KURT ROSSAC]
ER Der zlersrbollelze Xrlmtq der Ergjbixrlßbfc 1'012 Xalgburg I.
Neue Erzlderkzmgen in den Sammlungen du Palaggo Pilli in Flarcng
Als Sitz eines lirzbischofs und
als reichsfiirstliche Haupt- und
Residenzstadt war Salzburg bis
zum 19. Jahrhundert im Besitze
reicher Kunstschätze und Samm-
lungen.
In den lnventaren der „hoch-
ertzstüfftlichen Silberkammer")
und der „hochertzstütftlichen gro-
ßen Gallerie" werden viele hun-
dert Objekte beschrieben, deren
Bedeutung wir uns aus den trok-
kenen und laienhaft verfaßten
Listen kaum vorstellen können.
Heute ist die Schatzkammer der
Residenz leer, ihre Heiligtümer
und Schätze sind in alle Xliinde
zerstreut.
Das letzte Inventar, welches 1772
vor der Wahl Hieronymus (iraf
Colloredos angelegt xvurdel),
zeigt eine Sammlung, deren (Stöße
etwa mit der Schatzkammer der
Münchener Residenz verglichen
werden könnte. Aus der Doppel-
stellung der Erzbischöfe als Kir-
chen- und als Reichsfürsten ergab
sich allerdings eine besondere
Zusammensetzung des Schatzes.
Eine große Gruppe meist mittel-
alterlicher Golclschmiedearbeiten
bildete den kirchlichen Bischof-
schatz, die Heiligtümer des Erz-
stiftes 3). Die zweite, sehr um-
fangreiche Gruppe erwarben Erz-
bischof Wolf Dietrich von Rai-
tenau und seine Nachfolger im
Wettstreit mit den Sammlungen
Kaiser Rudolfs ll. in Prag und
Erzherzog Ferdinands von Tirol
in Ambras. Viele Gefäße aus
Bergkristall und anderen llalb-
edelsteinen, köstlich in (ioldemail
montiert, Schmuckstücke aus
Edelsteinen und Guldemail, ferner
unzählige Elfenbeinschnitzereicn
und Raritäten aller Art, wie sie
zur „Kunst- und VCuntlerltamtner"
des 17. jahrhundcrts gehörten,
bildeten den glanzvollen welt-
lichen Schatz der Salzburger
Reichsfürsten. Als dritter Teil
der Silherkammer ist schließlich
die Ausstattung der fürstlichen
Ilofhaltung mit (ieräten aus Gold
Silber zu betrachten, die
für den Gebrauch und die Re-
präsentation dienten. Dazu ge-
hören die zahlreichen xveißsilber-
nen und vergoldeten Geschirre
für die lloftafel, die in mehreren
Serien, sowohl aus der Zeit XVolf
Dietrichs als auch aus dem
18. Jahrhundert, vorhanden wa-
ren.
2
und
All dieser Reichtum ist seit Salz-
burgs Säkularisation und seiner
Vereinigung mit dem Staatsgebiet
Österreichs verschwunden. Was
Kriegsnöte und mehrfache Be-
setzung durch die Franzosen,
was Kontributionen und Plün-
derungen nicht vermochten, das
besorgte griindlichst dieses fried-
liche Ereignis. Mehr als ein Jahr-
hundert war seitdem vergangen.
Die von Napoleon als Sieges-
beute geraubten Pferde von San
Marco waren längst wieder nach
Venedig heimgekehrt, Salzburg
aber wußte nichts vom Schicksal
seiner entschwundenen Schätze.
Es war nur bekannt, daß im
Oktober 1806 „alle artistischen,
numisrnatischen, antiquarischen
und naturwissenschaftlichcn
Sammlungen, die einen Platz im
kaiserlichen Kabinett verdienen",
an die Sammlungen des aller-
höchsten Kaiserhauses abzuliefern
vcaren4). Aber dieser Transport
umfaßte vor allem Gemälde, Mö-
bel u. dgl. Außer einigen Berg-
kristallgefaßen waren keinerlei Ob-
jekte aus Edelmetall darunter.
Die damals von Wien gekaperten
Gegenstände sind heute in den
Depots des Kunsthistorischen Mu-
seums und der Bundesmobilien-
Sammlung unterge-
taucht-ä). Das Schicksal des eigent-
lichen Schatzes jedoch blieb un-
geklärt.
Eine erste Spur wies erst E. Plon 1'),
als er das Glanzstück des Palazzo
namenlos
Pitti in Florenz, ein (ioldemail-
service, das keinem Geringeren
als Benvenuto Cellini zugeschrie-
ben war, als süddeutsch erkannte.
lis handelte sich um vier Henkel-
schalen und eine Pilgertlasche.
Die darauf befindlichen Wappen
deutete Plon als erster richtig
als die Wappen des Erzstiftes
Salzburg und der Erzbischöfe
XVolfDietrich und Marcus Sitticus.
Aber erst als Holzhausen7) im Bo-
den der Flasche auch die Meister-
signatur „Hans Karl fecit 1602"
entdeckte, war endgültig der Be-
weis erbracht, daß diese Meister-
werke der Goldschmiedekunst
kein Florentiner, sondern ein in
Salzburg tätiger Meister geschaf-
fen hat.
Franz Martin konnte dann das
Service im Inventar von Erz-
bischof XYolf Dietrichs Schatz-
kammer aus dem Jahre 1612
nachweisen und seine Entfüh-
rung im März 1806 durch Groß-
herzog Ferdinand lll. von Toska-
na aufzeigen. Dieser
durch Napoleun seines Landes
beraubt - vorübergehend zwi-
schen 1803 und 1805 Kurfürst
von Salzburg geworden. 1806
ließ er sich als seinen vermeint-
lichen persönlichen Besitz 7
kurz bevor Wien seine Hand
nach den Salzburger Kunstschät-
zen ausgestreckt hatte - Möbel
und andere Hofeffekten aus der
Salzburger Residenz nach Würz-
burg nachsenden. Darunter muß
auch die Silberkammer gewesen
sein. Nach seiner Wiedereinset-
zung in Florenz 1814 brachte
er alle Besitztümer dorthin. Die
XVQ I '7
Du I. 'I'r'il mil IIWI Krlialzcir "r:-
lriullvli Half Dietrich: rvsrlieinl im
Hrii 1.3111 i.
Die Reilnkliivrv ilmvkl ilrm lonuu-
Verlag n" u..- lieumlluhv: Final...
Ami Iur I ..,r.r1...riii-t. dm um. ßmll
„(hülle in Uxrrrrrnll"mluonuurrl m.