NORA WATTECK Gcxrhnitgle.
Steinborkborrl -
- ein vergessener Zuwig de:
Xalgburger Kunsthandwerk!
111001111111, Salzburgcr BUatlLIlIZClfilCll s. Mcistumark:
IGG, Palais Pitti. m. m. ms, Flure v. Hohe ss an
! der Pesthcxligetx HHLI Silbcnnonticrung. Sammlung
_]. Uartult, Salzburg
in Privatsammlungen und Museen
begegnen uns manchmal Becher,
Dosen oder Krüge, aus Horn
geschnitzt, meist in silbernen oder
silbervergoldeten Montierungen.
Die Wandungen der Gefäße, die
Deckel der Dosen zeigen aus-
nahmslos in Reliefschnitzerei oder
in flacher Reliefpressung Stein-
böckc und Jäger auf der Stein-
bockjagd.
Sie stammen vorwiegend aus dem
Lande Salzburg und sind Erzeug-
nisse des im 18. Jahrhundert im
Salzburgischen blühenden Hand-
werkszweiges der Steinbock-
hurnschnitzer.
Als Material kann man das dunkel-
braune Steinbockhnrn eigentlich
nicht als „schün" bezeichnen, denn
es ist farblich unwirksam. Allen
daraus hergestellten Gegenständen
fehlt das Strahlende, auch wenn
sie mit edlen Metallen montiert
sind. Nur die menschliche Vor-
stellungskraft hat dieses dunkle
Horn zur Kostbarkeit erhoben,
weil es von einem sagenumwitter-
ten Tiere stammt. Deshalb wird
man auf Steinbockhornarbeiten
stets einen Steinbock dargestellt
sehen, der auf die bedeutungsvolle
Herkunft des Materials hinweisen
soll. llingegen wird man aufElfen-
beinarbeiten höchst selten einen
Elefanten sehen, obwohl sich
Elfenbein vicl leichter schnitzen
läßt als das so spröde, harte Stein-
bockhorn. Man stellt auf diesem
Szenen aus der Jagd auf dieses
Tier und sein Leben zwischen Fels-
schroifen dar; denn vor der Zeit
des Alpinismus waren die steini-
gen Kare und die zerklüfteten
Felswände, in denen der Steinbock
sich aufhält, für den Menschen
eine Welt der Furcht und des
Schreckens. Der Steinbock mußte
in der Vorstellung der damaligen
Zeit über außerordentliche Kräfte
verfügen, um die ständig drohen-
den Gefahren bewältigen zu kön-
nen. Und dieser Kräfte wollte der
Mensch auf verschiedenartigste
Weise teilhaftig werden. S0 trug
man als Schutz gegen Zauberei
das Horn auf der bloßen Haut.
(ieschabt und mit Haaren des
Tieres geräuchert, galt es als
Mittel gegen die Pest. Dazu diente
der „Pestsegen" (Abb. 1), bei wel-
chem in einem Rahmen aus Stein-
bockhorn die Reliquienpartikel der
Pcstheiligen eingebettet wurden.
Noch 1749 zählt Zedler in seinem
Universallexikon 18 Wunderbare
Wirkungen des Steinbockhorns
auf. Er führt unter anderem an:
„Löffel, Näpflein oder Trinkge-
schirr, so aus dergleichen Horn
gemacht, ist unvergleichlich ge-
sund wider Gift und die fallende
Sucht." Daher wurde Steinbock-
hnrn am häufigsten zu Bechern
und Dosen verarbeitet. Letz-
tere dienten wohl in erster
Linie zur Aufbewahrung von
Pillen und Latwerge, um die
Heilwirkung dieser Medikamente
zu erhöhen. Erst in zweiter Linie
dürften diese Dosen für Schnupf-
tabak in Verwendung gewesen
27
ilutcr Slei
Pcskscgcxf
bockhornl
aus Slcin'
echer
uckllc
i! Silh:
, mm