Biedermeiermalerei bewußt, vielleicht erkennen wir noch immer nicht
ganz jene kostbaren Bilddokumente, weil uns geschult am Realismus,
Impressionismus und Expressionismus 7 die unübersehbare Fülle
oberflächlicher Nachahmungen der Natur voreingenommen gemacht
hat.
Die Ausstellung sucht gerade in dieser Hinsicht neue Wege anzubahnen.
Sie stellt die Kunst der Maler in ihre Zeit. ie zeigt die vielen Ver-
bindungen auf, die Gauermann mit Molitor, Mößmer, Fischbach,
Feid, Hansch, Steinfeld, Waldmüller, Eybl, Danhauser, Ranftl, Neder,
Raffalt und Pettenkofen hatte. Sie erinnert an die Freundschaft mit
Kupelwiescr, Schwind und Schubert, an die Bekanntschaft mit Bürkel,
Morgenstern und Klenze und auch daran, daß Raimund, Nestroy,
Strauß und l.anner diesem Kreis zugehörten. Bilddokumente und
unmittelbare Skizzen stellen diese Beziehungen her und geben eine
Vorstellung und ein lebendiges Bild der Kultur, die in den so fruchte
baren menschlichen Beziehungen wurzelte.
Noch einen weiteren Aspekt vermag die Ausstellung zu eröffnen: sie
deutet die Wohnkultur an, vor allem aber führt sie hin zur Landschaft.
Inmitten einer echt biedermeierlichen Szenerie des romantisch empfun-
denen Alpenlandes bahnt sie neuerlich den Kontakt von Kunstwerk und
Inspirationsquelle an. Durch die Ausstellung auf tlem Mariahilferberg
und im Miesenhaehtal, zwischen Hoher und Dürrer Wand begegnen
sich Kunst und Natur. Der Vergleich lehrt, das Große auch im Kleinen,
Unscheinbaren zu sehen, er läßt auch die Tiefe des so anmutigen Bieder-
meier erkennen, damals als sich Idealismus und Realismus so glücklich bei
gegnetzn. Es liegt nur an uns, diese seltene Harmonie zu erkennen und
nicht einen der beiden Standpunkte oder gar die Auffassung unserer
Zeit als alleinigen Maßstab zu nehmen. Die Zusammenstellung der Aus-
stellung bemüht sich jedenfalls um viele Aspekte, um ein möglichst
buntes, vielseitiges Bild.
Die Galerie „L. 'I'. IYexuurznu", ll"ieu I, Kaülwnrkl ll_ in Im der Ganennanu-
zlnulrllnngr in (Jnleuyfrin mit einer Xrpamtxrllzln rnu ljilrqgraplwicr: lwrfrrlru.
7 Fnvdrith Gautnnann. Wnltlükjl am AHCXXCC. Hvlttikvltt von aß.-
zax - 25.5 t-m, unhcL, Akademie der bildenden Kunstu. XVlcn
s Michael Nedt-r, Husarßneiitquartietuitg m Mödling. (lljllolz, 41 52mm. l7t'1.I u. Ncdt-r man,
t". crreidnsrltu (ialctic. WACH
9 Uicdcimcirrilttcrietir m der Äuxstellultg illlf am. Marialttlfutlicrg m (iulcnslnün. llatticiwitititter
mit Möbeln w. ut-t- Zt-it um 1320130
Ltgtl. Lllsktzzeyllhtwtt-i.
EVA FRODL-KRAFT
Zwiespältig ist der ltintlruck, den
die romantischen (ilasmalereien aus
den Fenstern dcr Franzensburg in
Laxenburg im modernen Betrachter
erwecken: er sieht sich Schöpfungen
gegenüber, dic in Maßstab und
Haltung monumentalen Anspruch
erheben, wie er hicllulilndc in der
Glasmalerei seit dem Mittelalter er-
storben war. Sie LHIfUTSKFCiChCI1 diesen
Anspruch durch das historische Ge-
wand, in dem Sie auftreten: Nicht
nur steht uns der kaiserliche Aufe
traggehcr und seine Familie, der
diese Glasgem." de recht eigentlich
ein Denkmal setzen solle , im histo-
rischen Kostüm aus der Zeit seines
Älnnlnrvrrn
Xhvitnili-irw ISPX" lM-nmw
stellung der Figur in den architeke
fUÜlSChCH, bis ins Nlaßwerk des
Fensters fortschwingendeti Rahmen,
und von dort her kommen auch die
x iclgcstaltigen Rankcn- und Rosetten-
motix c, die die Bordüren des großen
Äledirillrxnfetisu-rs im Speisesaal der
Franzenshurg schmucken. Und man
kann keineswegs sagen, daß der
(älasmaler Gottlob Samuel Mohn,
der diese Fetistcr zu Beginn der
zwanziger lahru des vorigen Jahr-
hundcr .
um die Wisdcrcrweckung der großen
Kunst der mittelalterlichen Glnse
malerei leicht werden ließ; mindestens
in eben dem Hall, in dem er der
rlir-snr
schuf, sich sein Bemühen
Fnrmmwenntrhr- länosr vor?