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Full text: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 58 und 59)

bis 1758 genannt. Auch er war von 
Beruf Bildhauer. Er ist am 23. Mai 
1771 in Reichenhall, 60 jahte alt, 
gestorben 7). 
Leider sind die Forderungen der 
beiden Schnitzer im Nachlaßakt 
nicht einzeln angeführt, so daß 
man ihnen nicht die einzeln in 
der Seinsheimschen Nachlaßin- 
ventur genannten Arbeiten genau 
zuschreiben kann. Unter „Kunst- 
stück und Raritäten von Bildhauer- 
arbeit" werden folgende Stein- 
bockhorngegenstände angeführt: 
„Ein llangleuchter (Luster) mit 
5 Arm, in vergoldetem Kupfer 
gefaßt. 
Ein Lavor samt der Kandl, in 
Silberfassung. 
Zwei 15 Zoll hohe Tafelleuchterä). 
Ein Salzfassl mit Jägern und ande- 
ren Zieraten (Abb. 8)9). 
Ein mit Silber beschlagenes Pulver- 
horn. 
Zwei Becher. 
Ein Paar Messer und Gabelhöi-Tr. 
Ein Paar Steinbockhorn von der 
kleinen Gattung." 
Erzbischof Graf Scluattenbach 
(1753-1774) läßt aus der Schweiz 
neue Zuchttiere für den Wildpark 
Hellbrunn kommen. Am 22. De- 
zember 1765 bezahlt er aus seiner 
Schatulle 60 H. für 3 Becher aus 
Steinbockhorn. Das sind 20 H. Ar- 
beitslohn pro Becher, denn das 
Material stammte ausschließlich 
vom Landesherrn, dem als Jagd- 
herrn alle Hörner abgeführt wer- 
den mußten. 
Unter den Steinbockhornnrbeitcil 
gibt es neben den stark relieiiert ge- 
schnitzten Gegenständen auch Ar- 
beiten - meist Dosen -, welche 
sehr scharfe, aber Hache Deko- 
ration zeigen. Diese Motive wie- 
derholen sich, und es ist anzu- 
nehmen, daß hier eine Pressung 
mit Formen vorliegt. In der an- 
sehnlichen Sammlung von 9 Du- 
sen im Heimatmuseum vun Ricd 
im lnnkreis befinden sich solche 
Arbeiten. Zwei davon tragen ein 
Monogtamm und nur eine ist voll 
bezeichnet mit Klarer. Auch 
in anderen Sammlungen befinden 
sich Dosen, welche diesen Namen 
tragen. Sie sind so regelmäßig in 
der Ausführung und so ähnlich, 
daß mechanische Hilfe angenom- 
men werden muß (Abb. 9). Wahr- 
scheinlich wurde zu diesem 
Zwecke das Steinbockhorn che- 
misch aufgeweicht und mit eiser- 
ncn Prägestempeln geformt 10. II). 
Im „Unschätzbaren Artzeney- 
Büchlein" von Johann  Bräzner, 
Verlag Mauchardt, München 1736, 
lindet sich dazu folgendes „appro- 
birtes Rezept": 
„Horn in Formen zu drucken. 
Nimm Saft von weissen Adorn, 
Eppich und Schafgarbe, von Ret- 
tich, auch starken Weinessig und 
lege das Horn darein. Setze es 
7 Tage wohlbedeckt unter neuen 
Rossmisr, bestreiche deine Hände 
mit Öl und zerreibe das Horn 
wohl damit, truck es worin dir 
beliebt." 
 
8 Gcwurnu 
9 Silbcrgcfal 
30 
Bill aus dem Nachlzß des Grai 
u: Szcinbockhumduse um 1800 
Scinsh 
signiert 
 
n. Sammlung Nota Wattcck, Salzburg 
Klarer, Sammlung J. Bartelt, Salzburg 

	        
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