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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 58 und 59)

 
3 Steinbockhornllcrhcr in vergol- 
deter Silbcrulonlieriulg, Privat- 
bcsitz. sl. Wolfgang 
4 (lvaler Herber aus Steilibockhnnl 
m vcrgoldctcnl Silber gefrlßr. 
Dunkel aus vcrguldctcm Silber. 
mit Uoppeladler als Bekroli g. 
Allffdcr Warldllng 7 Stcinbb ke 
HHCl ein Stllulzr gtxtllllltli. n- 
llLll lt- ein vollplast "her Stein- 
bock aus vcrgold Silber als 
Henkel. Salzburg um 1650. 
SIIHIIIHHXI}! lxullnnrrlr, Wien 
5 SlUlllbUCkllUfHlJlTllCf um 1730, 
silbcrlnrllltiert, ehemals Samm- 
n Besitz der Galerie 
burg 
orll-lleckclbecher in 
vergoldeter Augsburger Silber- 
lnontlcrilllg in zr-ltgcnräßcm 
roten: lntdercllli, im Bnltle der 
Flrllu Fischer-Hohler, lNlun- 
rllcll 
7 Slcinbuvikllrvrnbcclicr mir Dar. 
slcllllng der Klfflk" m Miillu 
(Salzburg). Sclmrlkzunlncr rlr-r 
Residenz Mullcllcn 
 
 
 
 
 
nung, dem Anzeiger eines Stein- 
buckwilrltliebes wurden sogar 50 tl. 
versprochen! Noch um 1700 fängt 
man Tiere im Zillertale, um sie im 
'l'ennengebirge auszusetzen, aber 
auch am neuen Standort werden 
sie von den Wilddieben ausgerot- 
tet. Ab 1707 gibt es kein Exemplar 
mehr in freier XVildbahn; nur im 
Wildpark des Schlosses Hellbrunn 
bei Salzburg lebt noch ein kleines 
dorthin gebrachtes Rudel. 1801 
kommt dann auch dort das Ende: 
Die Franzosen General 
Morcau besetzen Salzburg, und 
dieser knallt innerhalb einer Stun- 
de sämtliche Tiere, vom Bock bis 
zu den Kitzen, nieder. 
Es ist schwer erklärlich, warum 
man mit Ausnahme von Trink- 
und Pulverhiärnern, Pestsegen und 
Bestecken kaum Gegenstände aus 
Steinbockhorn findet, deren Ent- 
stehung stilistisch vor 1700 anzu- 
setzen ist. Warum begann man erst 
im 18. Jahrhundert Becher und 
Dosen daraus zu schnitzen? Allein 
die 11 Becher aus der Schatz- 
kammer der Münchener Residenz 
sind alle eindeutig aus der Älitte 
des 18. Jahrhunderts. Es 
durchaus müglich, daß man bei 
unter 
wä re 
der damaligen Vorliebe für (Ihi- 
noiserien - durch einen geschnitz- 
ten chinesischen Trankopferbecher 
aus Nashorn angeregt wurde. das 
so kostbare, seltene Steinbockhorn 
ähnlich zu verarbeiten. Man ver- 
gleiche an einem vollplastiscb ge- 
Steinbockhornbecher 
die Gestaltung von Gebüsch 
und Bäumen mit dem De- 
kor eines chinesischen Nashorn- 
bcchers. 
Dazu bietet die Schatzkammer der 
Münchener Residenz die bestc 
(äelegenheit. Derselbe Vergleich 
kann auch im Museo degli Argenti 
im Palazzo Pitti in Florenz ange- 
stellt werden, wo wir neben chine- 
sischcnNashornbechernSalzburger 
Steinbockhornarbeiten ausgestellt 
sehen 4). 
Für die Theorie, daß Salzburg 
llauptsitz und Mittelpunkt dieses 
liunstzweiges war, bildet ein Be- 
cher der Schatzkammer der Mün- 
chener Residenz ein wichtiges 
Beweismittel: Er zeigt die Dar- 
stellung der Müllner Kirche in 
Salzburg mit dem anschließenden 
Kloster (Abb. 7). Erist ohne Zwei- 
fel die Arbeit eines Salzburger 
Schnlrzcrs. 
schnitzten 
 
Ein weiterer aufschlußreicher Hin- 
weis dafür ist die Verlassenschafts- 
abhandlung nach dem Salzburget 
Domherrn Phillipp Carl Graf von 
Seinsheim, der 1761 starb und 
50 000 Gulden Schulden hinter- 
ließ. Seine Gläubiger waren größ- 
tenteils Künstler und llandwerker, 
die nur kleine Teilzahlungen er- 
halten hatten, aber stets neue 
Aufträge zur Ausgestaltung seines 
Stadtpalais und des Weingarten- 
sehliäßls übernommen hatten. Um 
Wenigstens den bediirftigsten 
Gläubigern mit einer Ausgleichs- 
quote zu helfen, wurden sein llaus- 
rat und seine Sammlungen ver- 
steigert. An erster Stelle wird da 
ein Lorentz llärmler, „Stein- 
bockschnitzer in der Gstätten" ge- 
nanntii). Für 4 34 Jahre Arbeit 
hat er 1114 Gulden zu bekommen. 
Er erhielt 152 H. 41 X. Es heißt 
dann: „Dieser arme Bürger wird 
allen Ansehen nach wegen diesem 
Verlust auf die Gant kommen." 7 
1742 wird Lorentz Härmler Bürger 
der Stadt Salzburg (l). 
An zweiter Stelle wird ein Leopold 
Ehegasser aus Reichenhall mit 
197 H. 10 X Forderung für Stein- 
bockarbeiten aus den Jahren 1755 
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