rennt-n Wilhelm Herdt, Marie Taglioni, (Suttvtt, 70- 501m. im. 1. ".1 r. w. Herdt p. 1x33.
Pnxatlvttiiz. Vilivn
icdnch Wilhelm Heidi. Amallt- lagluuti. Uljl wir. 70 - ähun. litv. 1. lLI r. w. Hehl! p, 1x32.
Ptlxaibcxlil. Wien
bringt. Schwarze Haare rahmen
das schmale Antlitz, dessen hohe
Stirn ein brillantgefaßter Smaragd
an einem goldenen Kettchen ziert.
Stärker noch als in dem anmutigen
Antlitz der schönen Marie wird
in dem ihres jüngeren Bruders
Paul (Abb. 3) ein südländischcr
Zug offenbar, der durch das ln-
karnat, die lebhaften braunen
Augen, die schwarzen Haare und
den Kinn- und Backenbart noch
unterstrichen wird. Mit lässig um
ein Knie geschlungenen Händen
sitzt der Tänzer in einem hohen
Lehnstuhl vor einem geralften
roten Brokatvorhang, der rechts
hinter einer Brüstung einen Aus-
blick auf einen noch lichten, leicht
bewölkten Abendhimmel und ein
wenig Laubwerk gibt. Elegant ist
auch seine Kleidung: er trägt
einen grüngestreiften, grauseiden
abgefüttertcn llausrock, eine lok-
lser geknotete schwarze Seiden-
lzrawatte und hordeauxrote Bein-
klüClCI"). ln der betonten Vor-
nehmheit des äußeren llabitus
herrscht in diesem wie in den
anderen Bildnissen eine noble
Zurückhaltung. lhre Charakteri-
stika sind wohl mehr Repräsenta-
tion und eine etwas
Schönheit als Durchdringung im
Geistigen.
Als Ergänzung zur Bildnisreihe
der Taglionis von Herdt mag hier
noch das recht liebenswürdige,
zwischen 1822 und 1824 entstan-
dene Kinderbildnis des Prinzen
Alexander von Preußen (Abb. 7)
Erwähnung rindenV). Der etwa
dreijährige blondgelockte Prinz
sitzt mit umgchängter Säbeltasche
auf dem Rasen und hält in seinen
Händchen Säbel und Scheide. Ein
riesiger Schutenhut mit Bändern
liegt neben ihm im (jras, am rech-
ten Bildrand steht ein Schaukel-
pferd. Miniaturhaft fein sind die
Blumen und Gräser im Vorder-
grund rechts wiedergegeben, sehr
zart ist das Laubwerk im Hinter-
grund gemalt. Das Tierhaus i
vermutlich eine Voliere A weist
möglicherweise auf den Park der
Pfaueninsel.
Daß die Welt des Malers Herdt
die des Theaters, der Kostüme
und Masken war, mag wenigstens
ein Beispiel zeigen. 1836 schuf er
das Gemälde eines Älaskenballes
(Abb. 6), das Friedrich Wil-
helm lll. erwarb. ln einem groß-
zügig gestalteten Theaterinnen-
raum mit Logen in verschiedenen
Geschossen tummeln sich die als
Kostümrigürchen an- und hinter-
einandergereihten, zumeist mas-
kierten Festteilnehmer. Ein diese
Szenerie rahmender Bühnenvor-
YHIIYJTXOIIIC
hang deutet das Spielerisch-Phan-
tastische eines solchen Festes an.
Die Zahl der in Berlin tätigen
Bildnismaler war im Biedermeier
erstaunlich hoch. Käte Gläser hat
ihre Werke, soweit sie noch er-
fallbar waren, zusammengestellt
und behandeltß). Von allen Gat-
tungen der Älalerei war die Por-
trätkunst neben der Architektur-
malerei in Berlin in jenen Jahr-
zehnten zweifellos am fruchtbar-
sten. Älit der Bildnismalerei verbin-
den sich Namen wie die von Carl
und Oskar Begas, Adolfllenning,
Luise Henry, Wilhelm Hensel,
dessen heute im Besitz der Natio-
nalgalerie West befindliche Blei-
stiftbildnisse uns fast alle bedeuten-
den Vertreter des Berliner Geistes-
lebens über mehrere Jahrzehnte
vor Augen führen, Franz Krüger,
Eduard Magnus, Eduard Meyer-
heim, Julius Schuppe und vieler
anderer. Es war durchweg eine
im Handwerklichen gepflegte, auf
dem Boden des erstarkten Bürger-
tums fußende Kunst, die aus be-
tuhigter Weltschau Menschen und
Dingen offen in die Augen sah.
Berliner Nüchternheit, ein starker
eingeborener Hang zum Realis-
mus kamen hier der Erfassung und
Deutung des jeweils Porträtierten
glücklich entgegen. Nicht gering
ist allerdings auch der Fzintluß des
französischen Klassizismus zu ver-
anschlagen. Wie es die Land-
schafter nach ltalien zog, so unter-
nahmen die Berliner Bildnismaler
nach den Freiheitskriegen Studien-
reisen nach Paris, um von der
Porträtkunst der David, lngres
und Gros und ihrer Schüler zu
lernen. Franeois Gerard, ein
Freund Alexander von Humboldts,
weilte längere Zeit in Deutsch-
land; seine noble, etwas kühle
Auffassung blieb bei vielen nicht
ohne Nachhall. Versuchen wir
llerdt innerhalb der gleichzeitigen
Berliner Bildnismalerei zu sehen,
so gehört er fraglos zu jenen, die
sich von der repräsentativen Auf-
fassung und vornehmen, Distanz
wahr-enden Haltung des französi-
schen Klassizismus beeinflussen
ließen; ja, man kann fast mit Ge-
wißheit annehmen, daß auch er
sich eine Weile in Frankreich auf-
gehalten haben muß. Die behag-
liehe nestwarme Bürgerlichkeit,
das Bieder-(lemütvolle, das die
Berliner Porträtisten in den Drei-
ßiger- und Vierzigerjahren auch
so reich entfalteten, fehlen ihm.
Das aber hat wohl auch seinen
(irund darin, daß er hauptsächlich
Künstler malte, also ein gewisser
Sinn für Pose beiderseits
vornherein gegeben war.
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