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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 56 und 57)

führen, optisch immer mehr zur 
Einheit zusammen. Damit ist be- 
reits in dem ersten Hauptwerk 
der französischen Tapisseriekunst 
ein wichtiger Schritt von der 
völligen Übereinstimmung mit der 
Miniaturmalerei des 14. jh. weg 
zu einem dekorativen Flächenstil 
getan, der Figuren, Beiwerk und 
Hintergrund zu einheitlicher Ge- 
samtwirkung verbindet. 
Einige andere Werke, die sich 
auf Grund ihrer engen künstle- 
rischen und technischen Verwandt- 
schaft der Apokalypse von Angers 
unmittelbar anschließen lassen, 
bieten einen Eindruck von dem 
Reichtum, der Vielfalt und dem 
Umfang, den die Pariser Tapis- 
seriekunst im ausgehenden l4.]h. 
besaß, auch wenn sie nur mehr 
einen verschwindenden Rest von 
dem einstigen Bestand dar- 
stellen. 
Die Serie mit den Darstellungen 
der neun Helden erscheint wie 
ein direktes Gegenstück der Apo- 
kalypse von Angers mit profanem 
Inhalt (New York) (Abb. 4). 
Nach den Wappen und Fahnen zu 
schließen, gehen die Teppiche auf 
einen Auftrag des Herzogs Jean 
de Berry, des jüngeren Bruders 
Herzog Ludwigs von Anjou, 
zurück. Die großen thronenden 
Figuren unter mächtigen Balda- 
chinarchitekturen, die viele kleine 
Figuren tragen, sind den 7 Einzel- 
Bguren, die am Anfang jedes 
Teppichs der Apokalypse erschei- 
nen, unmittelbar verwandt, eben- 
so aber auch entsprechenden Dar- 
stellungen des für denselben 
Herzog von Andre Beauneveu 
ausgestatteten Psalters (Bibl. Nat. 
Ms. fr. 13091). In den Bildern 
der neun Helden, die die ritter- 
liehen Vertreter des alten Te- 
stamentes, der Antike und des 
Mittelalters repräsentieren, kommt 
die Verherrlichung des Ritter- 
ideals zum Ausdruck, die sich 
als ein immer wieder abgewan- 
deltes Thema durch die profanen 
Wandteppichfolgen der Gotik 
verfolgen läßt. In dieser roman- 
tischen Vorstellung des Ritter- 
tums, die insbesondere am bur- 
gundischen Herzogshof vielfälti- 
gen Ausdruck fand, verbindet 
sich Verherrlichung des Herr- 
schers mit Sehnsucht nach Wieder- 
belebung vergangener heroischer 
Zeiten, in der in verfeinerter 
höfischer Form der Überdruß 
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