 
tum - jede neue aus der gerade abgeschlossenen hervorgehend i aneinanderschließen. Von ihrem Lehrer 
wurde sie während ihres Studiums und noch Jahre danach in einer fast wissenschaftlich zu nennenden Art ange- 
halten. das Kopf- und Aktzeichnen (neben der Landschaft und dem Stilleben) vom Funktionellen, Konstruktiven 
her zu trainieren (Abb. 1). So bekam sie für alle weitere Zukunft eine gute Grundlage mit. die nur eine Schwierig- 
keit in sich beschlossen trug. und das war der Vollzug der endgültigen Loslösung aus dem Schülerverhültnis 
und der Erwerb der künstlerischen Selbständigkeit. Eine Lapplandreise, die großen Eindruck auf Lieselott Be- 
schorner machte, brachte schließlich diesen Umschwung mit sich, Erstmalig entstanden danach zwischen 1955 
und 1956 Kompositionen. welche den Versuch bargen, sich vom Naturstudium zu lösen, insAbstraktive vorzustoßen. 
Aber noch bleibt das menschliche Antlitz weiterhin im Schaffen der Malerin bestimmend. es verflicht sich 4 
Abbild von lopplöndischen Hirten und Fischern - rnit landschaftlichen Elementen zu Stimmungsbildern, die 
in fortschreitendem Maße mit abstrakten Momenten operieren. 
Dieses allzu bewußte Komponieren, gepaart mit dem Bestreben nach gedanklichem Ausdruck, mußte die junge 
Malerin zu einem Punkt führen. wo es so nicht mehr weiterging. Es war ein Akt der Selbstbefreiung, daß sie nun 
im diametralen Gegensatz dazu begann, rein impulsiv zu malen und nicht mehr zu denken, was zu motorisch 
Schriftartigem. zu impulsiver Direklheit in der Übertragung psychischer Emotionen führte. Für Lieselott Beschorner 
war ein solcher sprunghafter Wechsel im Grunde aber wesensfremd, war nur ein kurzes Zwischenstadium, 
ein Katalysator im logischen Entwicklungsablauf. den nun erst die nächste Schaffensstute erkennen lößt. 
Es ist die Reihe der Temperabilder. die damals (um das Jahr 1958 herum) einsetzte und welche der Künstlerin 
zur ersten bestimmenden Persönlichkeitsfindung verhalf. Das farbige Ereignis bestimmt nun allein die Form; 
anfangs noch etwas nebulos. nimmt das Farbgespräch immer akzentuiertere Formen an, bestimmt die Kon- 
stellation der farbigen Kontrapunktik. bestimmt das harmonisch-ästhetische Gleichgewicht. Lieselott Beschorner 
hat diese Art von Malerei. die völlig frei ist von Gedanklichem und dennoch nicht ins bloß Dekorative absinkt, 
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