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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 60 und 61)

sina 1475 gemalt. Den Ehrenplatz nimmt ein Pseudo-Raffael 
ein, der heute Giulio Romano zugeschrieben wird: Die 111. Alar- 
gnrele 111i! dem Dnzrleen, ein Bild, das vom Erzherzog ganz beson- 
ders geschätzt wurde. 
lm Mittelpunkt dieser Komposition von Teniers steht der Erz- 
herzog vor einem mit Kunstgegenständen beladenen und von 
einem knieenden Ganymed getragenen Tisch 7 ein Werk von 
jeröme Duquesnoy dem jüngeren. Teniers zeigt ihm eine Zeich- 
nung, während hinter ihm ein Jüngling eine Statuette in der Hand 
hält. Unter einem Bogen, der den Saal beherrscht, ist ein anderer 
Hofmaler im Profil zu sehen, Robert van den Hoecke, dem seine 
Fettleibigkeit den Beinamen „das Faß" eingetragen hatte. 
liin anderer Aspekt der erzherzoglichen Galerie ist in einem 
Bild zu sehen, das sich im Kunsthistorischen Museum in Wien 
befindet und weder signiert noch datiert ist. Teniers zeigt darauf 
dem Erzherzog das schöne Porträt des „Manne: im blauen Mante " 
von Catena. Links steht ein Zwerg, nicht viel höher als der 
Tisch hinter ihm, der niemand anderer ist als der Kanonikus 
jean Antoine van der Baren, Hofkaplan und geschickter Blumen- 
maler, der seinem Herrn nach Wien folgen und dort 1659 das 
Inventar von dessen Sammlung anfertigen sollte. 
Auf einer Replik fast ohne Varianten, die sich in Petworth House, 
Sussex, befindet, erkennt man neben dem Erzherzog den berühm- 
ten Bischof von Gent, Antoine Triest, den die gleiche Liebe 
zur Kunst beseelte wie den Fürsten, wenn er auch in den jan- 
senistischen Streitigkeiten sein Gegner war. 
Diese Ansichten der erzherzoglichen Galerie zeigen ausschließ- 
lich Werke der italienischen Schule. Auf jenen, die aus der 
Sammlung Nath. von Rothschild stammen und die sich im 
Wiener Kunsthistorischen Museum befinden, sehen wir aber 
auch einige flämische Bilder: eine schöne Landschaft von Josse 
de Mornper und dem Samt-Breughel, den Trunkenen Silen von 
Rubens, das Porträt von Marie-Louise von Tassis von Van Dyck, 
das Porträt eines Geistlichen von Scorel, eine Landschaft von 
Paul Bril und ein Stilleben mit Blumen, Früchten und Muscheln, 
ein besonders anmutiges Werk von Georg lloefnagel, auf das 
ein junger Diener des Erzherzogs hinweist. 
Die vier Ansichten der erzherzoglichen Galerie, die im Besitz 
der bayrischen Staatsmuseen sind, unterscheiden sich wohl von- 
einander in der Staffage und Gruppierung der Personen, zeigen 
aber immer die gleichen, vom Erzherzog bevorzugten italieni- 
schen Malereien. 
Interessanter ist das Bild, das den Titel Ergberzoglirbe Galerie 111i! 
den Känigeporlrät: trägt und das auch bayrisches Staatseigentum 
ist. Auf ihm sieht man mehrere Werke von Rubens und von 
Van Dyck sowie andere Hämische Bilder, die, in Brüssel zurück- 
geblieben, 1698 nach Tervueren gebracht worden waren; von 
dort wurden sie 1708 wieder in die Hauptstadt zurückgeholt, 
um dem Herzog von Marlbourough Gelegenheit zu geben, die 
besten Stücke daraus für seine eigene Sammlung zu wählen. 
Die genaue Analyse, der Madame Speth-Holterhoff die ver- 
schiedenen Ansichten der erzherzoglichen Galerie unterzogen 
hat, die sich in Brüssel, Wien, München, Schleißheim, im Prado, 
in Woburn Abbey, beim Herzog von Bedford und in (lodden- 
ham bei Lady de Saumarez befinden, sowie von Teniers Bild 
Atelier eine; Künrllerr, das Lord Barnard in Raby Castle gehört, 
gestattet es, sich mit Hilfe des Inventars von 1659 ein Gesamt- 
urteil über die Sammlung des Erzherzogs zu bilden. Die ita- 
liener sind mit 517 Bildern vertreten, die Flamen, Holländer 
und Deutschen zusammen mit 880. Trotzdem sind es fast aus- 
schließlich die Italiener, die auf Teniers Bildern zu sehen sind, 
der die Meisterwerke anderer Schulen, die heute der Stolz des 
Kunsthistorischen Museums in Wien sind, systematisch ver- 
nachlalssigte. 

	        
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